Skip to main content
Franz Xaver Miller

Dauerbrenner



Foto: Uli Gresser
Er könnte ihr Großvater sein: Xare mit zwei jungen SVA-Schiedsrichtern (beim Lokalderby  Arnach II gegen Immenried II am 19. Mai).

Arnach – Er ist ziemlich sicher Deutschlands ältester aktiver Schiedsrichter. Mit 89. Und auch einer der ältesten aktiven Musikanten: Franz Xaver („Xare“) Miller.

Im Frühjahr war der leidenschaftliche Musiker beim Konzert seines Musikvereins Arnach für 75 Jahre aktives Musizieren geehrt worden. Wenige Wochen später wurde in der Sportanlage in Arnach, die seinen Namen trägt, seine Langzeitleistung als Fußballschiedsrichter gewürdigt: Seit sage und schreibe 60 Jahren ist er der Mann mit der Pfeife. Xare ist vermutlich der älteste noch aktive Schiedsrichter in ganz Deutschland. Ach ja, und 26 Jahre war er noch Vorstand des Sportvereines Arnach. Ob dies alles möglich gewesen wäre, wenn der gebürtige Geboldinger den elterlichen Hof übernommen hätte?

ANZEIGE

Er ging seinen eigenen Weg

Der am 24. August 1935 Geborene merkte nach der Schulzeit rasch, dass Landwirtschaft nichts für ihn ist. Früh lernte er, seinen eigenen Weg zu gehen. Nach einer Ausbildung zum Käser arbeitete er in Leutkirch als Tankwart und merkte, dass der Umgang mit Kunden bzw. Menschen sein Ding ist. Als Verkaufsfahrer einer Nudelfirma fädelte er Tauschgeschäfte mit den Bauern ein: Getreide gegen Nudeln.

Xare bei der Wein-Verkostung.

ANZEIGE

Seine eigentliche Berufung fand dann als Weinvertreter – zunächst für eine große Weinhandlung in Stuttgart, später für eine aus Laupheim, für die er jeweils ein Riesengebiet – von Oberschwaben bis nach Oberbayern – betreute. Die Arbeit war zwar anstrengend und zeitraubend, aber er war sein eigener Herr. Oft hatten die Gastronomen erst am Abend Zeit. „Die Zahlen mussten halt stimmen“, und so musste er oft bis in die Nacht hinein arbeiten.

Von Oberbayern bis Berchtesgarden, alle schönen Urlaubsorte zählten zu seinem Bereich. Dabei lernte er viele Prominente kennen. Bei der Erwähnung der „Gold-Rosi“, der bescheidenen Rosi Mittermaier von der Winklmoosalm, oder der  Volksmusikerin Maria Hellwig, ebenfalls aus Reit im Winkl, leuchten die Augen von Xare Miller.

ANZEIGE

Große Reisen als Prämien

Xare mit Kollegen beim Champagner-Trinken unterhalb des Ätna-Gipfels.

Etwa alle vier Wochen besuchte er seine Kunden mit seinem breiten Sortiment an Qualitätsweinen. Sehr wichtig waren immer wieder neue Aktionen. Eine davon mit Weinen aus Südafrika brachte ihm als besondere Prämie von Seiten seiner Weinhandlung eine Reise ans Kap ein, obwohl alle Kollegen darum gekämpft hatten. Auch ein London-Ticket und eine Frankreich-Tour gab es als Bonus, seine erfolgreiche Arbeit brachte ihn quer durch Europa und darüber hinaus.

ANZEIGE

„In der Zeit haben wir gelebt wie Gott in Frankreich“, erzählt er schmunzelnd. Aber dahinter steckte harte Arbeit, weil er – wie bereits erwähnt – bei vielen Lokalen erst abends, oft spät abends vorbeikommen konnte.

Dass er seine Verkaufsgebiete gut vermarktet hat und den richtigen Riecher hatte, zeigte sich, als er mit 79 Jahren (!) in Rente ging. Wobei er sich ja noch nicht ganz zurückgezogen hat, denn der Männerchor Seibranz bezieht seine Weine bei seinem Weinfest nach wie vor bei Xare Miller.

ANZEIGE

Nur wegen der Generalprobe

Seine Liebe zur Musik ist auch nach 75 Jahren ungebrochen. Einmal ist er wegen der Generalprobe für ein Konzert extra aus Berchtesgarden nach Arnach zurückgefahren und am frühen Morgen wieder dorthin aufgebrochen.

Xare als junger Tanzmusiker am Schlagzeug von „Junges Blut“.

