Skip to main content
ANZEIGE
Kommentar

Was nun, Bad Wurzach?



Der Turm kommt nicht. Bad Wurzach, was nun?

Es ist entschieden: Der Turm kommt nicht! Das Wahlvolk sagt mit klarer Mehrheit: Lasst das Ried in Ruhe. Und: Lasst die Finger von diesem Kostenrisiko!

Es war ein hartes Ringen. In den seriösen Medien am Ort – in der Tageszeitung und in der Bildschirmzeitung – wurde engagiert und niveauvoll gekämpft. In den „unsozialen“ Medien, so hört man, sei es mitunter unsachlich und verletzend hergegangen. Wohl auch an so manchem Stammtisch.

Es ist ein Dissens zwischen dem Gemeinderat und der Stadtregierung einerseits und dem Wahlvolk auf der anderen Seite zu konstatieren. Kritisch ist zu hinterfragen, wie es zu dieser Kluft kommen konnte. Der amtierende Gemeinderat hat ein über viele Jahre erarbeitetes Konzept geerbt, hat sich tief in die Materie eingearbeitet und fast einhellig an den Erfolg des Turmes geglaubt. Die Gemeinderäte haben, zusammen mit engagierten Bürgern, für ihre Überzeugung hart gekämpft. Auch die Stadtverwaltung mit Bürgermeisterin und Kämmerer an der Spitze hat das Turmprojekt mit großem Einsatz betrieben. So wurde bei der Einwohnerversammlung am 24. April 2024 massiv für den Turm geworben.

Die entscheidende Wegscheide zeigte sich am 16. September 2024, als die 4000 Proteststimmen auf dem Tisch lagen. Damals stellte sich die Frage „Projektabbruch“ oder Einleiten eines Bürgerentscheides. Der Gemeinderat hat sich einstimmig für Letzteres entschieden in der Hoffnung, die Stimmung drehen zu können.

Ab jenem Zeitpunkt zeigte sich die Bürgermeisterin überparteilich, griff öffentlich nicht in den Abstimmungskampf ein. Unvergessen ihr Diktum in der Septembersitzung: „Bad Wurzach kann auch ohne Turm gut leben.“ Ihr liege der Frieden in der Stadt sehr am Herzen. „Ich hätte mir schon vorstellen können, von dem Projekt abzusehen.“ Denn: Der Tourismus in Bad Wurzach sei „mit und ohne Turm zukunftsfähig”.

Wohltuend die Reaktion von Herbert Birk, dem Frontmann der Bürgerinitiative, am Tag der Wahrheit. Keine Spur von Triumphgeheul, als bei der Ergebnispräsentation im Sitzungssaal von Maria Rosengarten die Siegeszahlen aufleuchteten. Er ist froh, dass ein Schluss-Strich gezogen wurde und überzeugt davon, dass der Souverän, die Bad Wurzacher Bürgerschaft, eine Entscheidung zum Wohle der Stadt getroffen hat.

Nun herrscht Klarheit. Die Erkenntnis ist schmerzhaft, aber heilend. Eine fehlende Klärung hätte langfristig ungute Wirkung gehabt.

Jetzt gilt es, das – überraschend klare – Ergebnis zu akzeptieren. Alle vernünftigen Wortführer rufen dazu auf. Brücken bauen, Gräben zuschütten, die Hand reichen – das ist die Maxime.

Doch braucht es mehr als schöne Worte, mehr als den Appell zum friedlichen Miteinander.  Will man nicht, dass ein stetes Lamento der Turmbefürworter ob der entgangenen „Jahrhundertchance“ zu hören ist, braucht es Taten, braucht es einen Ruck im Bad Wurzach-Tourismus.

Ein resignatives Augen-zu und Weiter-so ist zu wenig.

