Kirchenchor St. Verena gewinnt in Luxeuil mit seiner Messa di Gloria neue Freunde
Bad Wurzach – Der Kirchenchor Bad Wurzach führte seine Puccini-Messe “Messa di Gloria”, die er im vergangenen Herbst in St. Verena aufgeführt hatte, nun in der Basilika St. Pierre in der französischen Partnerstadt Luxeuil les Bains ein zweites Mal auf.
Mit 40 Sängerinnen und Sängern plus Familienanhang und des Dirigenten Hund “Connor” startete der Chor am Freitagnachmittag (20.10.) um 13.00 Uhr pünktlich nach einer fünfwöchigen Wiederauffrischungsprobenzeit per Bus in das Abenteuer Messa di Gloria 2.0, die Wiederaufführung der Puccini-Mess in Luxeuil les Bains. Nach einer ersten Kaffee-Rast beim Rastplatz Hegau gestaltete sich die Fahrt durchs Höllental aufgrund von lebhaftem Reiseverkehr sowie diversen Lkw etwas zäh, so dass nur wenige Kilometer vor Luxeuil auf einem großen LKW-Parkplatz eine weitere Rast nötig wurde, um dem Busfahrer die vorgeschriebene 15-minütige Ruhezeit zu gönnen. Für das „Maskottchen“ Connor eine willkommene Gelegenheit, sich „die Pfoten zu vertreten“ und fleißig zu toben. Glücklicherweise konnte Dirigent Robert Häusle – nach einem Zusammenprall von Mensch und Tier, der beide Parteien zu Boden schickte – kurz darauf Entwarnung geben, so dass der Tross fast auf die Minute pünktlich zur avisierten Uhrzeit im Hotel in Luxeuil eintreffen konnte.
Nach einem reichhaltigen Abendessen und einem ebensolchen Frühstück am anderen Morgen ging es zur Stadtführung, die Vorstand Peter Grupp für die Chormitglieder organisiert hatte. Mit Audio-Guides in deutscher Sprache ging es dann in kleinen Gruppen auf Entdeckungsreise. Ob das Haus des Kardinal Joffroy aus dem 15. Jahrhundert, der stadtbildprägende Turm „la Tour des Echevins,“ der damals zum Zwecke der Geldanlage vom Neffen des Kardinals gebaut wurde, oder die Abtei des Saint Colombans – es gab für die Chorsänger/innen viel zu entdecken. Eine ganz besondere Entdeckung war jener Bierbrauer aus Freiburg, der in Sichtweite zur Abtei und der Schule vor zwei Jahren seine Mikrobrauerei mit deutschem Bier eröffnet hatte. Eine Bierprobe, an der sich fast alle Wurzacher Reisenden beteiligten, erbrachte ein durchweg positives Fazit.
Nach einem Bummel über den Wochenmarkt samt Einkehr für einen kleinen Snack im Café an der Ecke gab es am Nachmittag noch eine Führung durch das 2021 eröffnete Museum „l’&cclesia“, das den 150 Sarkophagen gewidmet ist, die vor rund 20 Jahren bei Bauarbeiten entdeckt wurden.
Die Hauptprobe
Danach wurde es für die Musiker ernst: Chorleiter Robert Häusle berief sie zur Hauptprobe in die Basilika ein, um die Messa di Gloria im Schnelldurchlauf und vor allem die neuralgischen Stellen der Puccini-Messe noch einmal zu proben. Dass Häusle seinem Chor sein vollstes Vertrauen schenkte, belegt das Zitat von Solo-Bassisten Hermann Locher, der sich danach wunderte: „Ich habe noch nie eine so kurze Hauptprobe mit so vielen Auslassungen erlebt.“ Die Probe der einstündigen Messe war nämlich nach 45 Minuten beendet. Aber Häusle konnte sich auf die zu Hause erarbeitete Wiederauffrischung verlassen und so war nur noch da und dort Feinschliff notwendig.
Nach einem erneut hervorragenden Abendessen stieg der Adrenalin-Pegel der Musiker an, in Auftrittskleidung ging es mit dem Bus oder zu Fuß zum Einsingen wieder zur Basilika St. Pierre, ehe der Chor pünktlich um 20.30 Uhr die Bühne vor der mächtigen Kirchenorgel betrat. Wo er vom warmen Applaus des französischen Publikums empfangen wurde. Doch zunächst galt es das Publikum auf diese besondere Art von Messe einzustimmen, eine Aufgabe, die Madame Guillemette Beltrami, ehemalige Deutschlehrerin am Lycée Lumière und Schüleraustauschbetreuerin über 33 Jahre hinweg, übernahm. Gemeinsam mit Robert Häusle, der am Konzertflügel den musikalischen Part beisteuerte, führte sie das Publikum in das außergewöhnliche „Gesprächskonzert“ des üblicherweise als Opernkomponisten bekannten Puccini ein.
Die Konzertbesucher bekamen – wie schon diejenigen vor Jahresfrist in Bad Wurzach – vom Kirchenchor St. Verena wieder ein musikalisches Feuerwerk serviert, nicht zuletzt auch deswegen, weil in der Zwischenzeit einige neue Sängerinnen und Sänger dazugestoßen sind und damit das Stimmvolumen vergrößert haben. Problemlos konnte der Chor auch große Basilika St. Pierre mit musikalischem Leben erfüllen; das Publikum war begeistert.
Empfang im Rathaus
Direkt anschließend an das Konzert lud die Stadtverwaltung von Luxeuil die Bad Wurzacher Delegation, zu der auch die Ehepaare Ebel und Dewor als Vertreter des Partnerschaftsvereines zählten, zu einem kleinen Empfang in den Sitzungssaal des Rathauses ein, der wegen des Hinweises auf die Ruhezeiten des Busfahrers von Vorstand Peter Grupp ein etwas abruptes Ende nahm. Doch Bassist Locher wusste Abhilfe: Noch vom Bus aus regelte er die Fortsetzung der Feier in der Hotelbar mit dem dortigen „Barista“, der zufälligerweise der zukünftige Chef des Hauses war. Und statt der Mindestabnahme Menge von 20 Getränken machte die Hotelbar einen deutlich größeren Umsatz.
Der Kirchenchor trug selbstverständlich beim sonntäglichen Gottesdienst in der Basilika seinen musikalischen Teil zur feierlichen Gestaltung der Messe teil, ehe es wieder Richtung Heimat ging. Zu einem späten Mittagessen wurde noch im Hofgut „Himmelreich“, das übrigens direkten Bahnanschluss zur Höllentalbahn hat, eine Rast eingelegt. Im übrigen ein Ort mit Bedeutung für die beiden Partnerstädte: Dort treffen sich alljährlich am Ende des Jahres die Komitees aus Luxeuil und Bad Wurzach, um das Jahresprogramm festzulegen.
Am Sonntagabend traf der Kirchenchor wieder am Startpunkt der Reise ein, ein jeder mit einem großen Fundus an neuen Erfahrungen im Gepäck.
Bericht: Uli Gresser
Fotografische Reiseeindrücke in der Bildergalerie, mitgebracht von Uli Gresser