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Gesamtelternbeirat organisierte Suchtprävention-Vortrag

Aufrüttelnde Worte



Foto: Uli Gresser
Hauptreferentin Heike Mohrmann (links) mit Sabrina Pohl, die seitens des Elternbeirats die Organisation verantwortete. Frau Mohrmann, selbst trockene Alkoholikerin, warnte mit eindringlichen Worten vor dem Gefahren des Trinkens und anderer Süchte.

Bad Wurzach – Einen ganz besonderen Vortrag hat der Bad Wurzacher Gesamtelternbeirat in der Mensa im Schulzentrum in der Breite organisiert: Heike Mohrmann, 1. Vorsitzende der Landesvereinigung der Elternselbsthilfe suchtgefährdeter und Suchtkranker e.V., ist seit 19 Jahren trockene Alkoholikerin und kennt die Suchtprobleme aus eigener leidvoller Erfahrung; sie berichtete gemeinsam mit ihrer Zweiten Vorsitzenden Jeanette Göggelmann, wie man Suchtproblemen bei Kindern vorbeugen kann.

„Wir sind keine Profis, aber wir stehen betroffenen Eltern als Ansprechpartner zur Verfügung“, sagten die beiden Referentinnen. Sie hätten keinen 10 Punkte-Lösungsplan zu bieten, aber sie wollten mit diesem Vortrag und mit ihrer Selbsthilfegruppe Eltern Möglichkeiten aufzeigen, um Gefahren zu erkennen und richtig darauf zu reagieren. Als Gast hatten sie Beate Stör eingeladen, die in Leutkirch die Elternselbsthilfe Allgäu-Oberschwaben leitet.

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Wer die Dosis steigert

Zur Landesvereinigung der Elternselbsthilfe suchtgefährdeter und Suchtkranker e.V. gehören 16 stationäre Elternkreise und zwei Online-Elternkreise. Die Elternkreise treffen sich in regelmäßigen Abständen, dort können Betroffene ihre Sorgen und Ängste artikulieren, denn die Teilnehmer und Teamleitungen kennen die Probleme aus eigener Erfahrung.   

Heike Mohrmann kennt die Alkoholproblematik sehr genau: Vater Alkoholiker, Mann Alkoholiker, der im Schlaf immer um sich schlug. Um herunterzukommen und auch schlafen zu können, begann sie ein Glas Wein zu trinken, aus dem immer mehr wurde. Diese Dosissteigerung sind ein Anzeichen von Sucht. Sehr anschaulich zeigten die Referentinnen mit dem Animationsfilm Nuggets, wie die Abstände immer kürzer wurden, in dem Stoff eingeworfen werden muss, während gleichzeitig die „positive“ Wirkung immer mehr ausbleibt.

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„Das passiert immer nur de anderen. Meint man.“

Jeanette Göggelmann kam über ihren mittleren Sohn, der suchtkrank ist mit der Thematik 2016 in Berührung. Zuvor war das alles weit weg, das passierte nur den anderen. Bis in besagtem Jahr plötzlich vier Polizeibeamte zur Hausdurchsuchung antraten.

Der Stoff kam mit der Post

Der Sohn von Heike Mohrmann, der 2015 an einer Überdosis Heroin starb, brauchte nicht einmal einen Dealer, er konnte sich seinen „Stoff“ per Post zu schicken lassen.

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Was mit einem Glas Wein am Abend begann, endete für Heike Mohrmann wie für viele Alkoholiker in Isolation: Sie hatte die Wahl, daran zu zerbrechen oder etwas zu ändern.

Mohrmann zeichnete für das rund 40-köpfige Publikum – zumeist Mütter – den Weg vom Genuss bis zur Abhängigkeit mit Alkohol nach. Vom Genuss, bei dem die angenehme Wirkung im Vordergrund steht, über den Missbrauch, bei dem die Substanzen etwa die Stimmung heben oder Sorgen vergessen lassen sollen, führt der Weg über die Gewöhnung zur Abhängigkeit. Das problematische am Alkohol: Er kann sowohl beruhigend als auch aufputschend wirken.

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Die Symptome

„Ab wann spricht man von einer Alkoholabhängigkeit?“ Wenn der Wunsch Alkohol zu trinken zwanghaft wird und wenn die Kontrollfähigkeit bezüglich des Konsums ausgeschaltet ist. Körperliche Entzugserscheinungen sind Schwitzen oder Zittern. Wenn ständig die Dosis erhöht werden muss, andere Interessen zugunsten des Alkoholkonsums vernachlässigt werden und trotz nachweislich schädlicher Folgen weiterkonsumiert wird.

Körperliche Symptome sind Entzündungen bei Magen und Bauchspeicheldrüse, Herzschädigung, Nervenkrankheit, aber auch Krebs. Psychische Auswirkungen sind unter anderem Angst- und Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle, Reizbarkeit, Aggressionen, Unzuverlässigkeit und sozialer Rückzug.

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Ecstasy und Crystal Meth rücken bei Jugendlichen an die Stelle des Alkohols

Zwar sank im Jahre 2020 die Zahl der Jugendlichen in Baden-Württemberg, die wegen Alkohols behandelt werden mussten, um ein Drittel. Doch dieser Rückgang sei trügerisch: Viele moderne Drogen wie Ecstasy und Crystal Meth vertragen sich nicht mit Alkohol.

Göggelmann erzählte auch, wie ihr ältester Sohn sie darüber aufklärte, wie Drogen bereits das Lernverhalten an der Universität beeinflusst.

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Verherrlichende Rap-Texte

Suchtprobleme gibt es in allen sozialen Schichten, daher sei bei Gesprächen eine ablehnende Haltung von Eltern kontraproduktiv. Schockiert habe sie auch, als sie einmal die Texte eines bekannten Rap-Musikers sich genauer anschaute, in denen Alkohol und Drogen beinahe verherrlicht werden. Mohrmann ist der Meinung, dass Eltern ab einer gewissen Altersstufe der Kinder an deren Eigenverantwortung appellieren sollten.

ADHS-Kinder, die zu Cannabis greifen

Alarmiert zeigten sich die Referentinnen auch darüber, dass immer mehr ADHS-Kinder Cannabis konsumierten, weil sie merken, dass es sie ruhig macht.

Die Referentinnen zeigten auch den Film „Einsicht durch zwei Sicht“, bei dem Selbstbetroffene und betroffene Eltern erzählen, wie sie die Abhängigkeit und Süchte ihrer Kinder oder von sich selbst erlebten.

Sabrina Pohl vom Elternbeirat, die auch die Begrüßung übernommen hatte, bedankte sich mit einem Geschenk bei den beiden Referentrinnen nach dem gut zweistündigen Vortrag.

Weitergehende Infos

Informationen zur Präventionsarbeit des Vereines gibt es per Mail unter: office@elternselbsthilfe-bw.de oder auf der Homepage: www.elternselbsthilfe-bw.de   




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