Die Diskussion um den Turm im Ried hat vielen Bad Wurzachern die Augen geöffnet. Sie haben erkannt, welch großen Schatz sie vor ihrer Haustüre haben. Die Riedspaziergänge der Gemeinderäte mit ihrem sachkundigen Führer Dr. Roth haben so manchem Wurzacher die Schönheit des Riedes, das Besondere, das Alleinstellungsmerkmal, wie es marketingtechnisch heißt, erschlossen.

Zwei Begriffe waren in der Turmdiskussion immer wieder zu hören: Besucherlenkung und Sanfter Tourismus.

Und zwei Zahlen stachen heraus: die jährlichen Folgekosten des Turms mit 40.000 € und der jährliche Besucherstrom dank des Turms mit prognostizierten gut 40.000 Personen.

40.000 Tagesgäste pro Jahr zusätzlich nach Bad Wurzach zu lenken – das könnte man auch ohne Turm schaffen. Mit einer Minimax-Methode. In Kooperation mit Center Parcs.

Die gigantische Freizeitanlage bei Leutkirch, gerade mal 20 Kilometer entfernt, hat mehr als 1 Million Übernachtungen im Jahr. Im Schnitt zählt die Anlage pro Tag mehr als 3000 Übernachtungsgäste. Wenn man vier Prozent dieser Gäste nach Bad Wurzach lenken könnte (zusätzlich), dann bräuchte man dem Turm nicht mehr nachzuweinen.

Für das Minimax-Konzept Center Parcs braucht es ein zielgerichtetes Maßnahmen-Paket:

– Ein Sondervermögen: Jene 40.000 €, die die Stadt für das Ausgleichen der Turm-Folgekosten zu zahlen bereit gewesen wäre, sollten „mündelsicher“ allein für eine Kooperation mit Center Parcs bereitgestellt werden. „Mündelsicher“ – das heißt: jenseits des Kurbetriebes mit seinen Defizitrisiken. Minimax, das meint: minimaler Einsatz, maximaler Ertrag.

– Es muss ein attraktives touristisches Angebot „1 Tag in Bad Wurzach“ entwickelt werden, zu dem alle Beteiligten – der HGV, die Bad Wurzacher Gastronomie, die Stadt mit ihren Touristikern, die örtlichen Kulturschaffenden und weitere sachkundige Akteure sowie natürlich der Partner Center Parcs – Inputs einbringen. Im Ergebnis muss ein Angebot stehen, das einen Center Parcs-Besucher so gewinnend anspricht, dass er sich entschließt, einen Tag oder auch nur einen halben Tag in der „Kleinen Residenz am Ried“ einzulegen. Zum Beispiel könnte im Zimmer eines jeden Center Parcs-Besuchers ein Bad Wurzach-Bonusblatt liegen, das verbilligte oder erlassene Eintritte, verbilligte Menüs, Rabatte bei Käufen aller Art auslobt.

Es gibt bereits solche Marketingverzahnungen des Tourismus-Riesen Center Parcs mit der Region. So erhalten die Einwohner von Leutkirch und Altusried Rabatte von Center Parcs. Und Center Parcs lenkt das Interesse seiner Gäste auf die Region: Auf der Webseite haben wir folgenden Eintrag gefunden:

Die Umgebung des Parks Allgäu eignet sich besonders gut für wunderschöne Radtouren. Eine tolle Radtour ist die „Frosch-Runde“. Du kommst an großen Seen vorbei, wie zum Beispiel dem Beurener Badsee. Magst du lange Fahrradtouren? Dann ist der 45 Kilometer lange Radweg „Himmelwiesen“ wahrscheinlich genau das Richtige für dich. Auf dieser Route kommst du an vielen kleinen Dörfern vorbei, wie Beuren, Merazhofen, Emmelhofen und Tautenhofen. Nach zwei Dritteln der Strecke kommst du in Kißlegg an. Lass dich dort auf einer Terrasse nieder oder besuche eines der beeindruckenden Schlösser. Halte auch in Merazhofen an, um die Umgebung von einem Aussichtspunkt aus zu bewundern. Am Ende der Route kommst du in Leutkirch im Allgäu an. Dort findest du eine schöne Altstadt und das Museum im Bock, in dem du alles über die reiche Geschichte der Region erfahren kannst.