Mundstück-Fetischist

Xare und die Mundstücke für seine Trompete sorgen regelmäßig im Musikverein Arnach für Erheiterung. „Ein Fall für die Alteisensammlung“, nennt Musiker-Kollege Gebhard Baumann die große Sammlung von Xare angesichts des aktuell hohen Altmetallpreises. Denn oft stellt Xare sich selbst an die Drehmaschine, um die Mundstücke „weicher“ zu machen. „Und dabei bekommt dann halt das eine oder andere bei der Suche nach Perfektion eine Umdrehung zuviel ab.“

2002 im Kurhaus: Xare spielt den Bürgermeistern Morczinietz und Bürkle bei Verabschiedung resepktive Amtseinführung ein Ständchen.

Eine Geschichte aus der jüngsten Vergangenheit zeigt eindrücklich, dass Xare Miller, von seiner Ehefrau liebevoll Franz gerufen, noch immer mit Leib und Seele Musikant ist. Beim Kreismusikfest in Waltershofen hatte er am Sonntag lange noch bei der Band mitgemischt, als der Arnacher Bus schon längst abgefahren war. Also machte er sich danach zu Fuß auf den Heimweg, rief, als es dann doch zu dunkel wurde, von einem Bauern aus zu Hause an, damit ihn eine seiner Töchter abholen möge. Natürlich spielte er dem Bauern aus Dankbarkeit noch ein kleines Ständchen mit seiner Trompete.

Dass dem Schiedsrichter Xare Miller Hitze nichts ausmacht, zeigte er bei seinem „Jubiläumsspiel“: Bei einer Bruthitze spulte er souverän die 90 Minuten ab. Ganz anders ist es mit Kälte: Da musste bei einem Spiel in Beuren einer der Spielführer schon mal für ihn eine gelbe Karte aufschreiben, weil seine Finger so steif geworden waren.

Überhaupt ist Herbst und Winter für ihn nicht die richtige Zeit, um Fußball zu spielen. Er plädiert dafür, in Städten wie Bad Wurzach und Isny Allwetterplätze zu bauen, den dann viele Vereine nutzen können. Aber vor allem die Sommerzeit besser zu nutzen, um nicht im Winter spielen zu müssen und die Plätze zu ruinieren, denn die Kosten dafür blieben ja bei den Vereinen und Kommunen hängen.

Apropos Plätze: Mit Grauen denkt er an den alten Platz in Arnach zurück, auf dem er bisweilen ein Flies auslegte, um den Moorboden einigermaßen eben zu bekommen. Und viele Steine musste er auch auflesen. Umso mehr freut er sich über das schmucke Xare-Miller-Stadion, dessen Rasenpflege von Platzwart Willi Maier „vom Feinsten“ durchgeführt wird.

Xare als SVA-Chef mit Fußballlegende Helmut Haller bei der Einweihung des neuen Platzes.

Auch das ist typisch Xare Miller: Gewonnen und verloren wird im Kollektiv, um ein typisches Klischee aus der Sportwelt zu zitieren. Aber als das Stadion nach ihm benannt wurde, war es dem Teamplayer beinahe peinlich. Denn das ist und war die Triebfeder für sein Engagement in Sportverein und Musikkapelle: Gemeinschaftlich etwas aufbauen und etwas schaffen.

Und das kann man mit Fug und Recht sagen: Das ist Franz-Xaver Miller sehr gut gelungen.
Uli Gresser / Fotos aus dem Album von Xare Miller (5)  




NEUESTE BEITRÄGE

Bad Wurzach
Am Sonntag, 26. Januar, 14.00 Uhr

Biberspurensuche für Familien

Bad Wurzach – Bei dieser kostenfreien Familienführung begeben sich die Familien mit einer Moorführerin auf Biberspuren-Suche im Naturschutzgebiet Wurzacher Ried. Außerdem erfahren sie dabei mit Spaß und Spiel Interessantes über das faszinierende Leben des kleinen Nagers.
Ortschaftsrat Arnach

Letzte Sitzung unter Leitung von Michael „Mike“ Rauneker

Arnach – Am 1. Februar wird die Leitung der Ortsverwaltung Arnach an Manfred Braun übergehen. Im März steht dann nach 15-jähriger Amtszeit die offizielle Verabschiedung von Ortsvorsteher Michael Rauneker an. Am vergangenen Montag (21. 1.) war die letzte Ortschaftsratssitzung unter seiner Leitung.
Über 150 Teilnehmer/innen bewegten sich auf die Sebastianskapelle zu

