Fasnetsmeetig in Bad Waldsee: Oifach schee

Bad Waldsee – Am Rosenmontag, hierzulande „Fasnetsmeetig“ geheißen, zog bei strahlendem Sonnenschein mal wieder ein Umzug der Superlative durch die engen Gassen des alten Städtchens. Hier eine ganz persönliche Liebeserklärung unseres Berichterstatters an die Waldseer Fasnet.
Dieses Jahr berichtete ich für die Bildschirmzeitung von etlichen Umzügen. Ich war in Hauerz, als die dortige Zunft ihr Jubiläum feierte und völlig baff von den vielen Masken, die sich im Alemannischen Narrenring (ANR) tummelten. Jubiläum feierten auch die Reutener, die Aulendorfer hatten ihr großes Landschaftstreffen im VSAN (Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte), ein bunter Umzug im Königstal ist immer was Besonderes, aber für mich der schönste Umzug ist immer in Waldsee. Darf ich als alter Waldseer sagen.
Das Flair im mittelalterlichen Städtle ist etwas ganz Besonderes. Hoch in den blauen Himmel ragen die beiden Türme von Sankt Peter und schauen zu, wie sich die Straßen füllen. Dann Waldsees „Guete Schtub‘ “: Der Platz vor dem alten Rathaus, flankiert auf der einen Seite vom wunderbaren Fachwerk des „Hirschen“. Gegenüber der „Grüne Baum“. Partins Haus auch wieder sauber hergestellt und mit Werners Haus wieder zum schmucken Ensemble zusammengewachsen. Das ist die Bühne für ein Spektakel der Sonderklasse vor dem alten Kornhaus.
Dicht an dicht standen die Zuschauer wieder. Hier traf man seine Freunde, hier konnte man einhängen zum Schunkeln und mitsingen und auch das eine und andere Küsschen austauschen.
Rentner mit ganz viel Narrenblut
Der Herold zu Pferd am Kopf des Umzuges wurde vor ein paar Jahren abgelöst durch die Rösslegruppe. Und ganz ehrlich: Wer wirft charmantere Kusshände zu den Damen als der Rössletreiber Hermann Pfaff? Und wer könnte mit den Rössle freundlicher für den Umzug Platz schaffen als die drei altgedienten Narren Franz Mosch, Karlheinz Lamperle und Klaus Rembold? Das Quartett ist zwar schon ordentlich im Rentneralter, aber Alter schützt nicht vor Narrenblut.

Avantgarde des Waldseer Narrensprungs: die Rösslegruppe.
Dieser Büttel und seine zwei Begleiter: Einmalig!
Und dann die Nachtwächtergruppe. Schon seit 100 Jahren im Fasnetsgeschäft. Eine feste Größe, Achim Bregler als Tambour, Thomas Bohner als Nachtwächter und Franz Müller als nie um ein witziges Wort verlegener Büttel. Ja, Büttel gibt’s anderswo auch – aber solche? Never ever.
Ikone ohne Kanone
Die Kanoniere. Beim Montagsumzug unbewaffnet ohne Konfetti-Kanone. Aber trotzdem, eine Ikone der Waldseer Fasnet.
Das Spiel der Fanfarenzüge und Musikkapellen, das AHA aus gefühlt tausenden Kehlen wurde verstärkt durch die Akustik des Rathausplatzes.
Auch dabei: Waldseer, die übers Jahr in der Diaspora leben müssen
Vor den Hästrägern liefen die „Närrischen Gruppen“. Und Hand aufs Herz, wo gibt’s denn noch so was wie „Waldsee auswärts“? Das sind Waldseer, die in der Diaspora leben müssen. Einmal im Jahr treffen sie sich an der Fasnet. Manche sind schon beim Sammeln dabei. Und am Umzug versammelten sie sich hinter ihrer eigenen Fahne.

Fahne der Auswärts-Waldseer.
Die Liebeserklärungen der Stadtflüsterer
Die Stadtflüsterer gingen mit ihrer ganz eigenen Liebeserklärung fürs Städtle beim Umzug mit. An jedem Hut ist ein anderes markantes Gebäude der Stadt festgenäht.

Die vor wenigen Jahren gegründete Gruppe der Stadtflüsterer pflegt – wie andere Gruppen auch – die Tradition des Aufsagens, bringt also witzige und zum Nachdenken anregende Begebenheiten aus dem zurückliegenden Jahr zu Gehör.
Ein rundum bunter Umzug, der sich laut und lustig vom Gut-Betha-Platz zum Rathaus, vorbei am „Hasen“ zum „Hafendeckel“, die Friedhofstraße hinein zur Festhalle zieht. Für Nicht-Waldseer: Hafendeckel wurde in alter Zeit das Wurzacher Tor genannt.
Toll, dass die Waldseer Besuch bekamen. Von den Tettnangern, die ihre Hopfensau mitbrachten, von den Aulendorfern, deren neu-alte Maske, das Schnörkelmale, ich nicht entdecken konnte, die Hudelmale aus Kisslegg und das Henkerhaus aus Baienfurt waren mit am Start.

Hudelmale aus Kißlegg.

Fasnetsnachwuchs aus der Nachbarstadt: Fahnenschwenkende junge Aulendorfer.
Und dann kamen sie. Legionen von Schorrenweible, Faselhannes, Narros, Federle und Schrättele. Als Waldseer denke ich immer wieder, die schönsten Masken gibt’s bei uns.

Schorraweibla.

Junge Schrättele.

Waldseer Weißnarren.
Und hinterher das Sammlervölkle. Getreu dem Spruch im Poesie-Album: Ich hab mich hinten angewurzelt, dass keiner aus dem Umzug purzelt.
In Waldsee isch’s halt doch am schenschta. Sag ich als alter Waldseer.
Text und Fotos: Erwin Linder
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Auch unser Reporter Rudi Martin war beim Waldseer Umzug am “Fasnetsmeetig” dabei. Siehe gesonderter Bericht.