Reiner Ginzel und Valerij Petasch spielten im Barocktreppenhaus
Bad Wurzach – Es war ein ganz besonderes Konzert, das die beiden Virtuosen Reiner Ginzel mit dem Violoncello und Valerij Petasch am Flügel im Barocktreppenhaus zum Thema Träumerei boten. Denn Ginzel verband die Musik der Romantik des Duos mit Gedicht-Rezitationen nicht nur aus der Romantik und machte das Konzert auf diese Weise zu einem Gesamtkunstwerk.
Reiner Ginzel
Reiner Ginzel erhielt seine Cello-Ausbildung bei Prof. Karl-Grosch, einem Schüler des legendären Cellisten Julius Klengel. Ginzel arbeitete mit Sängern wie Dietrich Fischer-Dieskau und Peter Schreier zusammen und wurde Preisträger verschiedener nationaler und internationaler Wettbewerbe. Sehr beliebt sind beim Publikum seine musikalisch-literarischen Programme, wie an diesem Abend im Barocktreppenhaus des Schlosses. In dessen Verlauf er sich als genialer, sehr pointiert sprechender Rezitator erwies.
Valerij Petasch
Sein musikalischer Partner Valerij Petasch schloss das weltbekannte Tschaikovski-Konservatorium in Moskau mit „Summa cum Laude“ ab, wurde ein gefragter Orchester-Solist und Begleiter großer Vokalisten in der Moskauer Musik-Szene. Eine Einladung nach Deutschland änderte seinen Lebensweg. Von hier aus konzertierte er mit größtem Erfolg rund um die Welt. Inzwischen ist er für seine „herausragende Chopin-Interpretation“ Ehrenmitglied der Chopin Society Chicago-Moskau. Er führt seit 15 Jahren doppelbegabte Studenten mit einer Klavierausbildung an der Universität Ulm zur Bühnenreife. Seine Vorliebe galt und gilt der Musik der Romantik und des Impressionismus, wovon die rund 60 Besucher des Konzertes einige Kostproben zu hören bekamen.
Schumann, Chopin und mehr
Und so eröffnete er das Konzert mit der „Träumerei“ von Robert Schumann, der er das gemeinsam mit Reiner Ginzel interpretierte Impromptu von Franz Schubert folgen ließ. Nicht fehlen durften natürlich zwei wunderbar perlende Solo-Stücke von Chopin: Die „Nocturne Des-Dur“ und die „Fantasie impromptu“. Sein herausragendes Können ließ auch Ginzel an seinem Cello aufblitzen: Mit der „Gavotte“ des böhmischen Komponisten und Cellisten David Popper. Die Sicilienne von Gabriel Faure und Anitras Tanz von Edvard Grieg ergänzten die „träumerischen“ Werke des ersten Konzerteiles, wofür die beiden Interpreten mit begeistertem Applaus in die Pause verabschiedet wurden.
Gedicht-Rezitationen
„Wäre die Sprache nicht unstrittig das Höchste was wir haben, so würde ich die Musik noch höher als Sprache und als ganz zuoberst setzen.“ Mit diesem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe führte Reiner Ginzel die Zuhörer in die Welt der Gedicht-Rezitation ein. Ob bei Gedichten von Gottfried Benn, Ricarda Huch oder Detlev von Liliencron, Ginzel verlor nie das Motto des Konzertabends „Träumerei“ aus den Augen. Meist gewürzt mit einer reichlichen Prise Humor, wie etwa bei seiner Interpretation der „Traumstadt“ des auf den Spuren Karl Valentins wandelnden Münchner Kabarettisten und Dichters Peter Paul Althaus: „In der Traumstadt ist ein Lächeln stehn geblieben; niemand weiß, wem es gehört.
Und ein Polizist hat es schon dreimal aufgeschrieben, weil es den Verkehr, dort wo es stehn geblieben, stört.“
Im zweiten Konzertteil bekamen die Gäste neben Texten von Clemens Brentano, Hermann Hesse,Hugo von Hoffmannsthal und natürlich des Romantikers schlechthin Joseph Freiherr von Eichendorff mit dem Gedicht „Wo sich berühren Raum und Zeit“ auch ein Gedicht von Mascha Kaléko, einer deutschprachigen, der Neuen Sachlichkeit zugerechneten Dichterin, zu hören.
Musikalisch startete das Duo mit dem beschwingten Faust-Walzer von Charles Gounod in den zweiten Teil. Zweimal Impromptu von Franz Schubert, unterbrochen von der Romanze in f-moll von Sergeij Rachmaninow mit reiner Ginzel als Solisten, folgten. Eine weitere Romanze, nämlich der des Camille Saint-Saens des romantischen französischen Komponisten Camille Saint-Saens ließ Ginzel folgen, ehe er sich als Zuhörer begeistert im Takt des „Moment Musicaux“ erneut von Franz Schubert, wiegte.
Dank an Martha Wild und Rosemarie Stäbler
Ginzel war es vorbehalten, vor dem letzten Stück des Programmes „Aprés un rève“ von Gabriel Faure, Worte des Dankes zu sagen. Sie gingen vor allem an Martha Wild, die dem Konzert so entgegengefiebert hatte und dann doch nicht dabei sein konnte. Er sei zunächst mächtig erschrocken, als er gehört hatte, dass Martha Wild sich ins Krankenhaus habe begeben müssen. Aber als er dann in Bad Wurzach angekommen sei, sei alles perfekt organisiert gewesen. Dafür dankte er Rosemarie Stäbler und dem Team, die für die erkrankte Martha Wild die Organisation übernommen hatten.
Natürlich durften die beiden Künstler nicht ohne Zugabe abtreten. Als erste Zugabe spielte Petasch eines der Lieblingsstücke von Martha Wild, ehe sie als Duo sich mit Johannes Brahm´s Klassiker Ungarischer Tanz Nr. 5 endgültig verabschiedeten.
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