Bau eines Dammes gefordert
Hauerz – Für Montagabend, 18. November, ab 19.00 Uhr steht sie im Kalender: die nächste Gemeinderatssitzung der Stadt Bad Wurzach im Haus „Maria Rosengarten“. Dort geht es unter anderem um das „Starkregenrisikomanagement”. Konkret: um „Starkregengefahrenkarten” für die Gemeinde. Dass darauf ein Dorf auf jeden Fall stehen muss, gilt dort jetzt schon als ausgemacht: Hauerz. Beschwerden aus dessen Bevölkerung häufen sich.
„Ein Pegel wie noch nie“ – Hochwasser Anfang Juni 2024. Das Bild zeigt die Umgebung der Reithalle (rechts) in Hauerz. Foto: Philipp Schmaus
Anfang Juni 2024 trat es in vielen Teilen Süddeutschlands auf: das extreme „Fronleichnamshochwasser”. Klimawandel konkret. Mancherorts trieben die Fluten allerdings nicht das erste Mal über die Fluren. Anwohner der Bachstraße in Hauerz berichten davon, dass der dortige Bach seit 2012 alle zwei Jahre über die Ufer trete.
Feuerwehrkommandant Rolf Butscher bestätigt für die acht Jahre seiner Leitungszeit mindestens zwei solcher Hochwässer. Um den 1. Juni sei schließlich „ein Pegel wie noch nie” zu sehen gewesen, berichtete ein Anwohner. Er habe damals Angst gehabt, „dass unsere komplette Existenz durch die Wassermassen vernichtet” werde. Inzwischen haben sich Leute, die an dem Gewässer leben, zusammengetan. Sie wollen von der Stadtverwaltung wissen, wie sie die Bürgerschaft dort schützen möchte.
Eine der möglichen Hilfen: ein Uferdamm quer durchs Tal südlich des bebauten Orts Hauerz. Dafür gebe es schon einen Plan, eingereicht bei der Stadtverwaltung. Vorgelegt vom Hauerzer Bau-Planungsbüro Schmaus. Es gehört selbst zu den hochwassergeschädigten Anliegern. Aus der Stadtverwaltung Bad Wurzach hat das Büro Schmaus bisher allerdings nicht erfahren, ob und wann der Damm gebaut wird.
Hermann Schmaus (Mitte) und sein Mitarbeiter Thomas Welte (rechts) erläutern Bildschirmzeitungsreporter Julian Aicher ihren Vorschlag zum Bau eines Dammes südlich von Hauerz.
Die Bildschirmzeitung „Der Wurzacher“ hat sich das entsprechende Gelände in Hauerz vom Büro Schmaus zeigen lassen. Unser Reporter Julian Aicher sogar zweimal. Nach Durchschauen etlicher Papiere zum Thema bat er deshalb am vergangenen Mittwochnachmittag (13. November) Bürgermeisterin Alexandra Scherer bis Freitagvormittag, 15. November, um Auskunft darüber, ob – und wenn ja – wann der Damm gebaut werde. Noch am gleichen Tag antwortete die Rathaus-Chefin freundlich, sie habe die Fragen des Journalisten ans Bauamt weitergeleitet. Am Freitag um 8.55 Uhr ist die Antwort nachweislich von der Stadt (Johanne Gaipl im Auftrag der Bürgermeisterin) an den Bildschirmzeitungsreporter gegangen, dort aber wegen technischer Probleme offenbar nicht angelangt. Wir veröffentlichen die Antwort der Stadt nun ein einem gesonderten Artikel, der direkt über dem auslösenden Bericht steht (zu finden auch über Verweis “Lesen Sie hierzu auch …” am Ende dieses Artikels). Das Thema steht als sechster Punkt auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am heutigen Montag; wir haben an diesen Artikel die Sitzungsvorlage angehängt (zu finden unter „Downloads“).
Hermann Schmaus bei der Erläuterung seines detailliert ausgearbeiteten Vorschlages.
„Hausgemacht“
Der bisher nicht gebaute Damm südlich von Hauerz führt erkennbar dazu, dass die entsprechenden Bachläufe nach Starkregen auch allerhand angetriebenen Kies ungebremst mit sich führen. Dieser ströme dann im Bachbett weiter. Folge: Bei Hochwasser fehlt wegen der Kiesablagerungen ausreichend Raum für die Fluten. So suchen sie sich einen anderen Weg – auch außerhalb der Ufer. Insofern seien die Überflutungen dort als „hausgemacht” zu bezeichnen.
Löbliche Privatinitiative. Aber nach Meinung der Gruppe um Hermann Schmaus braucht es eine grundlegende Sicherung; Schmaus und Co. fordern den Bau eines Dammes südlich von Hauerz.
Wie gefährlich ist die Situation für die Anwohnerschaft? Die Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (LUBW) sieht für Hauerz „innerhalb der Ortslage keine große Betroffenheit” bei einem HQ100-Hochwasser (also einem „hundertjährigen Hochwasser“; es soll statistisch einmal in hundert Jahren vorkommen). Eine Überarbeitung der Hochwassergefahrenkarte in diesem Bereich beginnt erst im Jahr 2026/2027, schrieb die LUBW im Juli 2024. Und mit deren Ergebnissen sei „nicht vor 2030 zu rechnen”.
Am Montag geht es aber um die Ausarbeitung eines kommunalen Starkregenrisikomanagements. Und da hoffen die Bürger von Hauerz auf schnelle Entscheidungen.
Beim Pressetermin mit der Bildschirmzeitung war auch Rechtsanwalt Günter Beer (links) zugegen. Wenn es sein muss, würde man auch mit juristischen Mitteln um den Damm kämpfen, lässt die Gruppe um Hermann Schmaus durchblicken.
Text: Julian Aicher / Fotos: Hans Reichert
Unter „Downloads“ haben wir die Beschlussvorlage für TOP 6 bei der Gemeinderatssitzung am 18. November hinterlegt.