Kiebitzkörbe sollen Bruterfolg sichern
Bad Wurzach – Das Naturschutzzentrum Wurzacher Ried hat in den vergangenen Tagen auf den Feuchtwiesen und Äckern rund um das Wurzacher Ried sechs Gelege von brütenden Kiebitzpaaren mit speziellen Körben gesichert. Ziel dieser Maßnahme ist, die Brut des vom Aussterben bedrohten Wiesenvogels vor Fressfeinden zu schützen und damit die Bestände zu sichern.
Nicole Jüngling vom Naturschutzzentrum koordiniert die Maßnahme und erklärt den Einsatz: „Als „Vogel des Jahres 2024“ ist der Kiebitz in diesem Jahr auch bei uns stärker in den Fokus gerückt. Durch Entwässerung von Feuchtgebieten und intensive Landnutzung wurden die ursprünglichen Lebensräume der Kiebitze immer mehr zerstört. Wir wissen jedoch, dass die Vögel die strukturreichen, offenen Flächen im und um das Wurzacher Ried nutzen und regelmäßig hier brüten. Deshalb wollten wir in diesem Jahr den Bestand erfassen und einen Teil der Gelege mithilfe von sogenannten Kiebitzkörben vor Fressfeinden wie beispielsweise Füchsen schützen“.
Hierfür konnte das Naturschutzzentrum die ehrenamtliche Unterstützung von Alexander Dreher von der Wildtierrettung Bad Waldsee e.V. gewinnen. Dreher konnte mit seiner Drohne, die über modernste Wärmebildtechnik verfügt, einige Gelege ausfindig machen. Zunächst wurden drei Gelege auf Ackerflächen entdeckt, die direkt an das Naturschutzgebiet grenzen. Die Zusammenarbeit mit dem Landwirt funktionierte reibungslos, so dass Nicole Jüngling und die Freiwilligen des Naturschutzzentrums dort zwei Gelege mit Körben schützen und das Dritte mit einer Stange markieren konnten. So können die Flächen auch ohne Zerstörung der Eier weiter landwirtschaftlich bearbeitet werden.
Die Körbe wurden vom Regierungspräsidium Tübingen zur Verfügung gestellt und haben einen Durchmesser von ca. 130 Zentimetern. Die Maschen stehen so eng, dass Kiebitze durchschlüpfen können, Fressfeinde jedoch abgehalten werden. „Nach der Aktion haben wir gewartet und beobachtet, ob die Brutpaare ihre Gelege unter den Körben wieder annehmen und weiter brüten. Das war durchaus ein kritischer Moment“, erinnert sich Nicole Jüngling, „wir waren jedoch sehr glücklich, als dies dann der Fall war.“
Nur wenige Tage nach dem Einsatz konnten mithilfe von Alexander Dreher drei weitere Kiebitzgelege innerhalb des Schutzgebietes ausgemacht werden. Ohne zu zögern sprang das Team des städtischen Baubetriebshofes Bad Wurzach ein und fertigte innerhalb von 36 Stunden drei zusätzliche Kiebitzkörbe. „Die Unterstützung des Bauhofs wie auch der Landwirte war großartig! Alle Beteiligten haben bei der Aktion an einem Strang gezogen und den Schutz dieser hochgradig bedrohten Art unterstützt“, freut sich Nicole Jüngling.
Etwa zehn Kiebitzpaare brüten derzeit im Wurzacher Ried, davon sechs unter den Körben. Der Schlupf der ersten Küken wird gegen Ende April erwartet. Dann wird sich zeigen, welchen Erfolg das Naturschutzzentrum mit dieser Aktion verzeichnen kann.