Warum ist da Bad Wurzach nicht erwähnt?

Bad Wurzach mit seinem europadiplomierten Ried, mit dem Naturschutzzentrum, dem Torfmuseum, dem Käserei-Museum, dem Torfbähnle, mit dem Sepp-Mahler-Haus, dem Leprosenhaus, mit Treppenhaus, Gottesberg und St. Verena-Kirche, mit blühenden Ortschaften, mit Kultur und Natur im überreichen Maße muss in die Köpfe der Center Parcs-Besucher hinein.

Wie gesagt: Lamentieren bringt nichts. Und Schuldzuweisungen schaden nur.

In jeder Krise liegt eine Chance. Lenken wir Sanften Tourismus nach Bad Wurzach. Lasst uns ein Wurzacher Info- und Bonusblatt auf den Nachttisch der Center Parcs-Besucher legen.

So könnte man reagieren auf das Nein zum Turm.

        Tut man nichts, wirkt der Konflikt um den Turm latent auf Dauer nach.

        Der Bad Wurzach-Tourismus muss weiterentwickelt werden, keine Frage. Aber das muss riedschonend vonstatten gehen. Das ist die Botschaft des Bürgerentscheids vom 23. Februar 2025.
        Gerhard Reischmann




        NEUESTE BEITRÄGE

        Bad Wurzach
        Bericht von der Mitgliederversammlung

        Neues Vorstandsteam der Landjugend Bad Wurzach-Gospoldshofen e. V.

        Gospoldshofen – Am Freitag, 28. März, fand die jährliche Mitgliederversammlung der Landjugend Bad Wurzach-Gospoldshofen e. V. statt.
        Leserbrief

        Eine tolle gastronomische Innovation

        Das Mittagsbuffet im „Torfstecher” wird von unserem Leser Wolfgang Hübner sehr gelobt. „Eine tolle gastronomische Innovation in Bad Wurzach”, schreibt er.
        von Wolfgang Hübner
        veröffentlicht am 29. März 2025
        Übergabe der Spende an 12 Kindergärten der Stadt

        Turmgegner übergaben Versteigerungs-Erlös des Turmmodells

        Bad Wurzach – Die Versteigerung des Turmmodells vor einigen Tagen im T4 hatte insgesamt eine Summe von 2100 € erbracht. Jetzt war im Sitzungssaal in Maria Rosengarten die Übergabe des Geldes als Spende für die zwölf Kindergärten der Stadt an die Stadtverwaltung.
        Am 4. und am 11. April

        Bilderbuchkino im Maria Rosengarten

        Bad Wurzach – Am 4. April und 11. April findet folgendes Bilderbuchkino im Maria Rosengarten, in Bad Wurzach, statt:
        Wahlaufruf: “Unterstützen Sie mit Ihrer Stimme die künftigen Kirchengemeinderäte”

        Am Sonntag sind Kirchengemeinderatswahlen

        Bad Wurzach (rei) – 7289 Katholiken über 16 Jahre sind an diesem Sonntag, 30. März, in der Seelsorgeeinheit Bad Wurzach zur Kirchengemeinderatswahl aufgerufen. Im Wahlaufruf der Seelsorgeeinheit heißt es: „Liebe Mitglieder der Kirchengemeinden unserer Seelsorgeeinheit Bad Wurzach, heute möchten wir eine Bitte an Sie richten: Unterstützen Sie mit Ihrer Stimme die Arbeit der künftigen Kirchengemeinderäte. Mit Ihrer Teilnahme an der Kirchengemeinderatswahl zeigen Sie Ihr Interesse an Ihrer Kirch…
        ANZEIGE

