Viele Bürger sprachen uns an: Tut was gegen den Turm!
Zum geplanten Bau des Naturerlebnis- und Beobachtungsturmes im Wurzacher Ried äußern fünf Bad Wurzacher Bürger in einem gemeinsamen Leserbrief nachstehende Kritik:
- Bei der Entwurfsvorstellung wurden Baukosten von knapp 1,5 Millionen Euro genannt. Dies war Grundlage, dass sich der Gemeinderat für diesen Entwurf entschieden hatte, wobei gesagt sein muss, dass selbst diese Summe damals schon der teuerste Planentwurf war.
- seit dieser Entwurfsvorstellung sind die allgemeinen Baukosten um ca. 30 Prozent gestiegen. Die bei dem Turmbau-Vorhaben genannte Kostensteigerung entspricht aber grob 160 Prozemt. Ein weiteres erhebliches Kostenrisiko wird die Gründung bzw. die Fundamenterstellung darstellen. Dies wird ja selbst vom planenden Architekten als schwierigste Baugrundsituation genannt.
- Zur Einwohnerversammlung wurde eine umfassende und ausführliche Information zu den Beweggründen für das Projekt, zum Turmkonzept, über die Bauumsetzung, naturschutzrechtliche Belange und explizit zu den Kosten und der Finanzierung versprochen. Geliefert wurde eine 8 Monate alte Baukostenschätzung und eine pauschale Zahl von 40.000 € pro Jahr an Folgekosten. Diese Zahl konnte nicht näher erläutert werden und erscheint uns über einen längeren Zeitraum gedacht als viel zu niedrig. Anfangs fallen ja noch keine Reparaturen an, aber spätestens wenn Reparaturen oder Kosten durch Bauschäden oder eventuelle Setzungen auftreten, werden die Kosten für den Unterhalt und Weiterbetrieb aus dem Ruder laufen.
- In diesen Kosten sollen alle jährlich anfallenden Kosten für Wartungs- und Servicearbeiten, TÜV-Gebühren, Reinigungskosten, Energiekosten, Versicherungen, Öffnungs- und Schließdienste, Müllentsorgung, Instandhaltung der Zuwegung und allgemeine Bauhofsleistungen enthalten sein.
- Im Präsentationsfilm zum Turm wurden Nahaufnahmen von Tieren und Pflanzen gezeigt, die aber bei dem Abstand über dem Wasser oder vom Turm oben herab nicht erkennbar sind. Dies war eine, wir hoffen nicht absichtliche, in die Irre führende Präsentation.
- den Wert und Nutzen der Arbeit des Kultur- und Heimatvereins Wurzen mit Betrieb des Torfmuseums halten wir für ein Vielfaches höher als den Wert des Nutzens aus dem Betrieb dieses Turmes. Und dies alles bewältigt der Heimatverein mit einem Bruchteil an Kosten und bietet für Schulklassen bei einer Torfbähnlefahrt eine fundierte erstklassige und interessante Bildungsarbeit nicht nur für Jugendliche, sondern für alle Gäste und Besucher.
Kontrapunkte in Kürze
- schwierige Gründung im Moorgebiet (laut eigener Aussage des Architekten)
- eventuell Gefahr der Schädigung des Wasserhaushalts durch Bohrungen in die Tiefe für Pfahlgründung
- schwerwiegender Eingriff im Naturschutzgebiet zum angeblichen Schutz der Natur
- begrenzte Öffnungszeiten, bei schlechter Witterung und im Winter geschlossen
- fehlender zweiter Fluchtweg für Besucher bei Brand
- Panikgefahr bei Fluchtweg über 220 Stufen und Steg bei eventuell mehr als 100 Personen. Oder wie soll die Besucherzahl kontrolliert beziehungsweise begrenzt werden?
- hohe Brandgefahr für das Torfgebiet, trockene Gräser und sonstige Pflanzen durch Glasflaschen oder sonstige Müllgegenstände, die vom Turm in die Vegetation geworfen werden (wir erinnern an den Brand im Ried 1961)
- Einbringung von Beton ins Moor (16 Beton-Bohrpfähle zur Gründung)
- Turmstandort verstößt gegen die Interessen des Kultur- und Heimatvereins Wurzen und gefährdet in hohem Maße die großartige weitgehende ehrenamtliche Tätigkeit der Vereinsmitglieder sowie den Weiterbetrieb der Torfbahn.
- Sicherheitsproblem mit der Torfbahn bei größeren Besuchermengen
- zusätzliche Arbeitsbelastung für die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs
- zusätzliche Arbeitsbelastung für die Stadtverwaltung
- zusätzliche Arbeitsbelastung für die Bad Wurzach-Info
- gedeckelter Zuschuss
- Neuverschuldung bzw. geringere Tilgung von Schulden für die Stadt Bad Wurzach
- Preissteigerungen und Mehrkosten trägt zu 100 Prozent die Stadt Bad Wurzach
Seit der Bürgerversammlung werden wir von ganz vielen Bürgern angesprochen, was man denn tun könne gegen diese Verschwendung von Steuergeldern. Brauchen wir immer noch mehr Infrastruktur, um uns wohlzufühlen. Muss nicht die Devise lauten „klein, aber fein“? Anstatt immer noch größer, höher und teurer? Wollen wir uns wirklich mit Wangen messen? Bad Wurzach hat jetzt schon nicht die notwendigen Mittel, um die Brücken im Kurpark zügig zu sanieren. Die schönen geschwungenen Wegeeinfassungen vor allem im Bereich der damaligen Kurparkerweiterung, die mit viel Geld gebaut wurden, sind größtenteil mit Gras und Gebüsch überwuchert. Der Bauhof kommt nicht hinterher, um um die Sitzbänke herum zu mähen und sie vom Gebüsch freizuschneiden. Der Zufahrtsweg zum Haupteingang des FeelMOOR ist in einem jämmerlichen Zustand. Ein Flickenteppich, der sehr schlecht aussieht. Der Wanderweg, der vom Kurpark Richtung Albers im Ried parallel zum Radweg verläuft, ist nach Regentagen oft mehrere Tage nicht ohne Gummistiefel begehbar.
Im Übrigen möchten wir auf eine bereits online gestellte private Abstimmung „Soll im Bad Wurzacher Ried ein Aussichtsturm von 3,9 Millionen EUR gebaut werden?“ hinweisen. Dieses Onlineportal wird vom Verein „Freundinnen und Freunde der Demokratie“ e.V. Hauptstraße 41 in 21288 Jesteburg zur Verfügung gestellt. Die Abstimmung läuft noch bis 10. Mai. Durch eine Verifizierung über die Handynummer, der ja ein Mobilfunkvertrag mit Person und Adresse zugrundeliegt und die Zusendung eines Codes sind nur Abstimmungen von Handybesitzern aus der Großgemeinde Bad Wurzach berechtigt und keine Mehrfachabstimmungen möglich. Eine 100-prozentige Sicherheit wird es bei keiner Abstimmung geben. Fehler gibt es nur, wenn jemand sich mit einer illegalen Identität ausgibt oder mehrere registrierte Handys besitzt. Der Link zu diesem Portal lautet: https://wisch-app.de/103I
Andreas Bader, Herbert Birk, Karin Hirt, Sabine Martin, alle Bad Wurzach; Markus Gut, Arnach