Rainers Rudel singt aus voller Kehle
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Bad Wurzach – Rainer Uhl, pensionierter Lehrer und großer Musikfreund, aktiv mit Gitarre und Ukulele, immer noch auch musikdidaktisch unterwegs, hatte gerufen und zahlreiche Sänger und Musikanten waren gekommen. Auch unser Reporter Hans Reichert war dabei, beim „Rudelsingen“ am vergangenen Freitag, 21. Februar, im Bad Wurzacher Lokal „Sapperlott“.
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21.00 Uhr. Rainers Rudel singt aus voller Kehle. Die Kehlen sind gut geölt. Gerstensaft und Wasser werden im vollbesetzten „Sapperlott“ fleißig konsumiert. Für rund zwei Dutzend Titel sind Textblätter ausgelegt, damit etwaige Erinnerungslücken geschlossen werden können. Natürlich ist der späte Abend nicht gerade die Zeit für „Morning has broken”, aber das hat niemanden gestört. Dafür ging dann die Landstraße, die mich heimbringt, wo ich hingehöre, umso leichter (John Denver, 1971). Nicht so ganz still war es in der vollbesetzten Kneipe für Paul Simons “Sound of Silence” (1965). Gut gelaunt und aus vielen Mündern kam fast der Befehl: „Rote Lippen soll man küssen” – meist mit Blick auf die Nachbarin und ihre Lippenstiftfarbe.
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Rainer Uhl hat viele Gitarrenspieler, sogar eine Geigerin und eine Frau mit Ukulele (Judith Bader) um sich geschart und die Gruppe zum Klingen gebracht. Interessant, was der Mittsiebziger von Früher zu erzählen wusste. So von einem Mordversuch im hiesigen Raum, bei dem er Tatzeuge war. Und so manches aus seiner Schulzeit, als er mit Freunden die einzige Band in Wurzach hatte. Mit belegter Stimme erinnerte er an einen schlimmen Unfall: 1968 haben vier seiner Schulfreunde und Bandmitglieder ihr Leben verloren; der Unfall war im VW Käfer auf der Rückfahrt von Leutkirch nach Wurzach auf Höhe der Leutkircher Haid passiert. In Erinnerung an die Toten wurde „Knocking on heaven´s door” von Bob Dylan (1973) gespielt.
Stammgäste erzählten dem Berichterstatter in der Raucherpause vor der Türe, wie beliebt die Kneipe ist und wie die Singabende gerne angenommen werden. Sogar der Wirt greife immer mal wieder in die Saiten seiner Gitarre; natürlich bringt Antonio, so sein Name, auch Italienisches zu Gehör. Dazu ein kühles Helles und es ist ein schöner Abend.
Text und Fotos: Hans Reichert
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