Zehntklässler der Realschule konnten bei Podiumsdiskussion Gemeinderatskandidaten befragen
Bad Wurzach – Bei den anstehenden Kommunalwahlen am 9. Juni sind auch 16-Jährige wahlberechtigt. Die Klasse 10 der Realschule hatte Anfang Mai bei einer Podiumsdiskussion Gelegenheit, Kandidaten der vier Gruppierungen, die sich für Sitze im Stadtparlament bewerben, bei einer Podiumsdiskussion Fragen zur Lokalpolitik zu stellen.
Diese Gemeinderatskandidaten stellten sich den Fragen von Zehntklässlern der Realschule.
Das Podium sowie Lehrer Tobias Ernst (stehend) und Schüler.
Im Vorfeld hatten sich die Schüler im Rahmen des Gemeinschaftskundeunterrichts Fragen zu Bad Wurzacher Themen überlegt. Diese konnten sie unter der Moderation ihres GK-Lehrers Tobias Ernst an Raphael Kroll und Katja Weidner (beide CDU), Karl-Heinz Buschle (Freie Wähler), Frank Rogg (Mir Wurzacher) und Rainer Deuschel (Bündnis 90 /Grüne) stellen.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Kandidaten eröffnete Moderator Ernst die Fragerunde. „Bad Wurzach kann noch attraktiver werden, wenn …“
Katja Weidner: „… neue Arbeitsplätze geschaffen werden und die Gastronomie verbessert wird.“
Karl-Heinz Buschle: „… Anlaufpunkte für Jugendliche geschaffen werden, wie es jetzt mit gerade geschieht.“
Frank Rogg: „Ich komme beruflich viel herum und sehe, dass die Stadt durchaus attraktiv ist, nur muss man die Möglichkeiten sehen und nutzen.“
Rainer Deuschel: „ …Versammlungsmöglichkeiten geschaffen werden. Und es kann noch mehr Engagement für die Umwelt gebracht werden.“
„Wie können Vorschläge der SMV (Schülervertretung) umgesetzt werden?“
Kroll: „Der Gemeinderat hat die Möglichkeit, etwas zu tun.“
Buschle: „Die Stadt ist gerade dabei, bei der Grundschule einen Jugendtreff einzurichten. Damit der dann funktioniert, ist dann aber auch die Beteiligung der Jugendlichen nötig.“
Rogg: „Nutzt Eure Chance, mitzubestimmen und geht wählen.“
Deuschel: „Es ist wichtig, dass Ihr zum wählen geht und Euch beim Jugendrat engagiert.“
„Wie sieht es mit dem Glasfaserausbau in Bad Wurzach aus?“
Kroll: „Das Thema ist im Gemeinderat und wichtig, weil der Datentransfer immer höher wird.“
Buschle: „Das Schulzentrum hat für die Stadt beim Ausbau des W-Lan höchste Priorität.“
Rogg: „Bad Wurzach ist eine der größten Flächengemeinden in Baden-Württemberg, daher wird es dauern, bis alle angeschlossen sind. Aber: Es kommt.“
Deuschel: „Der Ausbau ist auf dem Weg, aber wegen der Flächengröße kann es nicht so schnell gehen.“
„Wie stehen Sie zum Aussichtsturm im Ried?“
Kroll: „Der Turm wird kommen und die Attraktivität der Stadt steigern.“
Buschle: „Die Idee für den Turm kam vom Naturschutz, der damit zeigen will, was im Ried gemacht wurde. Er ist eine Chance für Bad Wurzach. Er ist seit vier Jahren regelmäßig Thema im Gemeinderat. Die Förderung in Höhe von 2,4 Millionen € ist projektbezogen und kann nicht anderweitig verwendet werden.“
Rogg: „Wir müssen die Fördergelder dafür verwenden.“
Deuschel: „Ich bin da zwiegespalten. Einerseits wollen wir die Natur zeigen, andererseits sollten wir mehr für den Naturschutz tun.“
Auf die Frage, ob der Turm am Wochenende für Feten missbraucht werden könnte, antwortete Karl-Buschle: „Er wird keine Party-Location sein.“ Rainer Deuschel sagte dazu: „Er liegt ja im Naturschutzgebiet und wird am Abend abgeschlossen sein.“ Wichtig sei, dass das Ried geschützt bleibe.
Zur Frage einer mangelhaften Informationspolitik bezüglich des Jugendtreffs sagte Karl-Heinz Buschle, man liege im Zeitplan, mehr könne er dazu auch nicht sagen.
Tobias Ernst schickte zu der Frage, wie die Kandidaten zur Windenergie stünden, voraus, dass es um Wurzach seiner Ansicht nach keine Windkraftanlagen geben werde, die das Europa-Diplom gefährden würden. Rainer Deuschel fragte rhetorisch: „Wo kommt die Energie her?“ und er erinnerte an den Atomkraft-Super-GAU in Tschernobyl 1986. Frank Rogg meinte, dass bei diesem Thema die Kommunen „von der großen Politik alleingelassen werde.“ Karl-Heinz Buschle meinte, das sei ein heißes Thema, aber der richtige Energie-Mix sei wichtig. Raphael Kroll sagte, viele Dachflächen würden hierzulande noch nicht genutzt. Das Problem sei die Speicherbarkeit.“
Zum Abschluss stellte Tobias Ernst allen fünf Kandidaten die persönliche Frage:
„Warum kandidieren Sie für den Gemeinderat?“
Raphael Kroll: „Ich bin ja in mehreren Vereinen tätig, aber am meisten Input bekommt man dort.“
Katja Weidner: „Die jüngere Generation sollte auch mitreden können.“
Karl-Heinz Buschle: „Es sind die Mitgestaltungsmöglichkeiten und dass es keinen Parteienzwang gibt. Hier zählt die Person.“
Frank Rogg: „Wir können mitentscheiden, ohne Parteienzwang.“
Rainer Deuschel: „Meine persönliche Motivation sind meine Enkel. Ich möchte beim Thema Klimaschutz nicht nur zuschauen. Auf kommunaler Schiene kann da etwas angeschoben werden.
Kurz bevor es für die Schüler vom Musikraum, wo die Kandidaten-Befragung stattfand, wieder zurück in die Klassenzimmer ging, bat Moderator Tobias Ernst die Kandidaten noch um ein Schluss-Statement.
Raphael Kroll möchte als Gemeinderat Arbeitsplätze und einen Mehrwert für die Bürger schaffen. Für Katja Weidner sollen junge Leute in Bad Wurzach eine längerfristige Perspektive erhalten. Karl-Heinz Buschle will die Stadt vorwärtsbringen. Er appellierte an die jungen Leute: „Stellt Euch in fünf Jahren selbst zur Wahl und sprecht mit den Gemeinderäten, wenn Euch etwas stört.“ Frank Rogg möchte mitgestalten und sich nicht, wenn etwas – wie beim Hallenbad – schiefgeht, aus der Verantwortung ziehen. Rainer Deuschel möchte den Klimaschutz stärken und dass die Ortschaften ihre Identitäten bewahren können.
Text und Fotos: Uli Gresser
Anm. d. DBSZ-Red.: Die verspätete Veröffentlichung dieses Artikels geht zu Lasten des Redaktionsleiters, der als freiberuflich tätiger Journalist noch Pflichten jenseits der Bildschirmzeitung zu erfüllen hat. Der rechtzeitig abgelieferte Beitrag blieb versehentlich liegen.