Peter Schad führte den Musikverein Hauerz zu einer Höchstleistung

Hauerz – Das diesjährige Osterkonzert des Musikverein Hauerz wird allen Beteiligten lange in Erinnerung bleiben: Es begann bei der Stückauswahl – fast alle gespielten Stücke stammen aus der Feder von Peter Schad, der die Probenarbeit und das Konzert höchstpersönlich leitete und sie dabei mit dem ihm eigenen Humor zu einer tollen Konzertleistung führte.
Der Musikverein Hauerz veranstaltet traditionell am Ostersonntag, in diesem Jahr also am 20. April, sein Jahres- und Osterkonzert in der Turn- und Festhalle in Hauerz. Für das diesjährige Konzert konnten die Verantwortlichen mit Peter Schad als Gastdirigenten einen in der Blasmusikszene weit über die Region hinaus bekannten Dirigenten und Komponisten gewinnen. Neben den in der Blasmusikszene zu Hits gewordenen Kompositionen wie die Kuschelpolka und Jubiläumsklänge hat der Bad Wurzacher jedoch auch eine Vielzahl konzertante Werke in seinem vielseitigen musikalischen Oeuvre.
Peter Schad und die Hauerzer Musikanten eröffneten dieses ganz besondere Konzert mit der Ouvertüre „Sonntag Morgen“. „Dass ich das noch erleben darf, denn das ist schon etwas Besonderes“, mit diesen Worten eröffnete der Dirigent und Komponist auch verbal „sein “ Konzert. „Der Sonntagmorgen könnt´ so schön sei – wenn ma am Samsdagobend it so spät hoimganga wär“, so kommentierte er ein wenig schelmisch die Ouvertüre.
„Der Puls der Zeit“ erlebte seine Uraufführung übrigens in Bad Wurzach: Die Stadtkapelle brachte das Stück vor einigen Jahren das erste Mal auf die Bühne. Peter Schad philosophierte in seiner Anmoderation zunächst über die schwarzen Löcher der Milchstraße, in denen es keine Zeit gebe und kam dann, nach der Erklärung: „Wir leben in einer guten Zeit“ bei Karl Valentin: „Wir leben in einer schlechten Zeit. Früher war alles besser, früher war sogar die Zukunft noch besser.“
Zu dem modern anmutenden und vielschichtigen Stück „Frauenpower“ sagte Peter Schad: „Es ist dabei immer gut, zuerst an die eigene Frau zu denken.“
Bei “Grandfather´s clock” habe Peter Schad auf eine bereits 1876 komponierte Melodie zurückgegriffen, erklärte Simone Ritscher, die etatmäßige Ansagerin des Musikverein Hauerz. Dabei geht es um eine Standuhr, die zur Geburt des namensgebenden Großvaters gekauft wurde, die danach 90 Jahre fehlerlos läuft und in der Sekunde seines Todes stehen bleibt und nicht mehr zum Leben Erweckt werden kann.
Solisten
Am Tenorhorn, dem Lieblingsinstrument von Peter Schad, konnte Hubert Weishaupt als Solist für die Melodie und ihre Variationen glänzen, Daniela Buckenheu an der Piccolo-Flöte antwortete ihm als tickender Herzschlag der Uhr.
Das Konzertwerk der „Clown“ wurde beim Kompositionswettbewerb anlässlich des fünften deutschen Musikfestes 2013 in Chemnitz ausgezeichnet. Für Interessierte: Die siebte Ausgabe findet vom 29. Mai bis 1. Juni 2025 ganz in unserer Nähe, nämlich in Ulm und in Neu-Ulm statt.
