Pfarrer Maier predigte in Versen

Bad Wurzach – Zum 11. Mal begleitete die Stadtkapelle die Narrenmesse in St. Verena musikalisch, für Pfarrer Stefan Maier, der seine Predigt in Versform hielt, ein Grund, Petra Springer und ihren Musikern mit einem ganz besonderen Applaus zu danken.
Pfarrer Patrick Meschenmoser, der für den am Fuß verletzten Pfarrer Stefan Maier die Liturgie hielt, zog mit Ministranten, Hästrägern und fast mit dem gesamtem Zunftrat hinter der Zunftfahne zu den Klängen des Michael Jackson-Klassikers „Heal the world“ in die St. Verena-Kirche ein. Auch die Freunde des Ungeziefers, die in diesem Jahr als Picasso-Wanzen unterwegs sind, waren mit Kind und Kegel bei dem Gottesdienst vertreten. Dazu gesellten sich Bürgermeisterin Alexandra Scherer und einige Stadt- und Gemeinderäte.
„Wir werden Jesu Rede hören, die uns heute will belehren, was unserm Handeln ziemt und frommt: dass uns aus dem Innern kommt, was die Lieb und Eintracht wirkt. Was der Mensch im Herzen birgt, das bleibt den andern nicht verborgen. Der Mund tut kund was in uns ist, wes Geistes Kind du wirklich bist. Seid ihr bereit, ihm zu vertrauen?“
„Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens was uns letztlich glücklich machen kann“, sagte Pfarrer Stefan Maier am Beginn seiner natürlich in Reimform gehaltenen Predigt. „Ich meine, Jesus sieht das wirklich richtig, er sagt: das ist vor allem andern wichtig: Im Herzen gut und richtig wählen, dann wird dadurch (!) die Liebe zählen. Das sei halt wie bei einem Baum: Ob dieser „gut“ ist, erkenne man erst, wenn er Früchte trägt, bei einem schlechten gebe es keine Früchte. „Von Disteln pflückt man keine Feigen, Dornen stets ohne Trauben bleiben.“ Jeder solle schauen, im Herzen rein zu sein, denn „Man sieht nur mit dem Herzen gut!“ Bezugnehmend auf die Lesung, sagte er: „Wer stets bei andern Splitter findt, der ist im eigenen Herzen blind. Der will als Blinder Blinde führen und wird auf diese Weis´ riskieren, den Weg zum Leben zu verfehlen.“ Jedem sei klar, dass Jesus damit recht habe, aber es sei unbequem, dazu zu stehen. Dazu brauche es den schonungslosen Blick auf sich selbst, Ehrlichkeit und Selbstkritik. Davor drückten sich die meisten und seien dann auch nicht besser als jeder x-Beliebige. Wenn man jedoch seine eigenen Fehler und Schwächen erkenne, sich seiner Schuld bewusst werde, dann öffneten sich die Augen. Jesus sage, nicht die Gesunden brauchten den Arzt, sondern die Kranken und im Falle des Splitters im Auge des Anderen sei Jesus der Augenarzt, der Arzt der uns behandeln könne, „weil er uns heilen kann und retten, weil er sprengen kann die Ketten von Blindheit, Stolz und Eitelkeit.“
„Am Höhepunkt der Fasnetszeit, seid ihr zum Gottesdienst bereit. So zoiget ihr – und des isch wichtig: bei Gott, do bisch du immer richtig.“
In den Fürbitten, die Hästräger der Narrenzunft lasen, baten sie um eine lebenswerte Gemeinschaft, für die Hästräger und Umzugsbesucher Spaß und Freude und dass niemand zu Schaden kommen möge. Sie erbaten auch für die Politiker in Berlin um eine rasche Regierungsbildung und dass alle, die für Deutschland und die Demokratie Sorge tragen, die richtigen Schritte gehen. Mit in ihre Fürbitten schlossen sie die Menschen in der Ukraine ein, die seit drei Jahren unter Krieg, Gewalt und Terror leiden. Und schließlich beteten sie auch um die Genesung von Papst Franziskus sowie aller körperlich und seelisch Kranken und schlossen die Menschen ein, die in Ländern ohne medizinische Versorgung leben müssen.
Dass diese Narrenmesse auch zu einem echten Audio-Highlight wurde, dafür sorgte die Stadtkapelle mit ihrer Leiterin Petra Springer. Neben den Liedern aus dem Gotteslob sorgten vor allem ihre Instrumental-Stücke für Kirchenkonzert-Feeling. Als Kommunionbegleitung spielte die Stadtkapelle beispielsweise den berühmten „Second Waltz“ von Dimitri Schostakowitsch. Kein Wunder, dass nach dem Schlusssegen durch Pfarrer Patrick Meschenmoser – zurecht – frenetischer Jubel für sie aufbrandete.
Höhepunkt der Messe aber wurde das Lobpreislied Masithi-Amen, vor dem Petra Springer noch einen kleinen Workshop ansetzte. Danach war dann aber wirklich jeder Gottesdienstbesucher, darunter auch Bürgermeisterin Scherer und die HGV-Spitze, mit vollem Herzen dabei, sang und tanzte bei den drei Strophen „preisen – danken –loben“ geradezu euphorisch mit.
Nach dem Auszug von Ministranten, Pfarrer Meschenmoser und den Hästrägern, rührte sich jedoch keiner: Alle blieben sitzen und warteten darauf, was die Stadtkapelle noch auf Lager hatte. Und tatsächlich bekam das „Publikum“ noch ein kleines Medley mit zwei Robbie Williams-Titeln zu hören.
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