Wissenschaft oder Panikmache?
Zum Leserbrief „Der Indizienbeweis“ (DBSZ vom 18. März)
Mit Interesse habe ich den Leserbrief von Herrn Dr. Hübner gelesen, in dem er von einem „Indizien-Beweis“ zur Gesundheitsgefährdung durch Windkraftanlagen spricht. Der Begriff „Indizien-Beweis“ ist in der Wissenschaft jedoch unüblich – entweder gibt es belastbare wissenschaftliche Nachweise oder nicht.
Zu den aufgeworfenen Fragen:
1. Luftdruckpulse durch Windräder – eine unterschätzte Gefahr?
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass der von Windenergieanlagen erzeugte Infraschall weit unterhalb der Wahrnehmungsschwelle des Menschen liegt (vgl. Umweltbundesamt, 2023). Es gibt keinen belastbaren Nachweis, dass diese Druckschwankungen gesundheitliche Auswirkungen haben.
2. Ab welcher Höhe in Pascal sind gesundheitliche Effekte nachgewiesen?
Hierzu existieren zahlreiche Studien, unter anderem vom Umweltbundesamt, die belegen, dass die gemessenen Infraschallwerte von Windkraftanlagen deutlich unterhalb der kritischen Schwellen liegen. Der Mensch ist täglich viel stärkeren natürlichen Luftdruckschwankungen ausgesetzt, zum Beispiel durch Wetterveränderungen oder Fahrstuhlfahrten.
3. Welcher Sicherheitsabstand ist notwendig?
Die aktuell geltenden Mindestabstände basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und umfassen Schall- sowie Schattenwurfrichtlinien. In Deutschland gibt es strenge Grenzwerte, die sicherstellen, dass keine Gesundheitsgefährdung für Anwohner*innen besteht.
Fakten statt unbelegte Behauptungen:
Während Herr Hübner eine subjektive „Indizien-Kette“ konstruiert, gibt es zahlreiche wissenschaftliche Studien, die sich mit dem Thema ernsthaft auseinandersetzen. Deshalb füge ich hier das offizielle Positionspapier des Umweltbundesamts an, das auf Basis valider Forschungsergebnisse erklärt, warum Windenergieanlagen keine nachweisbaren Gesundheitsgefahren verursachen.
Mögliche gesundheitliche Effekte von Windenergieanlagen, Umweltbundesamt:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1968/publikationen/161128_uba_position_windenergiegesundheit.pdf?utm_source=chatgpt.com (Anm. d. Red.: Der aktiver Link ist unten administriert).
Die Debatte um Windkraft sollte auf wissenschaftlichen Fakten basieren, nicht auf persönlichen Befindlichkeiten oder unbelegten Behauptungen. Ich hoffe, dass dieser Beitrag zur Versachlichung der Diskussion beiträgt.
Katrin Kietschky, Bad Wurzach-Haidgau
Anm. d. Red.: In ihren Punkten 1 und 2 setzt die Leserbriefschreiberin offenbar Infraschall und Druckpulse gleich. Das sind aber unterschiedliche physikalische Phänomene. Wir veröffentlichen den Leserbrief dennoch, weil er eine Replik auf einen bei der Bildschirmzeitung veröffentlichten Leserbrief ist.
Auf die Anmerkung der Bildschirmzeitungsredaktion hat Katrin Kietschky umgehend wie folgt reagiert: “Ich habe zur Kenntnis genommen, dass mein Beitrag mit einer fachlichen Korrektur versehen wurde, weil ich den Begriff Druckpulse fälschlicherweise mit Infraschall gleichgesetzt habe. Das war mein Fehler, und es ist richtig, dass solche Begriffsungenauigkeiten klargestellt werden. Laut Umweltbundesamt gibt es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Luftdruckpulse durch Windräder gesundheitsschädlich sind. Die erzeugten Druckschwankungen liegen deutlich unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsschwelle und sind geringer als alltägliche Luftdruckveränderungen durch Wetterwechsel oder Fahrstuhlfahrten. Auch die Forderung nach größeren Abständen ist nicht wissenschaftlich begründet. Die geltenden Mindestabstände basieren auf Schall-, Schattenwurf- und Sicherheitsrichtlinien, nicht auf willkürlichen Vermutungen. Zudem zeigen Studien, dass Beschwerden im Zusammenhang mit Windkraftanlagen häufig auf den sogenannten Nocebo-Effekt zurückzuführen sind – also eine psychologische Reaktion auf die Angst vor negativen Folgen, nicht auf tatsächliche physikalische Effekte.”
Leserbriefe sind Meinungsäußerungen. Die Redaktion der Bildschirmzeitung akzeptiert ein breites Spektrum an Meinungen. Nicht veröffentlich werden extremistische, persönlichkeitsverletzende oder offensichtlich wahrheitswidrige Äußerungen.
Bevorzugt veröffentlichen wir Leserbriefe zu lokalen und regionalen Themen. Aber auch Äußerungen zu allgemeinen Themen, die die hiesige Leserschaft bewegen, werden gerne entgegengenommen.