Behauptungen versus Fakten
Zur Diskussion um den Turm
Als Bürger der Stadt Bad Wurzach nehme ich die Diskussion um den Turm im Ried mit Befremden wahr. Tatsächlich ist es auch keine Diskussion mehr, sondern eine erbittert und teilweise mit falschen Behauptungen geführte Auseinandersetzung. Damit wird nicht nur ein für die Entwicklung der Stadt sinnvolles Projekt gefährdet, sondern auch die Stadtgesellschaft selbst. Die Gräben sind tief!
Ein paar Beispiele für die falschen Behauptungen:
Beispiel 1: Der Turmstandort sei schädlich für das Ried, die Tierwelt und zudem auch nicht standsicher.
Fakt: All diese Punkte wurden von der Fachbehörde des Landratsamtes eingängig und sorgfältig geprüft. Im Ergebnis kam man zu dem Schluss, dass der Standort keine ursprünglich erhaltene Moorfläche (ehemaliges Torfwerk) ist und die Gründung unproblematisch ist. Gleiches gilt belegbar für die Auswirkungen auf die Tierwelt. Sämtliche Naturschutzbelange wurden berücksichtigt. Sonst würde es auch keine Genehmigung geben können. Die Konzentration von Besuchern auf den Turm dürfte überdies dazu führen, dass weniger Menschen durch das Ried laufen, was im Ergebnis zu einer Entlastung für die Tierwelt führt.
Beispiel 2: Unpassender Standort weitab vom touristischen Zentrum?
Fakt: Das Gegenteil ist der Fall. Der Turm macht das touristische Highlight Bad Wurzachs schonend, aber intensiv erlebbar. Er wäre ein sogenannter Frequenzbringer, der natürlich positive Auswirkungen auf den Tourismus und die Wirtschaft in der Stadt hat. Wer das leugnet, hat simpelste ökonomische und touristische Zusammenhänge nicht verstanden.
Hier erledigt sich auch gleich das Argument des Blicks von der Grabener Höhe. Eine schöne Aussicht – aber zu weit entfernt, um auch nur im Mindesten eine touristische Wirkung entfalten zu können.
Beispiel 3: Baukosten und Verschleierung von Kosten im Unterhalt; dies alles auf Kosten anderer wichtiger Projekte.
Fakt: Die Kosten liegen offen und sind laut Fachleuten plausibel. Die Investitionskosten des Turms werden zum großen Teil über Fördermittel gedeckt. Ergo: Bei einem Entfall des Projektes könnten sie auch keinen anderen Projekten zugute kommen – denn sie stünden Bad Wurzach gar nicht mehr zur Verfügung. Laufende Kosten hingegen kompensieren sich durch die Frequenzsteigerung; auch diese Zahlen sind plausibel und passen zu Erfahrungen aus anderen Regionen. Was hingegen tatsächlich an Kosten zusätzlich entstanden ist, sind die Kosten, die direkt und indirekt (unter anderem durch die bereits entstandene Verzögerung) durch die Anti-Initiative entstanden sind. Immerhin ein gut fünfstelliger Betrag – und diese Kosten tragen tatsächlich alle Bürger. Ob diese das nun wollen oder nicht.
Die Liste dieser Beispiele ließe sich noch fortsetzen.
Natürlich darf man unterschiedlicher Auffassung sein, man kann das Projekt kritisch sehen und muss es nicht befürworten; bei der Wahrheit sollte man hingegen schon bleiben.
Fasst man unvoreingenommen die öffentlich vorliegenden Fakten, Gutachten und Erfahrungen zusammen, so kommt man zu dem Schluss, dass diese Investition in touristische Infrastruktur und sanften Tourismus lohnend und sinnvoll für Bad Wurzach ist. Sie fördert die Erlebbarkeit des Rieds, dient damit nicht nur der hiesigen Wirtschaft, sondern vor allem auch dem Aspekt der Umweltbildung. Nicht zuletzt gibt es hier auch eine große Einigkeit bei den begleitenden Fachbehörden auf Kreis- und Landesebene. Das Projekt ist eine Chance – und ich wünsche mir, dass unsere Bürger diese nutzen, damit unser lebenswertes Bad Wurzach in seiner Entwicklung weiter vorankommt.
Und ich wünsche mir, dass diese Auseinandersetzung nicht zu einem nachhaltigen Riß in der Bürgerschaft führt, sondern dass man wieder auf eine sachliche und versöhnliche Ebene zurückkehrt. Vielleicht sogar bei einer kleinen Eröffnungsfeier des Turms im Ried.
Thomas Lötsch, Bad Wurzach-Bauhofen
Eingegangen beim „Wurzacher“ am 19. Februar um 8.25 Uhr. Veröffentlicht im „Wurzacher“ am 19. Februar um 18.04 Uhr.
Die Veröffentlichung der Leserbriefe erfolgt streng nach Eingang (die Uhrzeiten sind angegeben). Annahmeschluss für Turm-Leserbriefe war Mittwoch, 12.00 Uhr. Später eingehende Leserbriefe zum Turm können nicht mehr veröffentlicht werden.
Falls Markierungen wie Fettungen und Kursivsatz in den Briefen vorhanden, waren sie so von den Autoren vorgegeben. In einzelnen Fällen waren den Leserbriefen von Seiten der Autoren Bilder beigegeben. Auch von den Autoren gewünschte Verlinkungen wurden ausgeführt.
Zur Diskussion um den Turm im Ried hatten wir festgelegt, dass dazu nur Stimmen aus Bad Wurzach veröffentlicht werden.
Leserbriefe sind Meinungsäußerungen. Die Redaktion der Bildschirmzeitung akzeptiert ein breites Spektrum an Meinungen. Nicht veröffentlich werden extremistische, persönlichkeitsverletzende oder offensichtlich wahrheitswidrige Äußerungen.