Waldkindergarten Bad Wurzach bekommt Besuch aus der Luft
Bad Wurzach – Rund 30 Kinder des Waldkindergartens Bad Wurzach lauschten am Dienstagmorgen, 14. Mai, um 9.00 Uhr ganz gespannt auf die Geräusche am Himmel über den Baumwipfeln, denn es hatte sich ein ganz besonderer Besuch angemeldet: Ein Helikopter des Typs H145 vom Hubschraubergeschwader 64 aus Laupheim sollte auf der Wiese beim Waldkindergarten landen.
Die Vorgeschichte: Am 4. April gegen 12.30 Uhr kommen zwei Hubschrauber im Tiefflug über das Gelände des Waldkindergartens mit seinen beiden Bauwagen. Einer davon lässt dabei im Schwebeflug einen großen Korb herab und holt ihn danach wieder ein. Nach zehn Minuten war der Spuk wieder vorbei, zurück blieben verängstigte Kinder und verärgerte Erwachsene. Auf sofortige Nachfrage einer Mutter bei der Bundeswehr wurde bestätigt, dass sich zu diesem Zeitraum zwei Hubschrauber in dem besagten Gebiet auf einem Übungs- und Trainingsflug befanden.
Nachdem in der SZ über den Vorfall berichtet worden war und in dem Bericht bemängelt wurde, dass im Antwortschreiben der Bundeswehr kein Wort des Bedauerns zu dem Vorfall stand, scheint diese Berichterstattung die Presseabteilung des Hubschraubergeschwader 64 an der Ehre gepackt zu haben und es wurde mit den Betreuerinnen des Waldkindergartens ein Besuchstermin mit Landung eines Helikopters vereinbart.
Damit das Ganze auch reibungslos ablaufen konnte, kamen schon am frühen Morgen fünf Soldaten, Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade quasi als „Bodentruppen“ mit dem Auto aus Laupheim am Waldkindergarten an, wo sie dann im Schatten des Buchenwaldes den Kindern Rede und Antwort standen. Auf einem Baumstumpf stand das Modell eines Hubschraubers, anhand dessen die Soldaten den Kindern erklären konnten, wie so ein Hubschrauber funktioniert und warum er zum Beispiel in der Luft stehen bleiben kann.
“Er kommt!”
Als dann der Ruf ertönte, „er kommt!“, war die positive Aufregung deutlich in den Gesichtern der Kinder abzulesen. Eine geplante Landung in der Nähe der beiden Bauwagen verwarfen die beiden erfahrenen Piloten wieder, weil sie befürchteten, die heimeligen Bauwagen des Kindergartens könnten durch die Luftverwirbelungen des Hubschraubers beschädigt werden. Sie landeten dann ganz am anderen Ende der Lichtung im hohen Gras.
Das tat der Vorfreude der Kinder keinen Abbruch, rasch war ein Trampelpfad durch das hohe Gras bis zum schneeweißen Helikopter getreten, nachdem die Rotorblätter zur Ruhe gekommen waren und die beiden Piloten ausgestiegen waren. Diese gaben den Kindern bereitwillig Auskunft etwa darüber, dass der sich in einer Art Käfig drehende Heckrotor Fenestron heißt, oder dass die „braunen Dinger“ unter den Blättern des Hauptrotors, die den Rotor sich „geschmeidiger“ drehen lässt, keine Schrauben sind. Sie ließen die Kinder gerne die Sitze erklimmen und den „Traum vom Fliegen“ träumen.
Einer der Piloten erklärte auch, wie es zu dem Zwischenfall gekommen war. Auf dem Kartenmaterial das den Piloten zur Verfügung stand, waren die Bauwagen noch nicht als Kindergarten verzeichnet. Sie dachten, die Bauwagen seien von Holzmachern dort platziert, um im Trockenen oder im Schatten dort zu vespern.
Zum Abschied bekamen die Piloten noch etwas Süßes mit auf den Weg und ein Album mit selbstgemalten Bildern der Kinder – natürlich von Hubschraubern. Nach einer Stunde setzte der Helikopter seien Flug fort. Zurück blieb auf der Wiese ein großer Abdruck mit umgeknickten Grashalmen, aber bei den Kindern Erinnerungen, die sie wahrscheinlich ihr ganzes Leben nicht mehr vergessen werden.
Text und Fotos: Uli Gresser
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