Bürgerdialog am Bauzaun
Reute – In Reute wird gebaut; über die Gründe, warum ein wichtiges Projekt aber nicht vorankommt, wurde vor Kurzem in einem Bürgerdialog informiert.
Ein Bauzaun wird errichtet, Maschinen stehen bereit, Erde wird ausgehoben – es wird gebaut am Fuß des Klosters in Reute. Normalerweise ein Grund zur Freude. Doch anders als erhofft ist es nicht das neue Quartier mit bezahlbarem Wohnraum auf den Schmid‘schen Höfen, das die Franziskanerinnen geplant und mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg entwickelt haben. Bezahlbares Wohnen, so die Erkenntnis der Schwestern, ist unter den derzeitigen Bedingungen kaum realisierbar. Über den Stand der Dinge konnte sich die Bürgerschaft in Reute am Samstag, 28. September, beim kleinen Bürgerdialog informieren.
Infos am Bauzaun: Unser Bild zeigt Generaloberin Maria Hanna und Ortsvorsteher Achim Strobel im Dialog mit Bürgern. Foto: Claus Mellinger / Kloster
Kloster, Ortschaftsverwaltung, Solidarische Gemeinde und Raiffeisenbank informierten über die aktuellen Entwicklungen im Ort und eine kleine Schar Bürger fand zum Bauzaun an den Schmid‘schen Höfen. Es tut sich in Reute einiges: das neue Baugebiet „Drei Eichen“ verspricht über 160 neue Wohnungen und auch die Raiffeisenbank am Ort errichtet Wohnraum. Da stellen sich viele die Frage, was mit dem Quartier auf den Schmid‘schen Höfen ist, das die Franziskanerinnen von Reute realisieren wollen.
Schon 2021 haben sie den Bürgerdialog zum Klosterbergprojekt gestartet, waren dabei mit einigen hundert Einwohnern im Gespräch und haben daraus viele wertvolle Rückmeldungen für ihr Vorhaben mitgenommen. Zwischenzeitlich hatte sich auch die Stadt Bad Waldsee angeschlossen und eine Ortsentwicklung für Reute-Gaisbeuren gestartet. „Kloster, Stadt und Ortschaft, das war schnell ein tolles Team, um die Ortschaft voranzubringen“, sagt Generaloberin Sr. Maria Hanna Löhlein beim Bürgerdialog. Ortsvorsteher Achim Strobel bestätigte das und konnte mit erfolgreichen Umsetzungen aus der Ortsentwicklung aufwarten, darunter sind zwei neue Kitagruppen, die Verkehrsberuhigung und einiges mehr.
Pläne durchkreuzt
Vor allem die Pläne des Klosters, bezahlbaren Wohnraum in und für Reute zu schaffen, fanden früh große Beachtung. „Im November 2021 fand sogar eine eigene Veranstaltung mit Bürgern und Experten zur Entwicklung der Schmid‘schen Höfe statt“, erklärt die Generaloberin. Die Ideen und Rückmeldungen haben die Architekten der Schwestern in einer städtebaulichen Studie verarbeitet, die mit Stadt, Ortschaftsverwaltung, Solidarischer Gemeinde und Raiffeisenbank als Berater und Unterstützer abgestimmt und weiterentwickelt wurde.
Zusammen mit diesen Partnern wurden Gespräche mit Baugenossenschaften aufgenommen und großes Interesse geweckt. Doch der Krieg gegen die Ukraine und dessen Folgen haben die Pläne durchkreuzt. Zu unsicher seien die Rahmenbedingungen geworden, um neue Projekte zu beginnen, meldeten die angesprochenen Bauträger zurück. „Bezahlbaren Wohnraum, wie wir ihn zugesagt haben, lässt sich unter diesen Bedingungen wohl nicht umsetzen“, konstatierte Sr. Maria Hanna vor ernüchterten Bürgern.
Aufgegeben sind die Pläne nicht
Aufgegeben sind die Pläne für die Quartiersbebauung jedoch nicht. Und in Sichtweite des Klosters hat die Raiffeisenbank Reute-Gaisbeuren mit dem Bau von 16 Wohneinheiten begonnen. Darüber informierte Bankvorstand Lothar Hanser die anwesenden Bürger. Bei denen war der Wunsch spürbar, beim Thema Wohnraum voranzukommen. Dr. Konstantin Eisele sah darin für die Solidarische Gemeinde großen Nutzen, schließlich seien auch Räume für die Solidarische vorgesehen und das Quartier am Kloster könne mit vorhandenen und neuen Angeboten bespielt werden. Deshalb gaben alle Beteiligten am Bürgerdialog das klare Signal ab, am Ball bleiben zu wollen. „Wenn die Bedingungen stimmen, setzen wir es um“, versprach Sr. Maria Hanna.
Alle Informationen des Bürgerdialogs sind auf den Bauzaunbannern an den Schmid‘schen Höfen noch einige Wochen nachzulesen.