Vom bunten Kringel zur Spiralgraphik
Bad Wurzach – „Spiralvariationen – Vom bunten Kringel zur Spiralgraphik“, so lautet der Titel der Ausstellung von Dr. Rainer Nentwich, mit der die Reihe der Ausstellungen 2024 der städtischen Galerie in der Stadtbücherei in Maria Rosengarten eröffnet wird; es ist die erste, die von dem Organisations-Duo Christine Linge und Doris Schäfer organisiert und betreut wird.
Zur Vernissage der 249. Ausstellung der Städtischen Galerie, in die der Künstler selbst einführte, kam neben Bürgermeisterin Alexandra Scherer auch Rosemarie Stäbler, die 26 Jahre die Organisation der Galerie verantwortet hatte.
Die Bürgermeisterin als Hausherrin freute sich in ihrer Begrüßung, dass zu dieser „Ausstellung der Premieren“ so viele Gäste (weit über 50) gekommen waren. Denn es war nicht nur die erste Ausstellung des Organisations-Duos, auch für den Künstler selbst war es das erste Mal, dass er seine Werke einer größeren Öffentlichkeit präsentierte. Scherer betonte auch, dass die Galerie gerne einheimischen, regionalen und lokalen Künstlern eine Bühne biete.
Dr. Rainer Nentwich wuchs im Ruhrgebiet auf und war, als er nach seinem Studium nach Bad Wurzach kam, zunächst zwölf Jahre als Arzt in der Rheumaklinik unter Professor Jacobi tätig, ehe er für 27 Jahre bis zu seinem Ruhestand gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Wiwie eine allgemeinmedizinische Praxis in der Kurstadt betrieb.
In freier Rede
Wie der Sammler von Eulenfiguren – von denen er zur Vernissage als Dekoration einige mitgebracht hatte – und Naturfotograf zur Kunst kam, berichtete er in seiner humorvollen – in freier Rede vorgetragenen – Ausstellungseinführung. Vor 65 Jahren habe er in einem Buch über Kunst der Steinzeit bis zur Gegenwart ein Bild entdeckt, das auf die drei Farben Rot, Blau und Gelb reduziert war. Der Kontrast von Bildaufbau und Ausstrahlung des Bildes hatte ihn dahingehend angesprochen, dass er sich sagte: „Das kann ich auch!“ Und dann geschah 50 Jahre lang – nichts.
Aber als vor etwa 15 Jahren in Ochsenhausen im Fruchtkasten eine Miró-Ausstellung stattfand, habe er sich an seine künstlerischen Ambitionen 50 Jahre zuvor erinnert und sei hingefahren. Dort hatte es ihm ein Bild besonders angetan: „Der Schrei des Auerhahns.“ Diesen habe er „verbotenerweise“ fotografiert und zuhause via Diaprojektor auf ein Blatt Papier projiziert, um es nachzumalen – es war die Geburtsstunde des Künstlers Rainer Nentwich.
Dann, bereits im Ruhestand, wollte er mehr Farbe in seinem Haus haben, in dem die Farbe Braun dominiert: Braune Holzdecken, braune Fenster, und die Möbel in Eiche rustikal. Deswegen „erfand“ er seine eigene Technik, die Idee zu dieser „Maschine“ hatte er schon lange im Kopf. Vor 14 Monaten war es dann so weit: Zum ersten Mal setzte er seine im Keller an der Decke befestigte Zeichenplatte in Bewegung, ließ den Filzstift „gut hörbar“ darauf kreisen, auf dass er schöne Kreise darauf ziehe. „Malen, hoffen, warten“, nannte er dieses Prinzip in seiner Ausstellungseinführung. In dem Raster der dadurch entstandenen kleinen Felder konnte er sich dann mit Farbe austoben. Auch hier brach seine Liebe zu Eulenfiguren durch und so zeigen einige der insgesamt 44 Unikate auch eindeutig Eulengesichter.
Faible für Mondrian
Auch sein Faible zum Vertreter des niederländischen Konstruktivismus, Piet Mondrian, konnte er in einigen seinen Arbeiten ausleben. Die Frage, angelehnt an den berühmten Fußballerspruch, „Wie kommt das Eckige in das Runde?“, beantwortete der Künstler freimütig: „Indem ich den Prozess des Spiral-Malens gestoppt habe, so dass in der Mitte der Freiraum entstanden ist.“
Bis 8. März
Die Ausstellung ist vom 26. Januar bis 8. März in der Galerie in Maria Rosengarten in den Räumen der Stadtbücherei während deren Öffnungszeiten zu sehen.
Viele Bilder von der Vernissage in der Galerie