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Am 24. April im Kurhaus

Großes Interesse an Einwohnerversammlung zum Naturerlebnis- und Beobachtungsturm im Ried



Foto: Uli Gresser
Sehr gut besucht war die Einwohnerversammlung am Mittwoch im Kurhaus.

Bad Wurzach – Das Interesse an der Einwohnerversammlung am Mittwoch, 24. April, zum Naturerlebnis- und Beobachtungsturm im Wurzacher Ried im Kursaal, bei der die Stadtverwaltung die Bürger über das in der Stadt heißdiskutierte Projekt informierte, war enorm. Die Bildschirmzeitung „Der Wurzacher“ hat mit Erlaubnis der Stadt die Präsentation (nicht die Fragen aus der Bürgerschaft) gefilmt. Das Video wurde hier im „Wurzacher“ (sowie auf der Homepage der Stadt) online gestellt. Die Aufzeichnung ist unter einem Link am Ende dieses Artikels abrufbar (rotes Feld).

In die berühmten fünf Ws hatte Bürgermeisterin Alexandra Scherer die Präsentation des Projektes aufgegliedert: Was, Wo, Wie, Warum und Wann. Ihr zur Seite standen bzw. saßen: Stadtkämmerer Stefan Kunz, Dr. Siegfried Roth, Leiter des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried, Architekt Hans Georg Schmitz, Carsten Brinkmaier, Naturschutzbiologe und Gutachter  von der Universität Freiburg, Johanne Gaipl, die Leiterin der Bad Wurzach-Info, und Ulrich Möllmann, Dezernatsleiter Verwaltung, in dessen Händen die Projektleitung liegt (siehe Bild, von links).

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Nachdem der Gemeinderat sich seit 2020 in insgesamt zehn Sitzungen intensiv mit dem Projekt befasst hatte, war es der Bürgermeisterin (und dem Gemeinderat) eine Herzensangelegenheit, die Bürgerschaft umfassend über den aktuellen Sachstand zu unterrichten, bevor der Gemeinderat im Mai den Baubeschluss fassen wird.

Was?

„Das Ried ist für viele Bad Wurzacher eng mit ihrer Geschichte und ihren Traditionen verknüpft. Viele Familien hatten selbst einen Torfstich.“ Dass das Ried, das unter Naturschutz steht, nicht mehr überall frei zugänglich ist, bedauerten viele Wurzacher.

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Wo?

Es wurden viele Standorte untersucht, aber nur Standort A beim ehemaligen Haidgauer Torfwerk biete Ein- beziehungsweise Aufsicht auf Nieder- wie auch auf Hochmoor und die wiedervernässten Torfstiche. Während die Verwaltung auch mit Standorten beim Wohnmobilstellplatz oder in den Riedwiesen Richtung Albers hätte leben können, kam Widerspruch vom Naturschutz. Dr. Siegfried Roth (Bild) vom Naturschutzzentrum: „Der Turm dient auch dem Naturschutz und der Umweltbildung. An dem jetzt für den Bau vorgesehenen Ort wird, im Gegensatz zu den anderen Standorten, die im Ried bzw. in den artenreichen Streuwiesen lägen, die Natur nicht beeinträchtigt. Im Haidgauer Torfwerk kann die vorhandene Infrastruktur des Industriedenkmals genutzt werden. Bitte lassen sie die Finger von den anderen Standorten.“

Wie?

Der Architekt Hans Georg Schmitz (Bild), mit dessen Entwurf das Architekturbüro GSM den ausgeschriebenen Wettbewerb im Jahre 2020 gewonnen hatte, sieht in dem Turm beim Industriedenkmal eine nachvollziehbare Entwicklung bei der Darstellung des Torfabbaus. Mit einer Freilandausstellung der Maschinen soll als Ergänzung zur Ausstellung im Torfmuseum die Entwicklung des Torfabbaus dargestellt werden. Schmitz bat darum, den Turm immer in Verbindung mit der Freilandausstellung zu sehen. Er sei Teil der Inszenierung. Innerhalb des Turmes seien verschiedene Plattformen mit Ausstellungen geplant. Und um bei der Beobachtung der Natur verschiedene Perspektiven zu bieten. Ganz oben, unter freiem Himmel, soll dann – mit Blick auf die Wiedervernässung – die Entwicklung vom Handtorfstich über die industrielle Torfherstellung hin zur Gegenwart als faszinierendes Naturschutzgebiet gezeigt werden.

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Alle Konstruktionsteile werden geschützt hinter der Außenwand, für die carbonisiertes Holz (als Alternative statt der teuren Mooreiche) verwendet wird, liegen. Ulrich Möllmann präsentierte die Ergebnisse des Gutachtens von Carsten Brinkmaier, der in den vier Jahren das Monitoring von Vögeln bis zu Reptilien übernommen hatte. Beim Artenschutz wurden alle relevanten Arten erfasst.  Für die in dem Bereich des Turmbaues vorhandenen Arten werden Ausweichräume geschaffen werden.

