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750-Jahr-Feier in Brugg

Stark besuchte Rochus-Messe aus Anlass des Jubiläums



Foto: Ulrich Gresser
Restaurator Erwin Roth (links) und der Vorstand des Kapellenvereins Gerhard Reischmann vor dem restaurierten Altar der Kapelle.

Brugg – Der Weiler Brugg feierte am 16. August, dem Tag des Heiligen Rochus, dem die Kapelle des Weilers gewidmet ist, sein 750-Jahr-Jubiläum und hatte punktgenau auf den 16. August die Kapelle innen gründlich renoviert. Gerhard Reischmann, Sprecher der Kapellengemeinschaft und des Fördervereins, konnte beim Patrozinium zahlreiche Schaffer und Spender willkommen heißen. Der zweite Festtag mit Dankandacht und Lichtbildvortrag war am 18. August; ein gesonderter Bericht darüber folgt.

Der restaurierte Altar – mehr als 300 Jahre alt – wird gesegnet.

Pfarrer Meschenmoser feierte mit rund 90 Gläubigen den Patrozioniumsgottesdienst, in dessen Verlauf er den frisch renovierten Altar segnete. Der Gottesdienst wurde in ein an die Kapelle angeschlossenes Zelt übertragen. Pater Hubert Veeser, von Gerhard Reischmann in seiner launigen Einführung als „vereinseigener“ Priester bezeichnet, überließ die Messfeier dem Arnacher Ortspfarrer, sorgte aber im Zelt mit seiner Stimmgewalt dafür, dass die Gäste außerhalb der Kapelle ebenfalls stimmlich gehört wurden. Für den musikalischen Rahmen des Gottesdienstes sorgte das Rochus-Quintett unter der Leitung von Hermann Schick sowie Peter Fernholz, der mit seiner Klarinette die Kommunionspendung musikalisch begleitete.

Blick ins Zelt. Im “Volk” war auch Pater Hubert, der Mitglied des Brugger Kapellenvereins ist und schon mehrfach Zelebrant war. Ganz rechts im Bild Arnachs Ortsvorsteher Michael Rauneker, der auch Kirchenpfleger ist.

Das Rochus-Quintett, von links: Hermann Schick, Simon Ringer, Hansjörg Schick, Manfred Miller und am Akkordeon Vitus Ehrmann. Im Vordergrund Alois Fimpel aus Bad Wurzach.

Peter Fernholz spielte zur Kommunion Meditatives.

Das Kopialbuch aus Baindt

Der Leiter des Waldburg-Zeil´schen Gesamtarchives, Rudolf Beck, mit dem Gerhard Reischmann seit Langem im Austausch steht, hatte für die erste urkundliche Erwähnung einer Kapelle in Brugg in einem Urbar aus dem Jahre 1584, einem Verzeichnis über die Besitzrechte einer Herrschaft, herausgefunden, dass ein Brugger Lehensbauer namens Hans Vischer ein Grundstück „an der Kapelle“ bewirtschaftet. „Sie stand unweit von hier jenseits der alten Landstraße. Ihr Standort wird auf der Wolfegger Herrschaftskarte von 1669 gezeigt”, erläuterte Reischmann. Er zeigte ein gerahmtes Foto von einer alten Handschrift. Es war jene Seite in einem Kopialbuch aus dem Kloster Baindt, in dem die Schenkung zweier Brugger Grundstücke im Jahre 1274 durch den Arnacher Ortsadligen Rudolf an das Kloster vermerkt ist. Das Foto hat Rudolf Beck eigens für die Brugger gemacht. Es ist nun gerahmt und wird auf einem von Hans-Peter Schiele gefertigten Holzständer in der Kapelle präsentiert.

Gerhard Reischmann mit dem gerahmten Foto jener Stelle in dem Baindter Kopialbuch, in der Brugg mit Bezug auf 1274 erwähnt ist.

Der Vater von Gerhard Reischmann, Franz Reischmann, hatte im Rahmen seiner Dokumentation zur letzten Renovierung der Kapelle im Jahre 1984 berichtet, dass auf der Innenseite des Altars die Jahreszahl 1722 und der Name des Stifters „Dr. Johann Wilhelm Rom“ angebracht seien, hatte es damals jedoch versäumt, davon ein Foto zu machen. Dies wurde nun bei der aktuellen Renovation nachgeholt. Pfarrer Rom, der Stifter des Brugger Altars, ist auch der Erbauer der Arnacher Barockkirche.

