Grundschule Eintürnen setzt ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung
Eintürnen – Die Idee zur Teilnahme an einer sogenannten Food-Waste-Challenge wurde auf der Bildungsmesse Didacta im März in Stuttgart geboren; die Lebensmittelverschwendung stellt ja auch durch den CO2-Ausstoß ein nicht unerhebliches klimatisches Problem dar.
Um das Projekt-Ergebnis zu „genießen“, kam nun unter anderem mit Bürgermeisterin Alexandra Scherer, Schulrätin Silvia Schultes, Ortsvorsteher Berthold Leupolz, Schuldekanin Silvia Rathgeb-Schmitt, Sonja Wetzel, die Leiterin des Fachbereichs Schulen und Bildung, gemeinsam mit Ursula Karkos, die für die Finanzverwaltung der Schulen zuständig ist, viel Prominenz zu einem gemeinsamen Mittagessen mit den Schüler/innen und Lehrerinnen in die zum festlichen Speisesaal umgestaltete Festhalle Eintürnen.
Was ist Food-Waste?
Was ist Food Waste? Als Lebensmittelverschwendung („Food Waste“) werden die vermeidbaren Lebensmittelverluste bezeichnet. Das sind die essbaren Anteile der Lebensmittel, die für den menschlichen Verzehr produziert, aber nicht von Menschen konsumiert werden. Wenn Lebensmittel hergestellt, aber nicht konsumiert werden, führt dies zu unnötigen CO2-Emissionen, Biodiversitätsverlust sowie Land- und Wasserverbrauch. 25 Prozent der Umweltbelastung unseres Ernährungssystems sind auf Food-Waste (vermeidbare Lebensmittelverluste) zurückzuführen.
11 Millionen Tonnen Lebensmittel werden weggeworfen
Interessante Fakten: Von den 11 Millionen Tonnen Lebensmittel, die zwar produziert, aber nicht verzehrt werden, sondern weggeworfen werden, gehen mit 59 Prozent fast zwei Drittel auf das Konto von Privathaushalten, 17 % auf die Außer-Haus-Verpflegung, 7 % gehen im Handel, 15 % bei der industriellen Verarbeitung und 2 % bei der Primärproduktion verloren. Jeder Verbraucher wirft damit laut statistischem Bundesamt alljährlich 78 Kilogramm Lebensmittel weg (Stand:2020).
Daniela Brillisauer und Dr. Brigitte Schober-Schmutz
Es war einmal …Nein, es ist kein Märchen, über das hier berichtet wird, sondern eher im Gegenteil: über ein Projekt an der Grundschule Eintürnen, das Schule machen sollte. Auf besagter Bildungsmesse lernte Schulleiterin Daniela Brillisauer das „Projekt Food Waste Challenge“ von der Hausleiterin von Schloss Beilstein, Dr. Brigitte Schober-Schmutz, kennen und war begeistert. Nachdem Kollegium und Elternbeirat überzeugt worden waren, ging es an die Klärung anstehender Fragen: Woher bekommen wir Lebensmittel, ohne sie zum Beispiel Tafelläden wegzunehmen? Wann soll die Umsetzung erfolgen? Wie können die Schüler/innen mit eingebunden werden? Wie können sie zum Thema „Waste Food“ sensibilisiert werden? Ganz entscheidend: Wie können die Lebensmittel haltbar gemacht bzw. gelagert werden?
Die Sache mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum
Nach einem Besuch auf Schloss Beilstein Ende Oktober waren all diese Fragen geklärt. Ab dem 8. November trafen dann die Lebensmittellieferungen ein. Und es wurden immer mehr, die verarbeitet wurden: Es wurde gewaschen, geschnitten und gekocht, bis nun am Donnerstag, 14. Dezember, der große Tag kam. Bis dahin lernten die Schüler/innen, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen, sich bewusst zu machen, dass auch sie selbst zum Erhalt unserer Schöpfung beitragen können. Sie lernten, dass sie schon im Alltäglichen und ganz Kleinen etwas verändern können – sei es, das eigene Vesperbrot aufzuessen, Bescheid zu wissen über die Genießbarkeit von Lebensmitteln unabhängig von Form, Größe, Fleckchen oder MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum). Sie erfuhren den nicht beeinträchtigten Geschmack von Lebensmitteln beim Zubereiten und Kosten von Waste-Food und erlernten so durch eigene Erfahrung, dass diese trotz optischer Mängel gut genießbar sind. Dieses Wissen trugen sie dann weiter in ihre Familien und zu Freunden außerhalb der Schule. Und beim aufgebauten Büfett mit Vorspeise (Suppe), Hauptgang und Nachspeise hatten schlaue Köpfe gleich noch ausgerechnet und auf kleinen Aufstellern vermerkt, wieviel CO2 pro Portion da quasi auf den Tellern lag. Und was da wirklich an Essen darauf lag, schmeckte allen hervorragend und wurde allseits gelobt.
Für die Kinder, die am Vormittag noch geholfen hatten, die Halle zu dekorieren, war es dann fast wie eine vorgezogene weihnachtliche Bescherung, als sie dann zum Mittagessen in die „große Mensa“ geführt wurden, wo zahlreiche Elternhände die letzten Vorbereitungen trafen. Die Grundschule Eintürnen wäre nicht sie selbst, würde nicht vor dem großen Festmahl fleißig gesungen, ehe der (sehr gesittete) Sturm auf das Büfett vonstatten ging.
Gratulation zum Zehnjährigen
Als die Schulleiterin Daniela Brillisauer zum Abschluss gerade erklären wollte, dass das Thema für die Schule noch lange nicht zu Ende ist, dass ein thematischer Elternabend und weitere Monatsprojekte geplant sind, dass etwa für die „Musik rund ums Schloss“-Veranstaltung im Sommer ein Musical zum Thema einstudiert werden soll und man die Achtsamkeit weiter beibehalten wolle, da hatten Schüler und Lehrerinnen sowie Ortsvorsteher Leupolz noch eine besondere Überraschung für sie parat: Zu ihrem zehnjährigen Jubiläum als Schulleiterin gratulierten sie musikalisch und mit kleinen Charakterbeschreibungen und Präsenten.
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