Jugend-Sternwallfahrt mit Fackelwanderung

Haisterkirch – Einen stimmungsvollen Auftakt erlebte das Sebastiansfest 2025. Zur Fackelwanderung, die vom Jugendreferat Ravensburg organisiert wurde, kamen ca. 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich aus drei Richtungen auf die Sebastianskapelle zubewegten.
Am Mittwoch, 29. Januar, in der Turnhalle Ziegelbach

Einladung zur Sitzung der Ortschaftsrates Ziegelbach

Ziegelbach – Der Ortschaftsrat Ziegelbach lädt zur öffentlichen Sitzung am Mittwoch, 29. Januar, 19.30 Uhr, in der Turnhalle Ziegelbach ein. Nachstehend die Tagesordnung:
Familien Bucco und Mavani übergaben 2500 €

Haus St. Hedwig erhielt großzügige Spende von der “Osteria”

Bad Wurzach – Auf 17. Dezember hatte das Team der “Osteria Veneta” um die bisherigen Besitzer Familie Bucco und ihren Nachfolger Mavani gemeinsam zu einem Wohltätigkeitsevent eingeladen. “Gemeinsam Gutes tun” war das Motto, bei dem die Gäste für eine geringe Pauschale ein letztes Mal und in bewährter Weise von Familie Bucco mit reichlich Pizza und leckeren Getränken verwöhnt wurden. Der Erlös von 2500,- Euro wurde kürzlich persönlich im Haus “St. Hedwig” der Liebenau Teilhabe überreicht.
ANZEIGE

MEISTGELESEN

Bad Wurzach
Erinnerung eines Sebastianspilgers

Auf Vaters Spuren

Haisterkirch – 20. Januar, Sebastianstag. Im bäuerlichen Jahreskreis einst ein herausragender Tag, pilgerte man doch zum „Bastiane“ in vielerlei Anliegen, auch mit der Bitte, das Vieh möge vor Seuchen bewahrt bleiben. Der Schreiber dieser Zeilen, ein Bauernsohn aus dem Allgäu, ist seit vielen Jahren stets am 20. Januar mit dabei, wenn es gilt, den Heiligen um Fürsprache zu ersuchen. Noch viel länger ist Rudi Martin ein Sebastianspilger. Sachkundig berichtet der in den Achtzigern stehende ehem…
In Summe 930 Dienstjahre

Jubilare der Volksbank Allgäu-Oberschwaben feierten

Leutkirch – Im Rahmen eines Jubiläumskaffees gratulierte Werner Mayer, Vorstand der Volksbank Allgäu-Oberschwaben eG (VBAO), insgesamt 38 Mitarbeitenden zu deren Betriebsjubiläen. Die Jubilare kamen zusammen auf eine Betriebszugehörigkeit von 930 Jahren.
Leserbrief

Der Haistergau wird verschandelt

Mehrere Windkraftprojektierer begehren die Fläche im Bereich Haisterkirch – Osterhofen – Mühlhausen, um dort Windkraftanlagen mit einer Höhe von ca. 260 Metern zu errichten. 
von Reinhold Mall
veröffentlicht am 23. Januar 2025
Am 8. Februar im T4 in Truschwende

Claudia Herdrich lädt zu Harmonika-Stammtisch

Bad Wurzach – Claudia Herdrich, bekannt für ihr schönes Spielen mit der Steirischen Harmonika, lädt am Samstag, 8. Februar, zu einem Harmonika-Stammtisch ins Restaurant T4 in Truschwende.
20 Gruppen am Start

Gelungenes Dämmersprüngle in Eintürnen

Eintürnen – Zum zweiten Mal nach 2018 ging rund um den Pfarrgarten in Eintürnenberg die närrische Post ab. Die Narrenzunft Bockland Eintürnen veranstaltete in diesem Jahr wieder ein Dämmersprüngle, bei dem 20 Gruppen am Start waren.
mit Bildergalerie
veröffentlicht am 20. Januar 2025

TOP-THEMEN

Bad Wurzach
Ulm – Die Handwerkskammer Ulm vergibt Gütesiegel an besonders engagierte Ausbildungsbetriebe zwischen Ostalb und Bode…
Bad Wurzach – Anfang dieses Jahres haben sich wieder Kinder für Kinder (und deren Rechte weltweit) eingesetzt; auch i…
Bad Wurzach – Das Naturschutzzentrum Wurzacher Ried feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum. Dessen Leiter Dr…

Einzelhandel, Dienstleistungen und Handwerk in Allgäu-Oberschwaben

VERANSTALTUNGEN

Bad Wurzach