A-Cappella-Abend des Kirchenchor Ziegelbach bot Unterhaltung auf hohem Niveau
Ziegelbach – Wer einen Platz beim 23. A-Cappella-Abend des Kirchenchor Ziegelbach ergattern wollte musste früh vor Ort sein. Bereits kurz nach 18.00 Uhr (Beginn war um 20 00 Uhr)trudelten die ersten Gäste ein, so beliebt ist der A-Cappella Abend des Kirchenchor Ziegelbach inzwischen.
Das Publikum ging bei jeder der vier hervorragenden Gesangsgruppen begeistert mit und selbst bei Essen und Trinken machte der Kirchenchor keinerlei Abstriche, ganz so als habe es die zwei Jahre Zwangspause nicht gegeben.
Als Tine Wespel, Vorstand des Kirchenchores Ziegelbach, gemeinsam mit dem musikalischen Leiter Günter Musch um kurz nach acht die Bühne betraten, um das Publikum zu begrüßen und den Auftrittsmodus zu erklären, lagen bereits aufregende Stunden hinter ihnen: weil ihr Hauptakteur plötzlich erkrankt war musste die Gruppe ChaRRmant auf die Reise nach Ziegelbach verzichten, so dass an diesem Abend schließlich nur vier Gruppen auf der Bühne des Dorfstadels standen.
Den Auftakt machte traditionsgemäß der Kirchenchor Ziegelbach selbst, der mit seinem Auftakt-Lied „Have a nice day“ bereits die Richtung vorgab, wie sich der Abend entwickeln sollte. Bei ihrem zweiten Lied, einem Volks- und Kinderlieder-Medley nahmen die Sängerinnen und Sänger gesanglich den aktuell in Deutschland grassierenden gesellschaftlichen Gender- und Ethnien-Wahnsinn aufs Korn. Da wurde aus dem schwarzen Zigeuner „ein Angehöriger einer ethnischen Minderheit“, aus dem Häuptling der Indianer „ein amerikanischer Ureinwohner“.
Den Vogel abgeschossen aber hat das Eigengewächs Vieragsang, das mit dem eher feierlichen „Laudate“ die Bühne enterte, um kurz darauf zu bekennen: „Mir wellet heit Spaß hon!“ Den brachten die vier Ziegelbacher Nachwuchs Sängerinnen und Sänger dann auch dem Publikum. Zunächst mit dem Queen-Hit „Don´t stop me now“ und erst recht mit dem englischen Liebeslieder Medley, dei dem sie das Wort Love durch das schwäbisch ganz ähnlich klingende „Horscht“ ersetzt hatten: Da wurde aus „Love is in the air“ Horschd is in the Air, und Horschd war dann auch für allerlei Liebeskummer bei „Horschd hurts“ verantwortlich.
Dem eher klassischen Chorgesang widmeten sich die Singing Men Group aus Kisslegg, bei der mit dem Leiter des Bildungshauses Arnach ein „alter“ Bekannter in vorderster Reihe tätig ist. Nach dem gute Laune Medley mit „Surfin the USA“ und der wohl bekanntesten Eiscremwerbe-Melodie „Like ice in the sunshine“ sorgten eben dieser Andre Radke gemeinsam mit seinem Duett Partner Gebhart Müller bei dem Ruhigen „Heaven“ für das entsprechende Gänsehautfeeling.
Das Damen-Sextett „Halba drui“ , bedurfte keiner Vorstellung, waren die Damen aus Unteropfingen mit ihrer Musik-Comedy schon häufig beim A-Cappella Abend in Ziegelbach zu Gast. „Ja, früher gab es viele pädagogisch wertvolle Sendungen im Fernsehen,“ beklagten die alten Damen die Qualität der aktuellen Fernsehprogramme. Und so feierten Kindersendungen wie Heidi, Pumuckl oder Wickie und die starken Männer auf der Bühne des Dorfstadels fröhliche Urständ, mit dem kleinen Unterschied, dass z.B. Wickie musikalisch in den Schweizer Bergen angesiedelt war, und Pumuckl musikalisch mit den Wikingern auf hoher See zugange war… In ihrem zweiten Lied erklärten die Damen mit zuckersüßen Stimmen wie es sich so anfühlt, wenn man sich altersmäßig zwischen Jung und Alt bewegt.
Für richtig „Stimmung“ sorgte Güner Musch mit seinem Witz zu Beginn des zweiten Konzertteiles mit dem Frauenchor des Ziegelbacher Kirchenchores: Dass Frauen für den einfachen Vorgang des Geldabhebens am Automaten fünfmal so viele Aktionen benötigen wie ein Mann brachte den weiblichen Teil des Publikums etwas in Wallung
Stefanie und Franziska Scherb, Antony Hierlemann und Johannes Sonntag alias der VieraGsang begeisterten auch bei ihrem zweiten Auftritt mit perfektem Timing und wunderschönen Stimmen. Und hatten sogar eine Premiere im Gepäck: Nach einem wunderbar besinnlichen ersten Lied sorgten sie mit der Optimismus verbreitenden Eigenkomposition „Unser Tag“ für eine Weltpremiere an diesem Tag.
Ganz klassisch eröffnete die Singing Men Group mit „In einem kühlen Grunde“ ihren zweiten Auftritt. Auch schon ein Klassiker für Chorgesang ist der Beachboys-Hit „Barbara Ann“ geworden, mit dem die Gruppe ihren zweiten Konzertteil fortsetzte. Und als Zugabe spendierten sie dem Publikum noch das Liebeslied „Heut ist der schönste Tag in meinem Leben“ des unvergessenen Tenors Joseph Schmidt aus den 30er Jahren.
Halba Drui in voller Besetzung, bedeutete auch: da wusste man gar nicht, wo genau man hinschauen oder hinhören soolte: Mit zuckersüßen Melodien, aber knüppelharten Texten liefen sie zu Hochform auf, berichteten von ihren Urlaubsambitionen und ihren schrägen Diäten und Kuren, so wie etwa bei der Schokoladenkur die (Aus-)Wirkung eine andere wurde wie geplant. Auf die Melodie von „Killing me softly“ gab es für die Männerwelt sogar ein schmeichelhaftes Loblied „Männer, ein Abbild Gottes in Perfektion“ hieß es da unter anderem.
Als erste Zugabe gab es dann, auch weil die Damen auf der Bühne Durst bekamen, mit der „Sentimental Journey“ eine Hommage auf den Ziegelbacher A-Cappella Abend. Und weil es so schön war gab es für das begeisterte Publikum noch eine zweite, wo es auf das Eurovisionsgewinnerlied „Ein bisschen Frieden“ das Lied vom Männerschnupfen gab.
Als sich zum großen Finale alle Mitwirkenden noch einmal auf der Bühne versammelten, wurde gemeinsam mit dem Publikum das eingangs schon erwähnte „Du schwarzer Zigeuner“ – allen sprachlichen Zensuren zum Trotz – mit Original-Text gesungen.