Externe Propagandisten haben an der Schule nichts zu suchen
Zur Diskussion um das Aus des Bundesprogrammes „Demokratie leben“ im Bereich Leutkirch – Aichstetten – Aitrach, insbesondere zum in der „Schwäbischen Zeitung“ (Ausgabe Leutkirch) am 12. November veröffentlichten Artikel „Ortsvorsteher verteidigt ,Demokratie leben‘ gegen Kritik“ und zum in der Bildschirmzeitung veröffentlichten Leserbrief von Bärbel Fischer („Indoktrination unter dem Deckmantel ,Demokratie leben‘“ / DBSZ vom 6. November)
Herr Edelmann (Ortsvorsteher von Gebrazhofen; Anm. d. DBSZ-Red.) beruft sich in seiner Kenntnis über das Programm „Demokratie leben“ auf sein Amt als Ortsvorsteher und glaubt über den Nutzen dieses Programms besser Bescheid zu wissen als Frau Fischer. Er führt dabei ein äußerst triviales Beispiel an, das wenig überzeugend wirkt.
Auch wenn Frau Fischer die für die Bundesrepublik seit 1990 veraltete Abkürzung BRD verwendet, muss ich ihr damit Recht geben, dass es sich bei „Demokratie leben“ um ein regierungsideologisch gesteuertes Programm handelt. Das belegt alleine schon die Bezuschussung durch 55.00 € jährlicher Bundesmittel. Dass dieser Verschwendung von Steuergeldern ein Ende gesetzt wird, ist höchste Zeit.
Die Erziehung zur Demokratie ist Aufgabe der Schule, und zwar im Unterricht. Dazu gibt es den geeigneten Fächerkanon und darauf abgestimmte Bildungspläne. Die Schule hat dank ihrer personellen und finanziellen Ausstattung mittels Unterricht diesen Teil der Bildung und Erziehung zu übernehmen. Auch wenn externe Propagandisten für Schüler mitunter unterhaltsamer sind, sollte sich die Schule auch in diesem Punkt ihre hoheitliche Aufgabe nicht aus den Händen nehmen lassen.
Aus meiner ehemaligen Erfahrung als Lehrer kann ich bestätigen, dass an Schulen in zunehmendem Maße wertvolle Unterrichtszeit durch staatsideologisch bis grün-woke Gastredner mit Themen wie Demokratie, Klimakatastrophe, Migrationsproblematik etc. verdrängt wird. Mit unsinnigen Programmen überlässt die Schule dabei das Feld pädagogischen Laien anstatt in derselben Zeit seriösen Unterricht anzubieten, wie es die Eltern auch erwarten könnten. Viele Lehrer beklagen, dass sie dadurch in ihrer Lehrplanerfüllung behindert werden. Auch ich habe dies mehrfach so erlebt.
Schulleitungen dagegen lassen fast keine Gelegenheit aus, mit solchen außerplanmäßigen und damit öffentlichkeitwirksamen Veranstaltungen PR für ihre Schule zu machen.
Das Ergebnis kennt jeder. Weil Schule die ihr zugedachte Aufgabe nicht mehr erfüllt, werden die Leistungen der Schüler von Jahr zu Jahr schlechter.
Für mich als ehemaligen Lehrer sind gespielte Kinderparlamente in Grundschulen kompletter Unsinn. Es ist nicht altersgerecht und lenkt von den wahren Aufgaben der Grundschule, der Befähigung zu elementaren Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen ab.
Seine Tätigkeit als Ortsvorsteher macht Herrn Edelmann nicht per se zum Experten für Demokratie-Erziehung und seinem Beispiel möchte ich noch hinzufügen: Die Wasserqualität in der Leitung (und in Leutkirch verfügt jedes Klassenzimmer über einen Wasserhahn) ist weit besser als in einem bakterienverseuchten Plastik-Trinkwasserspender.
Gerhard Gschwind, Bad Wurzach