Weiher, Mönche, Biber und böse Burgfrau – Wanderführer Peter Depfenhart kennt sich aus
Bad Wurzach – Der Wurzacher Stadtwald ist mit Wanderwegen – die Nr. 4 und 5 – gut erschlossen. Nicht nur Hundehalter lieben die ruhigen Waldwege, im Sommer ist der an der Straße nach Baierz gelegene Waldweiher auch bei Badenden beliebt. Peter Depfenhart hat kürzlich eine kleine Gruppe von Naturfreunden zu versteckt liegenden Waldweihern im Stadtwald geführt.
An einem der zahlreichen Weiher im Wurzacher Stadtwald.
Warum so viele Weiher in unserer Gegend? Fische waren eine wichtige Quelle an Eiweiß für die Bevölkerung im Mittelalter. Aus dieser Zeit stammen die zahlreichen Gewässer. Ein Weiher ist kein See, er muss ablassbar sein. Das geschieht mit einem „Stöpsel“ und wird „Mönch“ genannt. Ein Weiher ist also kein Naturgewässer, sondern etwas Menschengemachtes: Jeder Weiher hat einen Damm, der stets auf der Ablass-Seite zu finden ist – oft versteckt und eingewachsen, so dass man meinen könnte, es handelte sich um eine von der Natur geschaffene Böschung.
Heute dienen Wurzachs Waldweiher nicht mehr der Fischzucht. Wasserpflanzen und Amphibien brauchen diese Lebensräume, natürlich auch der Biber.
Peter Depfenhart führt auf einem Weg, der früher mal Mühlkanal war. Weiter oben ist der Eulenberg, auf dem der Sage nach eine Burg gestanden ist. Der Wurzacher Heimatforscher Otto Frisch hat schon 1972 von einer dort vermuteten Raubritterburg berichtet. Aber Spuren sind keine vorhanden. Nur alte Seibranzer (der Ort ist nicht weit weg) kennen die Sage von der geizigen Burgherrin: Sie habe um Essen bettelnde Kinder abgewiesen. Darum sei die Burg im Erdboden verschwunden. Der steile Anstieg ist nicht nötig, es grüßt kein Burgfräulein und es lockt nicht das heruntergelassene Haar von Rapunzel.
Im Landkreis Ravensburg finden sich 165 gesicherte Reste von Burgen. Die meisten stammen aus dem Hochmittelalter. Darüber ist mehr zu lesen in dem Buch „Stätten der Herrschaft und der Macht – Burgen und Schlösser in Landkreis Ravensburg“ von Hans Ulrich Rudolf (Hrsg). Viele Burgställe sind darin mit genauer Lageangabe beschrieben: solche sind noch in Bauhofen, Eggmannsried, Eintürnen, Haidgau, Hauerz, Oberschwarzach, Unterluizen, Unterschwarzach, Weitprechts und Wolfartsweiler uu finden; auch die abgegangene Krattenburg in Oberziegelbach gehört in diesen Konatext.
Eine Wanderung an die Waldweiher empfiehlt sich eben jetzt in dieser Jahreszeit, in der das Laub noch nicht die Sicht verdeckt. Noch mehr Führungen zu naturkundlichen Themen werden vom Naturschutzzentrum (NAZ) angeboten. Am besten mal das Programm anschauen. Es tut sich viel Unbekanntes auf. Auf der Homepage des NAZ finden sich viele Angebote für Gruppenführungen, vor allem im Wurzacher Ried.
Am Hang der Endmoräne kommt das Wasser herunter.
Bächle zu dem versteckten kleinen Weiher (im Hintergrund).
Blick auf die Allgäuer Berge.
Der Beckenweiher greift über die Ufer.
Der Biber war es.
Der Seidelbast wird fotografiert.
Dieser Baum ist ein großes Insektenhotel.
Frühblüher (Anfang März 2024).
Gefällter Buchenstamm. Wieder: der Biber.
Noch ruht die Natur (Anfang März 2024).
So versteckt sind die kleinen Weiher. Wer sieht ihn?
Wanderführer Peter Depfenhart kennt den Stadtwald aus dem Effeff – kein Wunder: Er war früher der Stadtkämmerer.
Die Wanderwege Nr. 4 und Nr. 5 sind gut ausgeschildert.
Idyllisch – wo ist der Mönch?
Text und Fotos: Hans Reichert