Schlagwerker als Bajazzo
Auf der Bühne in der Hauerzer Festhalle machte Schlagwerker Dominik Vöhringer die Musik durch sein Clownskostüm auch optisch noch ein wenig bunter. Peter Schad hatte dem in Italien Bajazzo genannten Possenreißer in seiner Anmoderation zuvor das ganze menschliche Gefühlsspektrum zugesprochen: Nicht immer lustig, sondern auch mal melancholisch. Aber er könne auch über sich selbst lachen. Und genau diese Eigenschaften hat der Komponist Peter Schad in dieses Konzertwerk gepackt …
Kein Konzert von Peter Schad kann ohne Polka über die Bühne gehen: Und so ging es mit der typischen Peter Schad „Polka Concertante“ in die wohlverdiente Pause.
Nach den üblichen Pausensaiten bzw. einem üppigen Käseteller als Stärkung für das Publikum kamen die Musiker mit dem Konzertmarsch “Sonntagslaune” wieder auf die Bühne zurück, in diesem Fall in Ostersonntagslaune. Bei der Gelegenheit machte Peter Schad dem Publikum ein großes Kompliment: „Je mehr ihr applaudiert, umso besser spielen die Musiker.“
Gebhard Kuhns Trompeten-Solo
„Auf Wolke sieben“ heißt im Englischen On Cloud nine, ein Gefühl das auch schon der Songwriter Bryan Adams in eine wunderbare Melodie gepackt hat. Eine besondere Zugabe gab es für die Gäste bei „Sehnsucht nach dem Frühling“, denn Peter Schad stimmte die erste Strophe des Liedes gemeinsam mit der Ansagerin Simone Ritscher, an. Die Variationen des bereits 1791 von Wolfgang Amadeus Mozart vertonten Liedes für Solo-Trompete setzte Gebhard Kuhn in souveräner Manier um, so dass einige Male spontaner Beifall aufbrandete. Zuvor hatte Peter Schad dem junggebliebenen Solisten schon den dritten oder vierten Frühling attestiert.
Vor seinem Stück „Träume der Nacht (Dreams of the night)“ erzählte Schad ein wenig von der viermonatigen Probezeit, die ihm unheimlich viel Spaß gemacht haben. „Ich wünschte mir, dass es auch für Männer so etwas wie die Altweibermühle in Tripsdrill geben sollte.
Mit dem Tango “Elegante” setzte der Komponist und Dirigent locker über Genre-Grenzen hinweg. Der aus Argentinien stammende Tango wird seit etwa hundert Jahren auf der ganzen Welt getanzt. Er gilt als Sinnbild erotischer Leidenschaft und feurigen südländischen Temperaments. Sozusagen als Kontrollorgan sorgt die strenge Eleganz, die sich etwa in der Kleidung der Tänzer und deren stolz aufgerichteter Körperhaltung ausdrückt, dafür, dass die Leidenschaft stets unter Kontrolle bleibt und nicht die Grenzen des Erlaubten überschreitet. Diese ist auch das tragende Element Tango Eleganto.

Simone Ritscher dankte namens der Kapelle
Vor der „Serenade“ von Joseph Haydn sprach Simone Ritscher Peter Schad im Namen der ganzen Kapelle den Dank dafür aus, dass sie die Gelegenheit hatten mit dem Komponisten gemeinsam die Stücke einzustudieren. „Da lernt man, welche Gedanken und Inspirationen sich hinter einer Komposition verbergen, wieviel sich auch bei den Proben noch verändern kann und angepasst wird.“ Die Proben mit ihm seien immer konstruktiv, lehrreich, aber vor allem lustig gewesen. Weil die Serenade jahrelang die Zugabe der Münchner Philharmoniker gewesen war, habe sie es nun ins Programm der Hauerzer Philharmoniker geschafft.
Als zweite Zugabe, nach dem Musikwunsch von Siegfried Gebhart als Gegenleistung für die großzügige Spende, die wirklich von einem „alten Kameraden“, dirigiert worden war (siehe gesonderten Bericht), durfte es noch einmal Mozart sein, mit dem „Gebet“.
Text und Fotos: Uli Gresser
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