Naturschutzkonform?
Zur Stellungnahme der Gemeinderäte „Die Vereinbarkeit von Turmbau und Schutzgebietsverordnung“ (DBSZ vom 14. Februar, 7.25 Uhr)
Leider können die Ausführungen von Dr. Siegfried Roth im Leserbrief der Gemeinderäte nicht unkommentiert bleiben.
Es ist richtig, den geplanten Turmstandort als moorfern zu bezeichnen. Allerdings trifft das ebenfalls auch auf die vor dem Turm liegenden Bereiche zu. Denn in einem intakten Hochmoor kommen keine größeren Wasserflächen oder mit Bergkiefern und Besenheide bewachsene Bereiche vor. Auch ist die Tierwelt in einem intakten Hochmoor ausgesprochen artenarm. Das heißt der Blick auf das sogenannte „Eldorado“ setzt sich aus hochmoorfernen Standorten und standortfremden Tierarten zusammen, die eigentlich in einem Hochmoor nichts verloren haben. Die noch einigermaßen intakten Hochmoorbereiche beginnen erst rund einen Kilometer östlich des geplanten Turmes.
Nach EU-Recht dürfen Tiere des Anhangs IV der FFH-Richtlinie weder getötet noch ihre Lebensstätten zerstört werden. Genau aber das geschieht mit dem Lebensraum und den Individuen der dortigen Zauneidechsenpopulation. Angesichts der prognostizierten 40.000 Besucher dann von einer späteren Biotopverbesserung für diese Art zu sprechen ist schon sehr gewagt.
Das von der Stadt in Auftrag gegebene faunistische Gutachten belegt eigentlich nicht, dass der Turm naturschutzkonform gebaut werden kann. Das ist eventuell nur mit einer Fülle von Maßnahmen möglich, deren Wirksamkeit im Nachhinein überprüft werden muss. Außerdem weisen die Gutachter daraufhin, dass bei artenschutzrelevanten Arten vertiefende Untersuchungen (saP und FFH-Verträglichkeitsuntersuchungen) erfolgen sollten.
In der Tat schlägt der Europarat in der letzten Verlängerungsurkunde zum Europadiplom den Bau eines Aussichtsturmes vor. Wörtlich heißt es: „Continue the efforts to install a view tower next to the Torfmuseum to provide an additional attraction in the area without disturbance of the ecosystem.” “Next” bedeutet allerdings “neben” oder „daneben”. Einen 700 m Luftlinie vom Torfmuseum entfernten Standort würde man doch höchstens noch mit „near to“ bezeichnen.
Aber vielleicht liegt der Autor dieses Leserbriefes auch falsch. Deshalb bin ich sehr auf unsere morgige Veranstaltung (15.2.) gespannt, in der Georg Heine, Sprecher des Arbeitskreises Ravensburg des Landesnaturschutzverbandes (LNV) seine Einschätzung zu dem geplanten Turmstandort vortragen wird. Im LNV sind die meisten anerkannten Naturschutzverbände zusammengeschlossen.
Dr. Stefan Hövel, Ziegelbach (BI Wurzacher Becken e.V.)
Der Leserbrief von Herrn Dr. Hövel ging beim „Wurzacher“ am 14. Februar um 14.34 Uhr ein und wurde von uns am 14. Februar um 17.50 Uhr veröffentlicht.
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Zur Diskussion um den Turm im Ried haben wir – nach entsprechender Kritik aus der Leserschaft – nun festgelegt, dass dazu nur Stimmen aus Bad Wurzach veröffentlicht werden.