        MEISTGELESEN

        Bad Wurzach
        Für Kohl- oder Blaumeisen

        Das Naturschutzzentrum verkauft handgefertigte Nistkästen

        Bad Wurzach – Wer noch schnell einen Nistkasten für Kohl- oder Blaumeisen aufhängen möchte, der erhält die passenden Nisthilfen im Naturschutzzentrum Wurzacher Ried. Die Freiwilligen des Naturschutzzentrums, Amelie Lautenbacher (FÖJ) und Erik Wiedmeier (BFD), haben in Handarbeit rund 30 Nistkästen gezimmert.
        Fit-Fun-Shopping-Tag

        Das Wetter spielte mit und die Besucher kamen in Scharen

        Bad Wurzach – Die Händler der Stadt hatten sich für den Fit-Fun-Shopping-Tag wieder Einiges einfallen lassen: Neben der schon aus dem Vorjahr bekannten Hühner-Schaufenster-Rallye, bei der es auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Preise zu gewinnen gab, lockte etwa beim Mode- und Trendhaus Binder ein Schnäppchenmarkt, die Autohäuser zeigten ihre aktuellen Modelle auf der beliebten Automeile, Optik-Blickfang warb mit einem Sonder-Brillenverkauf und vieles mehr gab es zu bestaunen und zu erwerbe…
        mit Bildergalerie
        veröffentlicht am 25. März 2025
        Stellungnahme

        Der Haistergau wird völlig überlastet

        Die Bürgerrunde Haistergau hat der Bildschirmzeitung nachstehend wiedergegebene Stellungnahme zur am 17. März abgehaltenen Einwohnerversammlung der Stadt Bad Waldsee zum Windenergieausbau zukommen lassen. Wir veröffentlichen die Einlassung ungekürzt in unseren Ausgaben “Der Waldseer” und “Der Wurzacher”; Letzteres, weil das Wurzacher Ried durch den starken Ausbau der Windkraft bei Osterhofen und Oberurbach optisch berührt ist.
        von Karl Merk
        veröffentlicht am 26. März 2025
        Leserfoto

        Die Haidgauer Quellseen

        Haidgau – Leserin Eva Zitzl aus Haisterkirch hat uns nachstehend wiedergegebenes Foto von den Haidgauer Quellseen im Wurzacher Rued geschickt. Sie hat für ihr pittoreskes Bild gleich zwei Titelvorschläge:  “Wie gemalt von der Natur” oder “Wo ist hier oben und wo ist unten?” Gesehen hat sie das wunderschöne Motiv am Samstagnachmittag, 22. März, bei einer Fahrradtour zu den Haidgauer Quellseen. 
        Rund 280 LäuferInnen und Wanderer waren auf den drei Strecken-Variationen unterwegs

        Wurzacher-Landschafts-Lauf (Wu-La-La) war in seiner 10. Ausgabe rundum gelungen

        Bad Wurzach – Der Wurzacher Landschaftslauf (WuLaLa), der über den Lauftreff vom Skiclub Bad Wurzach organisiert und von Hermann Rast organisatorisch verantwortet wird, zeigte sich wettermäßig von seiner besten Seite. Michael Epp, fünffacher Nordic-Walking Weltmeister, führte die rund 280 LäuferInnen und Wanderer auf die um eine Langstrecke erweiterten drei Strecken-Variationen durch die Landschaft rund um Wurzach.
        mit Bildergalerie
        veröffentlicht am 25. März 2025

        TOP-THEMEN

        Bad Wurzach
        Bad Wurzach (rei) – 7289 Katholiken über 16 Jahre sind an diesem Sonntag, 30. März, in der Seelsorgeeinheit Bad Wurza…
        Aulendorf – „Ich bin erleichtert.“ Maria Hartel aus Aulendorf, die sich seit Jahrzehnten für den Schutz des ungeboren…
        Stuttgart / Bad Wurzach (rei) – Das baden-württembergische Verkehrsministerium hat gestern (27. März) das Straßen-San…

        Einzelhandel, Dienstleistungen und Handwerk in Allgäu-Oberschwaben

        VERANSTALTUNGEN

        Bad Wurzach