Stehende Ovationen für Brass-Band Oberschwaben-Allgäu
Bad Wurzach – Der begeisterte Applaus für die BBOA und ihren musikalischen Leiter Bernhard Reifer war wohlverdient, mussten die rund 30 Musiker und ihr Südtiroler Dirigent sehr kurzfristig sich ein abendfüllendes Programm überlegen und einstudieren.
Eigentlich sollte bei der Brass-Gala neben der Brass-Band Oberschwaben Allgäu (BBOA) auch die Brass Band A7 auf der Bühne stehen und Dirigent und Vorstand saßen auch im Publikum. Doch waren diese zur Untätigkeit verurteilt, weil einige der Nachwuchsmusiker/innen so gut sind, dass sie beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ antreten durften, wobei Ort und Termin sehr kurzfristig bekannt gegeben wurden, so dass die A7 relativ kurzfristig ihre Teilnahme an der diesjährigen Brass-Gala im Kursaal Bad Wurzach absagen musste.
Die BBOA eröffnete ihr Konzert mit dem Stück Osterfjorden von Stjin Aertgeets. Osterfjorde ist der Namen eines norwegischen Fjordes im Vestland, der 27 Kilometer tief in das Landesinnere eingeschnitten ist. Der junge belgische Komponist Stjin Aertgeets (Jahrgang 1992) beschreibt in der 2015 veröffentlichten Komposition die sagenhafte Fjordlandschaft.
„De Zee “ war 1996 die Eröffnungshymne des größten Fußballstadions der Niederlande, die Amsterdam Arena, die heute nach Johan Cruyff benannt ist. Der in England geborene holländische Komponist, Songwriter und Produzent John Ewbank komponierte das Stück für diesen Anlass und gab damit den Startschuss für die Karriere der in Holland sehr bekannten Sängerin Trijntje Oosterhuis, die ihr Land 2015 auch beim ESC vertrat.
Mit dem Traditional „Carrick Fergus“ im Arrangement für Brass-Band von Stephen Roberts setzten die Musiker um Dirigent Bernhard Reifer, der auch die Ansage der einzelnen Stücke übernahm, das Konzert fort. Carrick Fergus ist eine Stadt in Nordirland – und der Name eines irischen Traditionals, bei dem sich Klaus Merk an einem der wichtigsten Instrumente für Brass-Bands, dem Euphonium, als Solist auszeichnen konnte.
The Spirit of Puccini nannte der Tiroler Musiker, Komponist und Professor Hermann Pallhuber sein Werk aus dem Jahre 2010. Er ist seit 2016 Professor für Dirigieren und Leitung von Blasorchestern an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim. The Spirit of Puccini verwendet Zitate aus Opern von Giacomo Puccini, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 100. Mal jährt. Das Stück ist technische anspruchsvoll und eine musikalische Herausforderung für alle Register der Brass Band. Auch wenn es von der italienischen Oper inspiriert ist, ist es Hermann Pallhuber doch gelungen, ein originales Brass-Band-Stück zu schaffen und beidem treu zu bleiben: den italienischen Einflüssen und der modernen Brass-Band-Musik. Die BBOA erspielte u.a. mit dem Stück beim Wertungsspiel im Rahmen des Kreismusikfestes in Waltershofen in der Höchststufe eine Bewertung von sagenhaften 97,7 Punkten, wie Vorstand Harald Stumpp voller Stolz verkünden konnte.
Und noch einmal Stjin Aertgeets: „Hope“ Hoffnung soll uns in unruhigen Zeiten daran erinnern, niemals aufzugeben, wie der Komponist selbst in einem Text schreibt, den Bernhard Reifer vortrug.
„Olympic Fanfare and Theme“ war die Eröffnungsfanfare der Olympischen Sommerspiele 1984 in Los Angeles geschrieben vom Altmeister für Film- und andere geniale Musikgenres John Williams. Die Feier der Olympischen Sommerspiele 1984 war für ihn auch eine Plattform, seine außergewöhnliche Begabung der Welt zu präsentieren. Wo immer heute “Olympic Fanfare and Theme” zu hören ist, lässt die beeindruckende Komposition eine ergreifende und erhabene Wirkung entstehen.
„Dies sind die Qualitäten, die wir durch Musik einfangen, beschreiben und bewahren wollen, und es war mir eine große Ehre, „Olympic Fanfare and Theme“ zu den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles beizutragen. Ich widme es liebevoll allen teilnehmenden Sportlern, von denen wir so viel Kraft und Inspiration schöpfen,“ schrieb John Williams dazu. Bernhard Reifer meinte dazu: „Wir freuen uns auf die Olympiade in Paris, und wer weiß, vielleicht ist da musikalisch auch etwas für unser Programm dabei.“
Reifer zeigte dann auch bei „Excalibur“ jenem fesselnden Stück Musik von Jan van der Roost über das sagenumwobene Schwert, das König Artus zum König machte, vollen Körpereinsatz. Eine gute Kondition war auch von den Musikern gefordert, dauert das Monumentalwerk doch eine gute Viertelstunde.
„Mit „For the love of a Princess“ entführte die Brass Band Oberschwaben Allgäu die Zuhörer mit dem Filmthema von „Bravehearts“ in die schottischen Highlands. Aber nur kurz für etwa fünf Minuten. Denn dann wurde es wieder symphonisch: Mit dem Queen-Medley von Philip Sparke „Queen Symphonic Highlights“. Die britische Rockband Queen mit ihrem charismatischen Sänger Freddie Mercury, war und ist bis heute eine der beliebtesten Bands aller Zeiten. Die Musik von Queen existiert heute in zahlreichen Instrumentalarrangements für alle möglichen Schwierigkeitsgrade. Philip Sparke entschied sich für die größten Hits, „Bohemian Rhapsody“, „Bicycle Race“, „Who Wants to Live Forever“ und „We Are the Champions“, und erstellte ein außergewöhnliches Medley im sinfonischen Stil. „Wenn Sie Lust haben mitzusingen, bitte gern!“ meinte der Dirigent bei seiner Ansage dazu.
Mit „All the Best – Alles Gute“ von Otto M. Schwarz setzte die Brass Band einen furiosen Schlusspunkt hinter ihr Programm.Der Musikverein Rickenbach wünschte sich zu seinem Jubiläum ein poppiges Eröffnungsstück, eine Art Erkennungsmelodie für den Verein. Otto M. Schwarz hat in diesem Genre bereits einige Werke wie Fire & Ice, Last Call, Funky Brass und viele mehr geschrieben und versucht immer wieder, neue Klänge und gewagte rhythmische Phrasen in die Welt der Blasmusik zu transportieren. Seine Werke sind original für Blasorchester komponiert und dadurch genau auf die Möglichkeiten dieser Besetzung abgestimmt.
Publikum forderte vehement Zugabe
Deswegen war es auch kein Wunder, dass das Publikum danach vehement eine Zugabe forderte und sogar zwei bekam: Die Nordic Polska und Bourbon Street Brass´in, bei dem es das Publikum endgültig von den Sitzen riss, nachdem die Musiker sich dazu im Saal verteilt hatten und danach noch einmal vor der Bühne versammelten um die Huldigungen entgegen zu nehmen. Bernhard Reifer entschuldigte sich fast dafür, dass sie keine weitere Zugabe spielen konnten, was allerdings nach der Vorgeschichte des Konzertes verständlich war und der sehr guten Stimmung keinen Abbruch tat.
Viele Bilder in der Galerie.