„Wir bekennen, dass Gott mitten unter uns ist“
Bad Wurzach – Pfarrer, Gemeinderäte und Fahnenabordnungen der Vereine hatten in diesem Jahr keine weiten Wege zu gehen: Wegen der anhaltend nassen und kühlen Witterung wurde bereits am Vorabend entschieden, heuer auf die Prozession zu verzichten. Den Altar-Bauern am Prozessionsweg wurde damit viel unnötige Arbeit erspart. In der Kirche wurde dann etliches von der Prozessionsliturge eingebaut.
Die Stadtkapelle unter ihrer musikalischen Leiterin Petra Springer konnte sich in aller Ruhe auf den Gottesdienst einstimmen, während sich vor dem Haupteingang der Pfarrer gemeinsam mit 16 Ministranten hinter dem Vortragekreuz versammelte. Zu ihnen gesellten sich die Fahnenabordnungen von sieben Vereinen; angeführt von der Fahne der Stadtkapelle folgten mit der Stadtfahne noch die von Großem Handwerk und Fetter Zunft. Mit dabei waren auch die TSG, die Feuerwehr, die Landjugend Gospoldshofen und der Liederkranz Chorioso. Auch neun der Erstkommunionkinder, die üblicherweise bei der Prozession den Prozessionsweg mit Blumen bestreuen, waren zu dem Hochfest der katholischen Kirchengemeinde gekommen.
„Gott hat Humor“
Die Stadtkapelle mit ihrer Dirigentin Petra Springer und der Kirchenchor unter der Leitung von Robert Häusle sorgten beim Gottesdienst für den feierlichen musikalischen Rahmen. Dass dann ausgerechnet zur festgelegten Gottesdienstzeit die Sonne schien, nahm Pfarrer Maier in seiner Begrüßung mit Humor: „Das ist ein Ausdruck für Gottes Sinn für Humor!“
Stadtpfarrer Stefan Maier ging in seiner Predigt auf die Bedeutung des Christseins und des Fronleichnam-Festes ein. „Was bedeutet dieses Fest und was feiern wir da öffentlich, indem wir den Raum des Gotteshauses verlassen und hinter der Monstranz durch die Straßen ziehen?“, fragte er die zahlreichen Gläubigen in der St. Verena-Kirche. „An diesem Feiertag demonstrieren Katholiken öffentlich ihren Glauben daran, dass Gott in Brot und Wein mitten unter ihnen ist.“ Sichtbares Zeichen seien feierliche Prozessionen. Denn Monstranz komme von demonstrare (zeigen, bekennen), beantwortete er die rhetorische Frage selbst.
„Glaube ist nicht bloß ein Sahnehäubchen“
„Wir bekennen uns mit der Hostie, dem Stück Brot in der Monstranz, dazu, dass Gott mitten unter uns ist.“ Beim Zug durch die Straßen zeige sich, dass das Leben in Bad Wurzach mit seiner gesamten Bandbreite gesegnet ist: Beim Spital und St. Hedwig die älteren und schwächeren Mitglieder der Gemeinschaft, man ziehe an Schulen und Kindergärten, am Rathaus, Amtshaus und Polizei und geschmückten Häusern vorbei. Dabei sage uns Fronleichnam, unser Leben findet nicht neben dem Glauben statt. „Der Glaube ist nicht irgendetwas Zusätzliches, ein Sahnehäubchen obendrauf oder eine hübsche Verzierung für feierliche Anlässe.“ Der Glaube an Jesus Christus sei Teil unseres Lebens, nicht nur in frohen, sondern auch in sorgenvollen Zeiten. „Ein kleines Stückchen Brot steht im Mittelpunkt, in dem sich Gott selbst uns schenkt.“ Die Eucharistie lasse uns teilhaben, in ihr werde Christus sichtbar.
Um die Monstranz gehe es dabei gar nicht, sondern um ihren Inhalt. Sie sei das Gefäß für Gott, wie wir das Gefäß für ihn sind. „Wir haben IHN in unserer Mitte, laden IHN in unser Leben ein und wir wenden uns dankbar seiner Liebe zu“.
Im Evangeliumswort werde dies deutlich: „Das ist mein Fleisch, das ich für Euch hingegeben habe, das ist mein Blut, das ich für euch vergossen habe“. Als Jesus diesen Satz sagte, fanden das viele Juden unglaublich, ja selbst einige der Jünger wandten sich von ihm ab. „Wir dürfen mit ihm unterwegs sein und dürfen ihn in uns tragen. Das gilt für unser ganzes Leben: Er in uns und wir in ihm.“
Nach dem Abschluss der Eucharistiefeier gab der Pfarrer den Schlusssegen des diesjährigen Fronleichnamfestes mit der während des Gottesdienstes von einem speziellen Licht angestrahlten Monstranz. Diesen Segen entbot Stadtpfarrer Stefan Maier den Gläubigen in lateinischer Sprache: „Panem de caelo praestitisti eis! Brot vom Himmel hast Du ihnen gegeben!“ Worauf die Gemeinde antwortete: „Omne Delectamentum in se habentem (Das alle Erquickung in sich trägt!).“
Zum Abschluss dankte er allen Beteiligten und Helfern. Mit dem von der Stadtkapelle feierlich intonierten „Großer Gott, wir loben Dich“ endete der liturgische Teil des Gottesdienstes, während Robert Häusle an der Kirchenorgel den feierlichen Auszug der Ministranten und Fahnenabordnungen begleitete.
Text und Fotos: Uli Gresser
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