Die Kosten, der Zuschuss

Bürgermeisterin Scherer (Bild) schickte ihrer Stellungnahme zu den Baukosten einige grundsätzliche Bemerkungen voraus. „Der Baupreisindex ist in diesen vier Jahren exorbitant angestiegen. Deswegen und weil bei den ersten Entwürfen noch keine Anhaltspunkte bekannt waren, haben wir den ersten Zuschussantrag zurückgezogen.“ Den zweiten Antrag hatte der Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landtags Baden-Württemberg just am Nachmittag dieses 24. April genehmigt. Damit erhält die Stadt von den 3,9 Millionen € förderfähige Baukosten den Höchstförderbetrag von 65 Prozent, also 2,476 Millionen €. Für die Stadt verbleiben damit nach Abzug der Erlöse der Grundstücke, welche die Stadt an das Land verkauft hatte, ein Eigenanteil von 660.000 €. Die Stadt rechnet mit etwa 40.000 € Unterhaltskosten im Jahr. Darin nicht enthalten sind die Abschreibungen.

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Warum?

Mit dem Turm will die Stadt den Markenkern (Ried, Moor) in Verbindung mit Umweltbildung und Wiedervernässung auch touristisch nutzen, will eine entsprechende Perspektive für Touristen entwickeln. Die Stadt sei ja durch das Ried zur Klimaschutzstadt geworden.

In einem kleinen Film, in dem per Drohnenaufnahmen auch die Perspektive des Turmblickes vorgestellt wurde, kamen Horst Weisser (ehemaliger Leiter des Naturschutzzentrums und einer der Mitinitiatoren des Projektes) sowie Christa Fredlmaier (Macherin der Allgäu-Wandertrilogie, bei der auch Bad Wurzach mit dem Ried dabei ist) zu Wort. Und seitens der Stadt Kämmerer Stefan Kunz, der durch die Förderung und das Projekt selbst zukünftig einen Mehrwert für die Stadt sieht.

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Johanne Gaipl (Leiterin Bad Wurzach-Info; Bild) sagte mit Blick auf die Frage „Wie komme ich da hin?“: „Wir fangen bei dem Betriebskonzept ja nicht bei Null an.“ Die Stadt habe eine gute Parkplatzinfrastruktur, aber man hoffe, dass nicht alle mit dem Auto kommen. Das Wanderwegenetz führe beim Turm vorbei, auch der Radweg rund ums Ried. Sie zählte in diesem Zusammenhang die touristische Infrastruktur auf: Kurbetrieb, Moorlehrpfad und ab Herbst das Kurhausrestaurant „Torfstecher“.

Wann?

Da aus Naturschutzgründen für den Bau nur die Zeit von Oktober bis Februar als Bauzeit zur Verfügung stehen wird, soll mit dem Bau im Früherbst 2025 begonnen werden, erläuterte Scherer den Zeitplan für den Bau. Bis zum Frühjahr 2026 soll in einem Zug der Turm, dessen Einzelteile zuvor in Fertigbauweise vorgefertigt werden, vor Ort „aufgerichtet“ werden. Damit der Zeitplan zu schaffen ist, muss der Gemeinderat jetzt den Baubeschluss fassen, damit Ausschreibungen und Vergaben auf den Weg gebracht werden können.

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In Bad Wurzach seien vom Gemeinderat schon öfters mutige Entscheidungen gefordert gewesen, sagte die Bürgermeisterin und nannte Beispiele aus der jüngeren Stadt-Geschichte, die einmal so und einmal anders gefällt worden waren. Als im 19. Jahrhundert die Bahnstrecke von Herbertingen bis nach Isny durchgezogen werden sollte, hatten die Stadtverantwortlichen nein gesagt, weil man große Besucherströme befürchtete. Oder als man den Titel Bad bekommen wollte, für den der damalige Bürgermeister Karl-Wilhelm Heck kämpfte. Damals habe die Stadt, die nur 2000 Einwohner hatte, mutig ja gesagt. „Ich bin zuversichtlich, dass für die Zukunft der Stadt das Beste herauskommt.“ Die Gegner des Projektes wies sie darauf hin, dass es zur Grundlage der Demokratie gehöre, getroffene Beschlüsse zu akzeptieren.
Text und Fotos: Uli Gresser

Videos

Die Bildschirmzeitung „Der Wurzacher“ hat mit Erlaubnis der Stadt die Präsentation (nicht die Fragen aus der Bürgerschaft) gefilmt. Das Video wurde hier im „Wurzacher“ sowie auf der Homepage der Stadt online gestellt. Die Aufzeichnung ist unter nachstehendem Link abrufbar (rotes Feld).

Des Weiteren hat die Stadt den etwa 4-minütigen Film des Naturschutzzentrums auf ihrer Webseite eingestellt. In dem Beitrag spricht sich unter anderem Horst Weisser, der ehemalige Leiter des Naturschutzzentrums, für die Errichtung des Turms aus, weil das eine die Natur schonende touristische und pädagogische Erschließung sei. Der Film ist unter nachstehendem Link abrufbar (rotes Feld).

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Fotos: Uli Gresser

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