Ortschaftsrat Eintürnen positioniert sich mehrheitlich gegen Windkraftanlagen im direkten Umfeld
Eintürnenberg – Der Ortschaftsrat von Eintürnen hat in seiner Sitzung am 3. April eine Stellungnahme zu den im Regionalplan vorgesehenen Windkraftanlagen mehrheitlich dagegen ausgesprochen. Er machte sich dabei auch die im Regionalplan selbst geäusserten Bedenken zu eigen.
Ortsvorsteher Berthold Leupolz konnte zu der Ortschaftsratsitzung im Rathaus Eintürnenberg neben sechs der acht Ortschaftsräten auch 20 interessierte Zuhörer begrüßen.
Zunächst erläuterte er das Verfahren, warum der Ortschaftsrat zu Windkraft und Freiflächen-PV-Anlagen eine Stellungnahme abgeben sollte. Die Fortschreibung des Regionalplanes für die nächsten 15 bis 20 Jahre werde in eineinhalb bis zwei Jahren rechtskräftig sein. „Die Gemeinderäte der Kommunen müssen dazu Stellungnahmen abgeben.“ Der Ortschaftsrat sollten mit seinem Meinungsbild zu dessen Entscheidungsfindung beitragen.
Der rund 200 Seiten umfassende Regionalplan war bis zum 29. März öffentlich ausgelegt worden. Wegen der Osterfeiertage konnte die Öffentlichkeit sich noch bis zum 2. April äußern. Berthold Leupolz ging am Beginn seiner Ausführungen über den Regionalplan im Bereich Eintürnen zunächst auch auf die Kiesabbaugebiete ein, die im großen Umfang erweitert werden sollen, ehe er zum eigentlichen Thema, die vorgesehenen Flächen für Windkraft und Freiflächen-Photovoltaikanlagen, einging. Da letztere auf dem Gemeindegebiet von Eintürnen keine Rolle spielen werden, konzentrierte er sich danach auf die für Windkraft vorgesehenen Gebiete Hummelluckenwald, Ziegelberg, Alttanner Wald und bei der Kiesgrube Molpertshaus-Mennisweiler.
Bei der Vorstellung der einzelnen WEA (Windenergieanlagen)-Gebiete, wurde deutlich, dass der Regionalverband einzelne in der Region angedachte WEA als „als Vorranggebiet ungeeignet“ ansieht, etwa aus Artenschutzgründen wegen der Nähe zum Naturschutzgebiet Rohrsee oder weil diese mitten im Wasserschutzgebiet lägen. Der Haken dabei: „Sollte die von der Politik geforderte Fläche von 2 % nicht erreicht werden, können auch in solchen Ersatzflächen Baugenehmigungen erteilt werden.“
Fragen zur Geräuschemission
Ortschaftsrat Ludwig Miller führte für das Vorranggebiet Gebiet Alttanner Wald die Geräuschemission der Holzindustrie ins Feld, die dafür sorgen könnte, dass die Effizienz und Wirtschaftlichkeit der WEAs zu häufigen Stillständen führen würde. Denn, so führte Ortschaftsrat Albert Frey aus, der gemeinsame Geräuschpegel darf einen Maximalwert nicht überschreiten. Er sieht daher eine zu hohe Belastung für die Gemeinde.
Die Höhenproblematik
Wilfried Kathan wiederum bereiten die riesigen Dimensionen der geplanten Anlagen Sorgen, die laut Leupolz eine Gesamthöhe von 250 bis 260 Metern haben werden. „In der ganzen Bundesrepublik gibt es – mit Ausnahme einer Probeanlage in Norddeutschland – noch keine Anlagen in dieser Größenordnung,“ sagte Albert Frey dazu.
Die Gefahr der Umzingelung von Eintürnen
Berthold Leupolz, der die Problematik sieht, dass Eintürnen – für den Fall, dass alle Anlagen umgesetzt werden – von drei Seiten umzingelt und durch überlappenden Schattenwurf belastet wird, sagte: „Die Frage ist für uns, was ist noch erträglich.“ Denn wenn die Flächenvorgabe nicht erfüllt wird, seien alle wieder „auf der Spielwiese“. Das sah auch Heinz Schele so: „Wenn wir alles ablehnen, kann sich das ganz schnell ins Gegenteil verkehren.“ Ewald Bodenmüller führte als zusätzliches Gegenargument auch die jahrzehntelange hohe Belastung durch den Kiesgruben-LKW-Verkehr ins Feld.
Der Ortsvorsteher sagte, für ihn sei das Schutzgut Mensch das höchste Gut, aber man müsse auch das Wurzacher Becken und damit das Europa-Diplom im Auge behalten. Er baute seine Argumentation für den Beschluss, gegen die WEAs zu votieren, auf die Belastung der Ortschaft durch den Kiesgrubenverkehr und die Lärmbelastung durch die Holzindustrie. Als einziges Gebiet, das eventuell akzeptiert werden könnte, sieht Leupolz dasjenige im Alttanner Wald an, sofern die Abstände zur Wohnbebauung vergrößert werden.
Dieser Beschluss wurde vom Rat mit fünf Ja-Stimmen bei einer Enthaltung gefasst.