Zwingser Josefs-Kapelle mit Maiandacht feierlich wiedereingeweiht
Zwings – Nach einer langen Renovierungszeit, bei der viele Zwingser und Böckiser kräftig mit Hand anlegten, konnte der leitende Pfarrer der Seelsorgeeinheit Oberes Achtal (Bergatreute-Wolfegg-Molpertshaus), Klaus Stegmaier, gemeinsam mit Diakon Franz Fluhr im Rahmen einer Maiandacht die Josefskapelle in Zwings wiedereinweihen.
Seit Generationen umsorgt die Familie Liebrich die Kapelle
Aufgrund des langanhaltenden Regenwetters – die Haidgauer Ortsvorsteherin Ernestina Frick ließ sich für die Feier entschuldigen, weil sie in Sachen Hochwasserschutz unterwegs war – fand die Maiandacht in der Scheune von Familie Liebrich statt, der die Kapelle eine Herzensangelegenheit ist und die sich seit vielen Generationen darum kümmert.
Josef Liebrich erläuterte den zahlreichen Besuchern der Maiandacht das Besondere dieser Kapelle im – wie er es ausdrückte – „Dreiländereck“. Denn die Kapelle liegt zwar auf Bad Wurzacher Gemeindegebiet, der Weiler selbst gehört aber zur Kirchengemeinde Molpertshaus und damit zur Seelsorgeeinheit Oberes Achtal, während das angrenzende Mennisweiler politisch zur Großen Kreisstadt Bad Waldsee gehört.
Diese besondere Gemengelage vereinfachte die Renovation der Kapelle nicht gerade, umso mehr freute sich Josef Liebrich, dass bei der Renovation der Kapelle, die, direkt an der Straße und Bahnlinie der Roßbergbahn gelegen, schon viel aushalten musste und muss, so viele Helfer aus allen drei Gemeinden zum Gelingen der Renovation beitrugen.
Erbaut anno 1730
Die dem heiligen Josef geweihte Kapelle wurde im Jahr 1730 gebaut, vermutlich war sie seinerzeit eine Erweiterung einer ursprünglichen offenen Wegkapelle. Im Jahre 1770 erhielt sie eine Glocke mit der Aufschrift “Sankt Josef und alle Heiligen, bittet für uns”. Diese wurde allerdings im Jahre 1941 zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Das heutige Glöcklein stammt aus dem Jahr 1951.
Ausstattung geschaffen von örtlichen Künstlern
Die Kapelle war früher häufig Opfer von Dieben, die viele wertvolle Figuren und Gemälde entwendeten. Heute befinden sich in der Kapelle noch ein Altarstein und ein schönes Kreuz mit aus neuerer Zeit stammenden Assistenzfiguren (Maria und Josef und St. Sebastian). Der Altarstein und das Kreuz stammen von Robert Maucher, Steinmetzmeister aus Mennisweiler. Die Muttergottesfigur wurde vom Wurzacher Holzbildhauer Klaus Demeter geschaffen und durch Spendengelder der Zwingser und Haider finanziert. Die Josefsfigur stammt von Ernst Bendel aus Haidgau, während die Sebastiansfigur Josef „Seppi“ und Alexandra Liebrich zu deren Hochzeit 2005 von Alois Bareth aus Mennisweiler geschenkt wurde. Bemalt wurden – und damit zum Leben erweckt – wurden die drei Figuren von Doris Bendel, der Ehefrau von Ernst Bendel.
Dass die Zwingser Kapelle den Zwingsern und Böckisern sehr viel bedeutet und quasi zu ihrem Leben dazugehört, zeigt sich auch daran, dass das elektrische Läutwerk, das im Jahre 2000 installiert wurde, neben dem Anteil der Stadt Bad Wurzach ebenfalls zum Großteil aus ihren Spenden finanziert wurde.
Stukkateur Lombacher rettete die Decke
Im Jahre 2019 musste die Kapelle, die für Sterberosenkränze und sommerliche Abendmessen genutzt wird, gesperrt werden, weil durch eindringende Feuchtigkeit die Kapellendecke einzustürzen drohte, die dann vom ortsansässigen Stukkateur Lombacher in mühevoller Restaurierungsarbeit gerettet werden konnte. In der Folge wurde dann auch der Außenputz erneuert.
Als Vertreterin der Stadt Bad Wurzach, die als Eigentümerin der Kapelle diesen Teil der Renovierung mitfinanzierte, und der Haidgauer Ortsvorsteherin war zu der Feier Sybille Allgaier, stellvertrende Bürgermeisterin aus den Reihen des Gemeinderates, gekommen.
Pfarrer Stegmaier ging in seiner kleinen Ansprache auf den Namensgeber der Kapelle, den Heiligen Josef und sein nicht unkompliziertes Verhältnis zur Heiligen Familie ein. Dieser wollte, als er erfuhr, dass seine Verlobte Maria mit Jesus schwanger war, sie verlassen. Doch nachdem ihm im Traum der Engel des Herrn erschienen war, befolgt er gehorsam den Willen Gottes. Er lässt den Glauben zu, sorgt für seine Familie und beschützt sie.
Diakon Franz Fluhr begab sich danach mit Vortragekreuz und begleietet von Thomas Neyer zur Kapelle, um mit Weihwasser die Segnung der Kapelle außen wie innen zu vollziehen, während in der Liebrich´schen Scheune die von einem Bläserquartett des Musikvereines Molpertshaus musikalisch begleitete Maiandachtsfeier von Pfarrer Stegmaier weitergeführt wurde.
Gemütliche Hockete in Liebrichs Scheune
Nach dem Schlusssegen verwandelten fleißige Hände die Scheune in kürzester Zeit zu einer gemütlichen Hockete, wo bei Vesper und selbstgebackenem Kuchen die letzten Stunden des Wonnemonats Mai und die Kapelle noch gebührend gefeiert wurde.
Text und Fotos: Uli Gresser
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