Bis 1984 wusste man in Brugg lediglich, dass der Altar der Weiler-Kapelle in der Zeit vor 1752 in die Kapelle gekommen war, aber man wusste kein genaues Jahr. Bei der Renovation 1984 war der Altar weggerückt worden und Franz Reischmann, der vor 40 Jahren zusammen mit den Nachbarn eine große Innen- und Außenrenovation bewerkstelligte, sah diese Jahreszahl: „1722“; „Dr. Rom”. Dr. Johann Wilhelm Rom war von 1712 bis zu einem Tod im Jahre 1752 Pfarrer in Arnach gewesen und ist mithin eindeutig der Stifter des Brugger Altares. Leider war bei der Renovation 1984 nicht fotografiert worden. In seinem schriftlichen zweiseitigen Renovationsbericht hatte Franz Reischmann aber seine wichtige Beobachtung notiert. Das Foto von Inschrift und Jahreszahl haben wir jetzt, 40 Jahre später, nachgeholt.

Die steinerne Altarplatte

Weitere wichtige Erkenntnisse zum Altar verdanken die Brugger dem Restaurator Erwin Roth (Bild): Denn unter der Holzverkleidung des Altares kam eine Altarplatte aus Muschelkalk zutage, die von den Erbauern der jetzigen Kapelle (um 1700) aus der alten Kapelle übernommen worden war. Sie hatte noch über zwei Jahrzehnte als Altar gedient, ehe wie bereits beschrieben, Pfarrer Rom den Holz-Altar stiftete.

Die Restaurierung des Kreuzweges

Als Restaurator Roth im März den Altar ausbaute, meinte er nebenbei, dass man aus den Kreuzwegtafeln von 1851 ebenfalls „viel machen“ könnte. Sie wurden ihm mitgegeben und Gerhard Reischmann machte sich auf die Suche nach Spendern. Erfolgreich: Über Karl-Heinz Buschle bekam er Kontakt zum Lionsclub Leutkirch, wenige Tage später kam von Karl-Josef Fassnacht, auch er Mitglied des Lionsclubs, die frohe Kunde, dass fünf der Tafeln finanziert würden. Zwei weitere wurden von Einzelspendern übernommen, darunter von dem kürzlich verstorbenen Anton Kling. Nach einem Aufruf in der Bildschirmzeitung kam von Karl Ehrmann der Anruf: „Ich übernehme die restlichen sieben Tafeln.“ Und der ehemalige Kreisverbandsvorsitzende des Blasmusikkreisverbandes Josef Mütz half mit einer großzügigen Spende, die Last der Mehrwertsteuer zu lindern.

Der neue Holzboden

Weil für einen Holzboden eigentlich kein Geld da war, griffen die Brugger Brüder Helmut und Josef Gut in ihre Tasche und spendeten das Material dafür, die Brüder Franz und Hans-Peter Schiele aus Hagenjörges bauten den Boden gemeinsam mit Simon Ringer ein.

Die Figuren von 1909

Die großen Gipsfiguren von Maria und Josef aus dem Jahre 1909 sollten eigentlich nur abgestaubt werden, doch auch für deren Herrichten fand sich mit Anton Abele ein Spender.

Wolfgang Ringer, Mitarbeiter der Kreissparkasse, zugleich stellvertretender Vorstand des Brugger Kapellenvereins sowie Mitbesitzer, richtete Grüße von Dr. Patrick Kuchelmeister aus. Der Vize-Chef der Kreissparkasse Dr. Kuchelmeister ist auch Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung sakraler Kulturgüter, der die aktuelle Brugger Kapellenrenovation mit 2500,00 € unterstützt. Vor dem öffentlichen Festakt hatte Wolfgang Ringer bei der vereinsinternen Jahreshauptversammlung des Fördervereins “Freunde der Brugger Kapelle” e. V. den Kassenprüfbericht vorgelegt.

Spenden kamen auch von der Kreisdenkmalpflege, von der Stadt Bad Wurzach (beim Festakt in Brugg vertreten durch Karl-Heinz Buschle), vom Verein zur Erhaltung sakraler Kulturgüter sowie von der Stiftung „Wegzeichen“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Sabine Langguth von der Stiftung “Wegzeichen” war eigens aus Rottenburg nach Brugg zum Festakt gekommen. Auch die Pfarrgemeinde Arnach beteiligt sich mit einem Obolus aus dem Erlös des Ulrich-Festes.

