Wissenschaft trifft auf Schöpfungsgeschichte
Bad Wurzach – Clemens Bittlinger ist evangelischer Theologe und Musiker, Dr. Andreas Burkert ist Astro-Physiker und gemeinsam sind sie mit „Urknall und Sternenstaub“ auf Tour in der Republik, so auch in der St. Verena-Kirche in Bad Wurzach am vergangenen Freitagabend, um diese Symbiose von Glauben und Naturwissenschaften zu erklären, bei der beide Seiten voneinander lernen können.
Clemens Bittlinger, der vor einigen Jahren schon einmal – damals mit dem bekannten Benediktinerpater Amseln Grün im Kurhaus – in Bad Wurzach zu Gast war, wurde in diesem Jahr mit dem Konzertprojekt „Urknall und Sternenstaub“, das er gemeinsam mit dem Astro-Physiker Dr. Andreas Burkert bestreitet, von der katholischen Kirchengemeinde in die Stadtpfarrkirche St. Verena eingeladen.
„Bereits 1991 hatten acht Menschen sich in einer Stahlröhre kasernieren lassen, um einen Flug zum Mars zu simulieren.“ Mit dieser Geschichte führte Clemens Bittlinger die zahlreichen Besucher – die Kirche war vollbesetzt – in das Thema des Abends ein. „Eine Fahrt mit der deutschen Bahn hätte es auch getan“, ist Bittlinger überzeugt, der gemeinsam mit seinem langjährigen musikalischen Wegbegleiter David Plüss am Piano und Martin Hofer an Saxophon, Klarinette und Querflöte seine Lieder vortrug, bei denen er ein ums andere Mal das Publikum zum Mitsingen einlud.
Eine Sekunde des Lichtjahres
Dr. Andreas Burkert begann seinen mit faszinierenden Bildern von Sonnensystemen und der Milchstraße gespickten Vortrag mit der Einordnung unserer Erde im Universum. „Sie ist von außerhalb der 10 Kilometer dünnen Schicht (Atmossphäre und Stratosphäre) betrachtet faszinierend und schön.“ Trotz ihrer Kleinheit sei sie ein wichtiger Teil des Universums. Um die Dimensionen des Universums zu verdeutlichen, erklärte Burkert: „Die Entfernung von Erde zum Mond entspricht einer Sekunde eines Lichtjahres, der Maßeinheit bei der Darstellung der räumlichen Dimension.“
Der Urknall
Laut den Berechnungen der Astrophysik war der „Urknall“ des Universums vor 13,8 Milliarden Jahren, während unser Sonnensystem mit viereinhalb Milliarden Jahren gerade einmal die Halbzeit seiner Lebenszeit erreicht hat. Dass der Mensch aus Sternenstaub besteht, der entsteht, wenn ein Stern stirbt, konnte Burkert anhand der chemischen Elemente, die dabei entstehen, anhand eines Schaubildes nachweisen: Denn H, O, C, N sind genau die chemischen Elemente, aus denen der Mensch zu über 99 % besteht. „Es ist ein Kreislauf, ein Kommen und Gehen.“ Angesichts dieser Erkenntnisse bekommt der bei christlichen Beerdigungen gesprochene Satz: „Aus Staub bist du, zu Staub wirst Du“ eine neue Dimension. „Wir sind tatsächlich Sternenstaubler.“
Burkert brachte noch ein weiteres anschauliches Beispiel: „Wenn Sie den Staub unter ihrem Bett beobachten, sehen Sie, dass er sich zusammenballt. Nach etwa einer Million Jahren entsteht daraus ein Planetensystem.“
Mit dem ihm eigenen Humor betrachtete der Astrophysiker die 100 Milliarden Sterne umfassende Milchstraße, deren südlicher Teil heller leuchtet als der nördliche. Burkert empfiehlt: „Fahren sie nach Südafrika, gehen sie nachts hinaus in einen der vielen Nationalparks. Das wird ein Anblick, den sie nie mehr vergessen werden – wenn Sie ihn überleben.“
Burkert weiter: „Wieso verstehen wir das Universum?“ und gab auch gleich die Antwort: „Weil wir Kinder des Universums sind. Und weil Gott es nicht nötig hat, sich hinter Geheimnissen zu verstecken.“ Er fügte hinzu, dass man als Astrophysiker, der täglich mit der Materie zu tun habe, auch ein gewisses Maß an Bescheidenheit entwickele.
Zurück zur Musik und zu Clemens Bittlinger: „Aus Sternenstaub sind wir gemacht“, heißt es etwa in dem Lied „Sternenstaub“, in dem Bittlinger den Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Glaube, zwischen Urknall und Schöpfung beschreibt. Ein Lied, bei dem die Konzertbesucher fleißig mitsangen.
Beeindruckend waren auch die Solopartien, mit denen Martin Hofer die faszinierenden Bilder von Sternennebeln, Galaxien und der Milchstraße musikalisch begleitete. Die dezente Beleuchtung machte Bilder und Musik dieses Multimediavortrages zu einem ganz besonderen Erlebnis, an dessen Ende Bittlinger im Rahmen der Zugaben einen Appell an die Menschen richtete, die Erde nicht weiter auszubeuten und damit die Zukunft der Menschheit an die Wand zu fahren. Mit einem Gebet um Frieden auf der Welt, insbesondere in der Ukraine und im Nahen Osten, und dem Schlusslied „Seid behütet“ endete dieses ganz besondere Konzert, das die Besucher tief beeindruckt nach Hause entließ.
Text und Fotos: Uli Gresser
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