„Herz Jesu – König und Mittelpunkt aller Herzen“ war das Leitwort des Pontifikalamtes
Bad Wurzach – Vinzenz Wohlwend OCist, Abt der Zisterzienser-Abtei Wettingen-Mehrerau bei Bregenz, der zuvor mit der Heiligblutreliquie die Blutreiter gesegnet hatte, hatte den Festgottesdienst unter das Leitwort „Herz Jesu – König und Mittelpunkt aller Herzen“ gestellt. Dieses Motiv mit lateinischer Umschrift findet sich einem Fenster seiner Abtei prangt.
Die Musikkapelle Unterschwarzach geleitete den Festzug mit der Reliquienmonstranz vom Podest an der Straße hinauf zum Baldachin vor der Gottesberg-Kirche, wo dann die Stadtkapelle unter der bewährten Leitung von Petra Springer die weitere musikalische Begleitung des Gottesdienstes übernahm.
Lang war die Liste der Gäste, die vom Hausherrn, Superior Pater Konrad (Bild), begrüßt wurden. Da war zum einen die Geistlichkeit, allen voran der diesjährige Segenspender im Heilig-Blut-Wagen, Pfarrer Norbert Wahl, der vor wenigen Tagen sein Diamantenes Priesterjubiläum gefeiert hatte; dann der Provinzial der Salvatorianer Pater Dr. Friedrich Emde sowie der Patronatsherr der Gottesberg-Kirche, Seine Duchlaucht Fürst Erich von Waldburg-Zeil.
Fürst Erich von Waldburg-Zeil (hier mit Pfarrer Norbert Wahl).
Die weitere Prominenz wurde vom Ehrengast der Stadt, Manuel Hagel, CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag, und seinen MdL-Kollegen Raimund Haser und August Schuler angeführt. Mit Josef Rief und Martin Gerster waren auch Vertreter der höchsten Legislative Deutschlands vertreten.
Ausgehend von diesem Glasfenster-Motiv in der heimischen Abtei betrachtete Abt Vinzenz das Geheimnis des Herzens Jesu.
„Mein Herz ist voll von unterschiedlichen Gedanken.“ So stieg Abt Vinzenz in seine Predigt ein. „Unser Herz ist der Motor für unser Leben. Es aber auch Resonanzraum für das, was uns bewegt.“ Es könne hüpfen vor Freude, schmerzen vor Trauer oder Verkrampfen vor Angst. Diese Herzensreaktionen kenne jeder: „So manches tragen wir im Herzen, bis wir es loslassen können oder in unserem Leben integriert haben.“ Maria, die Mutter Jesu, habe alles, was sie über Jesus erfahren hatte, im Herzen getragen. Sie habe sich immer mehr mit dem Weg ihres Sohnes identifizieren können. „Maria hat gelernt.“ Im Johannesbrief wird ein wichtiger Aspekt aufgezeigt: Der Autor spricht die Leser und Zuhörer als „Geliebte“ an. Es liege in der Natur der Sache, dass man Geliebte besser kennen lernen wolle. „Neues entdecken in der Beziehung bedeutet im Leben gemeinsam unterwegs zu sein.“ Problematisch werde es, wenn man glaube, den anderen begriffen zu haben. „Lieben ist etwas Dynamisches, Lieben ist ein Geben und Empfangen. Es ist ein Neues entdecken und neu Erkanntes wird gefestigt.“ Da passe ein Festlegen des Gegenübers nicht, weil dann das Geheimnis des Menschseins des Anderen seinen Reiz verliere.
„Stillstand ist Rückschritt“ laute in der Wirtschaft eine Maxime. „Das Leben ist stetiges Lernen. Will man das nicht, verliert man den Bezug zur Realität der Umwelt.“ Bernhard von Clairvaux, der Ordensvater der Zisterzienser, gehe da noch weiter: „Nicht voranschreiten wollen ist Rückschritt.“
Auch Ruhepausen seien wichtig, wie etwa der Schlaf. „In der Nacht reifen wir“, das sei etwas anderes als Stillstand. Und ein Stillstand des Herzens sei ebenso fatal wie eine Überbelastung. Dies gelte auch für unser geistig-geistliches Wachstum. Wir bräuchten Zeiten von Aktivität und Herausforderung, aber auch Zeiten, um wieder Kraft zu tanken.
Ein Beispiel, wie sich Leerstand auswirkt, zeigte der Abt anhand eines Gebäudeflügels der Abtei auf, der über Jahrzehnte leerstand. Die Natur begann, sich diesen Gebäudeteil zurückzuholen, es verlotterte. „Wenn wir unser Herz leer stehen lassen, wird es auch durch andere Dinge bewegt und umgetrieben, die zerstörerisch für unser Leben wirken.“ Leerstand blockiert unser Leben, unser Wachstum.
Deswegen sei es segensreich, sich von Gott suchen und besuchen zu lassen. „Es ist eine urchristliche Erfahrung, dass Gott uns zuerst sucht. Er wolle bei uns Heimat finden, in unserem Herzen wohnen und unseren Verstand beflügeln. Irenäus von Lyon sage: „Die Freude Gottes ist der lebendige Mensch.“
Das Heilige Blut ist eine Arznei
Eine Wallfahrt zum „Kostbaren Blut“ sei eine Arznei, könne uns helfen, eine gesunde Anbindung an das Herz Jesu und an sein Wort zu finden. „Wenn wir uns zur Wallfahrt rüsten, bereiten wir uns auf eine Zusammenkunft von Gott und Menschen vor.“ Unser Wallfahren nach Bad Wurzach zum „kostbaren Blut“ solle unserem Herzen Arznei sein, die uns im Leben stärkt.
„Der Weg ist das Ziel“, heiße es oft. „Dieser Weg ist Christus selbst.“ Die Wallfahrt nach Bad Wurzach lade ein, über diesen Weg als Lebensquelle nachzudenken.
Die Zugewandtheit Jesu zu uns Menschen zeige auch die Verheißung, die mit dem Bild in seinem Kloster verbunden sei, nämlich dass „mein Leben in seiner Verkündigung und seiner Botschaft geborgen ist.“ Sein Herz habe für uns aufgehört zu schlagen, sei für unser Leben durchbohrt worden. „Sein Herz ist uns zum Heil geworden.“
In seiner Danksagung kurz am Ende des Gottesdienstes bewies Pater Konrad Sinn für Humor, nachdem bei der Begrüßung mehrfach das Mikrophon seinen Dienst versagt hatte.
„Was wäre ein Gottesdienst im Freien ohne Blasmusik?“, rief er voller Lob und Anerkennung aus. Um sogleich die Antwort zu geben: „Wie wenn das Mikrophon ausfallen würde.“
Text und Fotos: Uli Gresser
Stellvertretend für alle Helfer zeigen wir den DRK-Nachwuchs.
Viele Fotos vom Pontifikalamt, vom Hinaufgehen zum Gottesberg, vom Heruntergehen und vom Altar am Fuße des Gottesberges in unserer Bilder-Galerie