Der Förderverein

Der Förderverein „Freunde Brugger Kapelle“ hat aktuell 65 zahlende Mitglieder und hat seit 2018 stets 90 % seiner Beiträge dem Baukonto der Kapelle zugeführt. „Einschließlich der am heutigen Tag beschlossenen Förderung in Höhe von 702,00 € ist über die Jahre die stolze Summe von 4246,78 € zusammengekommen. Ich danke meinen Mitgliedern für die stetige Förderung”, sagte der wiedergewählte Vorsitzende Gerhard Reischmann über die finanzielle Beteiligung des Fördervereines an der Restaurierung. „Gerne nehmen wir neue Mitglieder auf.”

Nicht unerwähnt lassen wollte er die großherzige Spende eines Gönners, der ungenannt bleiben wollte, aber dessen Zusage entscheidend war, um das Projekt Altarsanierung überhaupt anzugehen. Das Kostenvolumen der gesamten Sanierung beläuft sich auf 26.000 €, die dank der Spender und Unterstützer gestemmt werden konnte.

Die sechs Familien

Seit 1931 steht die Brugger Rochus-Kapelle im Eigentum der sechs alten Famlien (zuvor war sie Bestandteil der Realgemeinde Brugg gewesen). Die heutigen Eigentümer sind Erhard und Sandra Gut in Trollis, Helmut und Marlies Gut im Wohnplatz Schneider, Herbert und Martina Grösser, Josef Kling, Gerhard und Margit Reischmann sowie die Ringer GbR (die vier Kinder von Simon und Agnes Ringer). „Entscheidend dafür, dass alles geklappt hat, war das aktive und vertrauensvolle Mitarbeiten aller sechs Familien.“

Klaus Ringer war einer der wichtigsten Schaffer bei der großen Innen-Renovation der Brugger Kapelle, kompetent in allen Fragen der Elektrik sowie federführend bei der Restaurierung der Eingangstüre. Dafür gab es ein feines Tröpfchen und viel Beifall.

Die Rochus-Messe

Der Tisch ist bereitet für das Eucharistische Mahl. Der Blumenschmuck kam von Agnes Ringer. Auf dem Zettel stehen die Namen jener jüngst Verstorbener, die in besonderer Weise ins Gebet eingeschlossen wurden: Manfred Thierer, Mitglied und Berater des Brugger Kapellen-Vereins, und Anton Kling, aus Brugg gebürtig und einer der Unterstützer der jüngsten Renovation.

Pfarrer Patrick Meschenmoser, der die Messe an diesem denkwürdigen Rochus-Tag mit den Bruggern und den Mitgliedern des Kapellenvereins feierte, charakterisierte in seiner Ansprache den heiligen Rochus so: „Heilige sind keine lebensfremde Supermenschen, sondern Menschen mit Fehlern und Schwächen, die aber im konkreten Alltag von Gottes Geist durchdrungen sind. Der heilige Rochus war ein von Jesus ergriffener, einfacher gläubiger Mensch, der durch sein selbstloses Handeln an den Pestkranken zum Heiligen des Volkes wurde.“

Bei ihrer Rochus-Messe wirkten die Brugger aktiv mit: Simone Rock (geb. Ringer) hielt die Lesung (Bild), Wolfgang Ringer sprach die Fürbitten. Und das Rochus-Quintett begleitete die Eucharistiefeier mit geistlichen Liedern.

Wolfgang Ringer liest die Fürbitten (Wortlaut der Fürbitten unter “Download” nachlesbar).

Im Festakt zuvor hatte Gerhard Reischmann auch all jenen gedankt, die bei der Mess-Feier mitwirkten wie etwa Mesner Anton Baumann aus Arnach und das Rochus-Quintett sowie natürlich Pfarrer Meschenmoser, der wie die Sänger und die Hauptschaffer ein Weingeschenk bekam.
Text und Fotos: Uli Gresser

Unter Download finden Sie die Ansprache von Gerhard Reischmann im Wortlaut. Er geht detailliert auf das fleißige Zusammenarbeiten bei der Renovation und auf die Unterstützung durch die Spender ein.

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Fotos: Ulrich Gresser

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