Es gibt zu viele Katzen
Zur Diskussion um eine Katzenschutzverordnung für die Stadt Bad Wurzach
Ich finde, es ist vollkommen richtig, dass Katzen kastriert und registriert werden sollten, wie es vom Tierschutzverein gefordert wird. Wenn Katzenbesitzer eine Katzensteuer ähnlich zur Hundesteuer zahlen würden, dann wäre dieser Punkt einfach umzusetzen. Manche Katzenbesitzer wissen selbst nicht, wieviele Katzen sie gerade füttern. Die Verantwortlichkeit für das registrierte Tier wäre dann lebenslang und Katzen könnten nicht einfach sich selbst überlassen werden.
Der Fakt, dass in Deutschland ca. zwei Millionen verwilderte Katzen leben, ist nicht länger zu akzeptieren. Denn es kümmert sich niemand um die artgerechte Haltung oder Impfung. Diese Katzen sind sich selbst überlassen, vermehren sich ungehindert und müssen jeden Tag um ihr Überleben kämpfen, indem sie Vögel, kleine Säugetiere und Amphibien fressen. Statistisch tötet eine Katze im Jahr ca. fünf bis zehn Vögel, das sind insgesamt circa 150 Millionen getötete Individuen pro Jahr in Deutschland.
Der Bestandsrückgang bei Vögeln um 80 Prozent in den letzten 100 Jahren hat verschiedene Gründe. Aus meiner Sicht ist jedoch inzwischen jeder Vogel kostbar und nötig, um die Population zu erhalten. Zum schrumpfenden Vogelbestand tragen natürlich auch Punkte wie das Verschwinden von Hecken, Rückgang der Insekten (um 70 Prozent in den letzten 30 Jahren) oder Tod an Fensterscheiben bei. Vögel füttern ihre Jungvögel zumeist mit proteinreichen Insekten. Wenn diese fehlen, dann verhungert der Nachwuchs. Vor allem Bodenbrüter bringen kaum noch ihre Brut durch, da zudem eben auch streunende Katzen, Füchse oder Krähen eine minütliche Gefahr für den am Boden sitzenden Nachwuchs darstellen. Hier in unserer Region gibt es noch einige der seltenen bodenbrütenden Kiebitze und auch Feldlerchen. Wie lange noch?
Kein biologisches Gleichgewicht
Es ist auch wichtig zu wissen, dass unsere Hauskatze nicht von unserer europäischen Wildkatze abstammt, sondern von der afrikanischen Falbkatze. Somit ist die Hauskatze hier nicht heimisch und es kann sich kein biologisches Gleichgewicht zwischen Raubtier und Opfer entwickeln.
Für Familien ist die Anschaffung einer Katze zudem nicht empfehlenswert, da jedes fünfte Kind von einer Allergie betroffen ist, und häufig Katzen der Auslöser sind. Auch noch nach langjährigem Zusammenleben mit einer Katze kann eine Katzenhaarallergie auftreten. Erste Symptome können juckende Augen sein, aber in schweren Fällen entwickelt sich eine Asthma-Erkrankung. Bei Katzenbissen besteht ein hohes Risiko einer schweren Infektion, da durch die langen Zähne der Katzen tiefe Wunden entstehen. Eine Antibiose ist immer notwendig.
Die Katze ist das Lieblingshaustier von uns Deutschen. Insgesamt gibt es in Deutschland aktuell beinahe 20 Millionen Katzen. Wir sollten jedoch den negativen Einfluss der streunenden Katzen auf unsere ohnehin bedrohte Tierwelt, insbesondere die Singvögel und Amphibien, nicht weiter hinnehmen.
Dr. Carmen Pöhl, Bad Wurzach