Heiko Butscher: Fußball-Profi aus Dietmanns
Bad Wurzach – Den Impulsvortrag „Grow beyond limits – Was heißt es, Profisportler zu sein?“ zum Future-Day des Vereines der Ehemaligen und Freunde des Salvatorkollegs hielt in diesem Jahr der aus Dietmanns stammende Heiko Butscher, ehemaliger Fußballprofi, Fußballlehrer und aktuell für den Nachwuchs des VfL Bochum verantwortlich.
Heiko Butscher (Bild) war 1992 ans Kolleg gekommen – er war der erste aus seiner Familie, der aufs Gymnasium ging und Abitur machte – das er dann zum Ende der 12. Klasse verließ, um sein Glück in Karlsruhe als Nachwuchsspieler zu versuchen.
Heimkommen, Ranzen in die Ecke
Seit seinem 7. Lebensjahr war für ihn Fußball, Fußball und nochmal Fußball das wichtigste im Leben. In der Grundschulzeit lief sein Tag so ab: Heimkommen, Ranzen in die Ecke, etwas essen und auf den einen Steinwurf von Zuhause entfernten Sportplatz, um mit Kumpels zu kicken. Nach mehreren Stationen in Vereinen der Region, dem SV Dietmanns, SV Aichstetten und FC Wangen, wohin die Eltern jeweils zum Training fahren mussten, bat er kurz vor dem Ende des 12. Schuljahres im Jahre 1999 den damaligen Schulleiter Hubert Heinrich um Freigabe, damit er in Karlsruhe beim KSC die Saisonvorbereitung mitmachen konnte. Welche dieser ihm zu seiner Überraschung problemlos erteilte. Mit dem Umzug nach Karlsruhe war ein Verlassen der Komfortzone verbunden, dort holte er dann im folgenden Jahr mit ihm unbekannten Leuten das Abitur nach, worauf seine Eltern bestanden hatten. Dabei profitierte er von dem sehr hohen Level am Salvatorkolleg, seine Noten verbesserten sich stark.
Nach Stationen bei Karlsruhe und Sandhausen landete er 2003 für drei Jahre bei seinem Herzensverein VfB Stuttgart, wo er als Nachwuchsspieler gemeinsam mit den Profis trainierte, und wo seiner Meinung nach die Basis für seine Karriere als Profi gelegt wurde, in die er mit 25 Jahren startete. Im war klar, dass er im Training immer mehr tun musste als Andere, er musste, um dabei zu sein, seine Grenzen immer mehr verschieben. Nach zwei Jahren, von 2005 bis 2007 beim VfL Bochum, in der Stadt, in der er seine Frau kennenlernte, ging es für fünf Jahre zum SC Freiburg. Diese Zeit bezeichnet er als seine erfolgreichste Zeit als Fußballer. Nach einer Saison in Frankfurt kehrte Butscher 2013 mit seiner Familie zurück nach Bochum, wo er seine Karriere ausklingen ließ. Bereits 2010 machte er, um für die Zeit nach seiner Profizeit gewappnet zu sein, die B-Trainerlizenz, 2013 den A-Schein und 2019 den Fußballlehrer. Zwar hatte er von 2003 bis 2006 ein Fernstudium in Sportmanagement gemacht, aber für ihn war klar, dass er nur etwas mit Fußball machen würde. Daher drückte er für den Fußballlehrer noch einmal für mehrere Jahre die Schulbank.
Aktuell verantwortlich für 250 Nachwuchsspieler
Aktuell ist er Trainer der Zweiten Mannschaft des VfL und trägt als sportlicher Leiter des Nachwuchszentrums Verantwortung für 250 Nachwuchsspielerinnen und -spieler.
Heiko Butscher berichtet über “seinen” VfL Bochum.
Die Kehrseite des Trainerjobs
Dass der VfL Bochum ein Kultverein war und ist, daran besteht kein Zweifel. „ESPN“, der Sportsender in den USA, beschreibt in ganz treffend: „Bochum this isn´t just football. This is religion on a saturday afternoon.“ Sky spricht vom Bochumer Stadion mit seinen 26.000 Plätzen als der letzten Kultspielstätte der Bundesliga. Dass der Verein immer gegen den Abstieg spielen wird, ist Butscher klar. Trainer müssen immer kurzfristig denken und handeln. Mal geht es gut, mal nicht. Im Sommer, als er kurzfristig zum Cheftrainer avancierte, er mit seiner Mannschaft in die Relegation musste und sein Team das erste Spiel zu Hause 0:3 verloren hatte, lernte er auch die Kehrseite des Trainerjobs kennen: Seine Söhne wurden deswegen auf dem Schulhof angegangen.
Der Psycho-Trick
Was also tun als Trainer nach dieser Pleite? Er suchte sich im Internet sämtliche Comebacks im Sport der letzten 40 Jahre heraus, druckte sie aus und klebte sie kommentarlos an die Kabinenwand beim Training. Mit diesem kleinen psychologischen Trick brachte er seine Mannschaft nach und nach dazu, Hoffnung zu schöpfen, so dass seine Spieler „motiviert bis unter die Haarspitzen“ zum Rückspiel antraten und tatsächlich nach großem Drama mit Verlängerung und Elfmeterschießen den Klassenerhalt noch schafften. In einem kleinen Filmausschnitt zeigte Butscher, was danach geschah: Emotion pur im Fanblock, bei den Spielern und ihm selbst.
Traumberuf Fußballprofi?
Im dritten Teil seines Vortrages ging er auf die Frage „Traumberuf Fußballprofi?“ ein und seine Arbeit als Leiter des vereinseigenen Ausbildungszentrums Talentwerk. Sein Karrierefazit lautet: „Für mich hat es sich gelohnt, noch mit 25 Jahren Profi zu werden und dafür auf vieles zu verzichten und oft noch mehr zu trainieren. Er habe seinen Traum, damit viel Geld zu verdienen verwirklichen können. Aber: In Deutschland gibt es 2,3 Millionen aktive Spieler. Davon spielen allerdings nur 1500 in den Profiligen 1., 2. und 3. Bundesliga. Wer also nach oben kommen will, muss sehr viel Talent, aber auch sehr viel Bereitschaft haben, mehr zu tun und auf vieles zu verzichten.
Der Weg zum Spitzensportler ist schwer.
Er skizzierte den Trainingsplan der Profis, die in der Regel eine ausgefüllte Sechs-Tage-Woche haben. Die Talente im Talentwerk gehen in der Regel von 8.00 bis 15.00 Uhr in die Schule, haben dann täglich etwa zwei Stunden Training und am Samstag ein Spiel und kommen dann abends erst spät nach Hause, so dass für Freunde u.ä. gar keine Zeit bleibt.
Bei den Fragen der Schüler kam etwa sein Tagesablauf als Leiter des Talentwerks aufs Tapet, aber auch solche, wie nah er an den Spielern dran sei und wie die jungen Talente lernten, mit Druck umzugehen.
Autogramme
Nach seinem Vortrag gab es noch eine kleine Autogrammstunde sowie ein Fotoshooting, bei dem der Schulleiter gemeinsam mit Heiko Butscher stolz das mitgebrachte Gastgeschenk, ein lachsfarbenes Sonder-Trikot aus der aktuellen Kollektion des VfL , beschriftet mit der Nr. 5 und dem Namenszug Butscher, in die Kamera hielt.
Text und Fotos: Uli Gresser
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