Räte tendieren zur Generalsanierung des Rathauses

Bad Wurzach – Bereits 2021 war die Sanierung des Rathauses erstmals Thema im Gemeinderat. Anfang 2023 ebenfalls im Rahmen der Haushaltsdebatte für 2023. Nun erhielt der Gemeinderat einen Bericht zum Sachstand. Es gibt zwei Sabierungsszenarien. Szenario 1 würde 1,4 Millionen € kosten, Szenario 2 würde mit 2,5 Millionen zu Buche schlagen, würde aber aus Mittel des Landes stark bezuschusst.
Stadtbaumeisterin Kathleen Kreutzer erläuterte den Sachverhalt. Nach dem Umzug des Bürgerbüros ins Amtshaus im Jahre 2020 stellte sich heraus, dass – um die Räume weiterhin als Büroraume zu nutzen – mehr als nur Schönheitsreparaturen erforderlich sein werden. Zum einen wegen der Feuchtigkeitsschäden, die dazu führten, dass die Räume im Untergeschoss nicht nutzbar sind. Die Nutzung dieser Räume sind aber für die Verwaltung, die eh schon Arbeitsplatzteilung in manchen Bereichen machen muss, von großer Bedeutung.
Deshalb wurde zur konkreten Klärung des Sachverhalts das in Sachen Denkmal-Sanierung erfahrene Architekturbüro Sick & Fischbach aus Ochsenhausen beauftragt, eine Bestandsaufnahme der Schäden zu machen und Sanierungsvorschläge auszuarbeiten.
Im Rahmen der Voruntersuchungen wurden im Obergeschoss im Bereich des Uhrenturms ein Feuchtigkeitseintritt festgestellt, der Schäden an der Gebäudesubstanz verursacht.
Darüberhinaus ist das Fehlen eines fehlender Sozialraums nicht mehr zeitgemäß; auch die Heizung und Elektrik entsprechen nicht mehr heutigen Standards.
Die zwei Szenarien
Julia Niedermaier von besagtem Architekturbüro stellte die konkreten erforderlichen Maßnahmen in zwei Varianten vor: Variante 1 beinhaltete die zwingend erforderlichen Maßnahmen, in Variante 2 kommen zu den alternativlosen Sanierungsmaßnahmen noch die energetische Sanierung mit Einbau einer neuen Heizung, der Ersatz der Elektroinstallation mit Einbau von LED-Leuchten, Sanierung der sanitären Anlagen, Austausch von Bodenbelägen und Türen sowie die Herstellung von Barrierefreiheit durch den Einbau eines Aufzuges.
Um den Feuchtigkeitseintritt im Sockelbereich des Gebäudes dauerhaft zu verhindern, wäre der Einbau einer sogenannten Horizontalsperre notwendig, was jedoch vom Denkmalamt bisher als ein zu großer Eingriff in die Gebäudesubstanz des als Kulturdenkmal eingestuften Rathauses angesehen und abgelehnt wird.
Die aktuelle Kostenschätzung für Variante 1 beträgt ca. 1,4 Millionen €. Für Variante 2 spricht, die aktuell mit 2,5 Millionen € veranschlagt wird, dass bis zu 51 % der förderfähigen Kosten (also auch Planungskosten und die Interimslösung, etwa eines Bürocontainers) gefördert werden können.
Nachteil bei Variante 2 wäre, dass für die Zeit der Sanierung eine Interimslösung (zum Beispiel ein Bürocontainer) für die Verwaltung benötigt wird. Variante 1 könnte im laufenden Betrieb (mit Einschränkungen) bis zum Herbst 2026 umgesetzt werden. Für Variante 2 rechnen Kathleen Kreutzer und Julia Niedermaier auf Anfrage von Franz-Josef Maier (MirWurzacher) mit einer um ein Jahr längeren Bauzeit. Dieser wunderte sich auch über das Denkmalamt und dessen Entscheidungen. Denn beim Abriss des Hauses in der Parkstraße einige Jahre zuvor habe die Überlegung einer Horizontalsperre keine Rolle gespielt und damit war das Haus nicht mehr zu retten gewesen.
Fragen der Räte
Petra Greiner (CDU) fragte nach, weil das das Geländer im Treppenhaus des Rathauses angeblich zu niedrig sei. Sie verwies auf das Treppenhaus in Maria Rosengarten, dessen Geländer noch niedriger sei.
Bernhard Schad fragte nach, aus welchem Fördertopf die Maßnahmen bei Variante 2 subventioniert würden. Das Geld käme aus den Mitteln der Stadtsanierung, bekam er zur Antwort. „Dann wäre die Variante 1 insgesamt die teurere Lösung.“
Klaus Schütt (CDU) sagte, dass die Mitarbeiter und der Personalrat unbedingt befragt werden müssten, was die Verwaltung bereits in Vorlage angekündigt hatte.
Manfred Braun (FW) verglich die Maßnahmen mit einem privaten Häuslebauer, der „ganz sicher“ Variante 2 machen würde, um nicht in zehn Jahren für noch teureres Geld noch einmal anfangen zu müssen.
Aufgrund der Herstellung von Barrierefreiheit durch den Einbau eines Aufzuges sieht Rainer Deuschel (Grüne) die Variante 2 als einzig richtige Lösung an.
Ernestina Frick (FW) erklärte, dass Barrierefreiheit in der heutigen Zeit unabdingbar sei: „Jeder muss mal zur Bürgermeisterin hochkommen können.“ Sie fragte auch, ob es eventuell über die Förderung aus der Stadtsanierung noch weitere Möglichkeiten geben würde. Stadtbaumeisterin Kathleen Kreutzer sagte zu, sich darum zu kümmern.
Heinrich Vincon (CDU), erklärte, dass Variante 2 zukunftsgerichtet und aufgrund des „nicht so guten Baugrundes“ sinnvoll sei
Bürgermeisterin Scherer sagte, dass mit der Gemeinderatsentscheidung nun öffentlich der Auftrag an die Verwaltung erteilt werde, die Mitarbeiter mit einzubeziehen. Dies solle durch den Personalrat erfolgen. Sie wies auch darauf hin, dass die Verwaltung dringend mehr Räume benötigt.
Die Abstimmung erfolgte einstimmig.
Uli Gresser
Unter „Downloads“ haben wir die Präsentation von Julia Niedermaier hinterlegt.
Lesen Sie hierzu auch unsere Ausführungen zum Bilderfries am Rathaus, veröffentlicht im „Wurzacher“ am 24. Januar 2023.