Heiterer Familiengottesdienst an Heiligabend
Bad Wurzach – Es ist in der evangelischen Kirche Bad Wurzach Tradition an Heiligabend, dass es zwei Gottesdienste gibt – zuerst ein Familiengottesdienst mit Krippenspiel, danach eine tiefgründigere Christvesper, in der die Predigt im Mittelpunkt steht. Dazwischen können sich Groß und Klein bei Glühwein, Punsch und Plätzchen stärken.
Das Krippenspiel in diesem Jahr hatte es sich zum Ziel gemacht, die Weihnachtsgeschichte in eine aktuelle kindgerechte Sprache zu „übersetzen“, was mehr als gelungen ist. Nach einer kurzen, aber bewegenden Ansprache durch Pfarrerin Cora Böttiger, in der sie auf das Schweigen an der Krippe einging, das kein peinliches, sondern ein erfüllendes und verbindendes, wenn nicht gar heiliges Schweigen ist, taten die Kinder im darauf folgenden Spiel das genaue Gegenteil. Glücklicherweise.
Die tollste Geschichte der Welt
Unter dem Titel „Die tollste Geschichte der Welt“ agierten sie überaus souverän, konnten ihre Texte auswendig und zeigten schauspielerische Leistungen. Das Team um Böttiger mit Elisabeth Gottschling und Ramona Herrmann hatte wirklich Beachtliches zu Wege gebracht. Es spielten mit: Mia, Sebastian, Kim, Luke und Lukas Gottschling, Julian und Rafael Herrmann, Mattheo Melchiors, Romy Miller, Greta Preuss, Luisa Reisch sowie Henriette, Margarethe und Johanne Böttiger. Neben kritischen Bemerkungen wie, dass auch heutzutage noch Menschen „im Regen stehen gelassen werden“, gab es humorvolle Passagen, die die bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche zum Lachen brachten, wie beispielsweise das Wortspiel, dass „das Kind die Grippe bekam“ – „Nein, Unsinn, das Kind wurde in eine Krippe gelegt. Also in so einen Futtertrog mit Stroh für die Tiere.“
Der langanhaltende Beifall bewies, dass das Krippenspiel nicht nur bei den kleinen Gottesdienst-Besuchern sehr gut angekommen war. Nachdenklich machte Böttigers Predigt in der Christvesper; sie verband den Satz „Siehe, ich verkündige euch große Freude“ aus der Weihnachtsgeschichte des Lukas mit dem Predigttext aus Jesaja 9: „Ins weihnachtlich-schöne Hintergrundrauschen kracht der dumpfe Lärm dröhnender Soldatenstiefel“. Diese Stiefel fände man nicht nur an den Füßen russischer Soldaten, sondern auch an denen von Despoten oder Rechtsradikalen. „Die großen und kleinen Dunkelheiten dieser Welt lassen sich nicht einfach aussperren.“ Aber es gebe Gott, der in diese menschliche Dunkelheit komme. Das sei das Geheimnis von Weihnachten, das auch sie nie ganz begreifen könne: „dass unsere Sehnsucht nach Frieden sich erfüllt im kleinen Kind. Und dass Weihnachten trotzdem oder gerade deswegen nicht nur ein schönes Hintergrundrauschen ist.“
In den folgenden Fürbitten schloss Böttiger mit den hoffnungsfroh stimmenden Worten „In dieser Nacht singen die Engel. Wir stimmen in ihren Lobgesang ein und danken mit ihnen für die Freude, das Glück dieser Nacht, deine Gegenwart“.
Verena Stei und der Posaunenchor
Der Gottesdienst wurde von Verena Stei an der Orgel und vom Posaunenchor unter der Leitung von Johannes Wirth musikalisch gestaltet, wofür sich Prädikantin Astrid Greshake herzlich bedankte; ebenso auch bei Familie Gottschling und Katja Schuchert für das Schmücken des wunderschönen Weihnachtsbaumes.
Ein ergreifender Gottesdienst, der Mut machte.