50 Personen bei der Riedführung des Gemeinderates
Bad Wurzach – Rund 50 Bürger folgten dem Angebot des Gemeinderates, um sich ein eigenes Bild zum geplanten Turmprojekt am Standort des ehemaligen Torfwerkes und den inzwischen renaturierten Abbaugebieten zu verschaffen. Hier der Bericht des Teilnehmers Dr. Wolfgang Hübner:
Dr. Siegfried Roth, Leiter des Naturschutzzentrums, zeigt den Standort des geplanten Turms. Foto: Wolfgang Hübner
Stadtrat Klaus Schütt begrüßte die Teilnehmer und übergab dem Leiter unseres Naturschutzzentrums Dr. Roth die Führung beim Gang am Stuttgarter See vorbei hinaus zum alten Torfwerk und schließlich auf einem sonst verschlossenen Pfad zu den schönsten Plätzen mit einmaliger landschaftlicher Kulisse, geradezu geheimnisvoll wirkend im aufkommenden Nebel über dem Moor. Ohne Zweifel, ein Ort mit Alleinstellungsmerkmal unserer Stadt, welchen wir stolz und behutsam auch anderen Menschen zeigen dürfen.
Beim alten Torfwerk erläuterte Dr. Roth wie es zur Standortauswahl für den Turmbau gerade hier kam, um Besuchern unter minimalem Eingriff in das Naturschutzgebiet die Chance zu geben, das Ried in seiner Vielfalt an einmaligen Pflanzen und Tieren zu erleben. Auf dem bei der industriellen Nutzung damals befestigten Platz soll die Gründung des Turms erfolgen, nach wenigen Metern Torf erreicht man die vom Gletscher hergeschobene tragende Kiesschicht. Ausführlich erläuterte er das Gesamtkonzept des Vorhabens, um das Ried und die Geschichte des Torfabbaus an einer Stelle für den Besucher erlebbar zu machen; Roth sieht darin auch ein Stück Umweltbildung.
Wortmeldungen der Turm-Kritiker
Viele Fragen der Besucher wurden von Dr. Roth und den anwesenden Stadträten sachlich beantwortet. Auch die nachbohrenden Fragen von Herbert Birk, einem der Initiatoren des Bürgerentscheids, zur Finanzierung und den vertraglichen Einschränkungen des Landeszuschusses und der Verwendung der Erlöse aus dem Verkauf der Riedgrundstücke an das Land. Unmut entstand aber, nachdem der Biologe Dr. Hövel immer wieder langatmig seine Bedenken zum Projekt wegen der Störung der Tierwelt durch die Besucher äußerte. Dabei verwies er darauf, dass in Markdorf die Umgehungsstraße wegen einer geschützten Art zu Fall gebracht wurde, zählte die verschiedenen besonders geschützten Arten im Ried auf und erwartet, dass ein Kranich in Nähe des künftigen Turms brütet und dann der Turm nicht gebaut werden kann oder geschlossen werden muss.
In dieser knisternden Spannung zwischen den Veranstaltern und teilnehmenden Gegnern des Turmbaus entgegnete Stadtrat Deuschel von den Grünen den Turmgegnern, dass er persönlich nach reiflicher Überlegung und Abwägung aller Argumente das Turmbauprojekt für die Entwicklung unserer Stadt und für den sanften Tourismus für vertretbar und förderlich hält. Selbst hat er bei seinen Reisen in der Welt in verschiedenen Nationalparks gerne die dort ermöglichten Zugänge genutzt und möchte gleiches auch unseren Besuchern und unseren Bürgern ermöglichen.
Dr. Roth verwies auf die jahrelangen Vorarbeiten zum Naturschutz, die schwierigen Abwägungen zwischen Naturschutz und Erlebniszugang für die Menschen sowie auf die vielen gutachterlichen Prüfungen, worauf der Stadtrat einvernehmlich sein Votum für das Turmkonzept erteilt hat. Ein Gegner des Projekts unterbrach ihn dabei lautstark: „Man kann Gutachten auch kaufen!“ Dem widersprach Stadtrat und Erster Bürgermeister-Stellvertreter Schütt energisch: Er verbitte es sich, die Stadtverantwortlichen und den Stadtrat in ihrer Arbeit so zu diskreditieren.
Dr. Wolfgang Hübner