Auch auf der Reichenau wird ein Heiligblutfest gefeiert
Reichenau / Bad Wurzach (rei) – Das Heilige Blut wird nicht nur in Bad Wurzach und Weingarten verehrt. Auch auf der ehemaligen Klosterinsel Reichenau, die heuer 1300-jähriges Jubiläum feiert (im Jahre 724 gründete der Wanderbischof Pirmin eine erste Zelle), gibt es ein Heiligblutfest.
Der Heiligblutaltar im Münster St. Maria und Markus in Mittelzell (Insel Reichenau). Der barocke Altar trägt die Jahreszahl 1739. Foto: Gerhard Reischmann
Das Reichenauer Heiligblutfest wird am Tag nach dem Dreifaltigkeitssonntag (Montag nach Pfingstmontag) gefeiert. Die dortige Heilig-Blut-Reliquie wird auf der Insel seit dem Jahre 925 verwahrt. Der barocke Heilig-Blut-Altar, der im Münster an zentraler Stelle steht, wurde vom Konstanzer Fürstbischof Johann Franz von Stauffenberg im Jahre 1739 gestiftet.
Auch jenseits des eigentlichen Reichenauer Heiligblutfestes – der höchste Inselfeiertag – spielt die Reliquie im geistlichen und gesellschaftlichen Leben der Insel, die ja ein Weltkulturerbe ist, eine große Rolle. So bei der Seeprozession, die Jahr für Jahr von Allensbach über den Gnadensee hinüber zur Reichenau geht, wo man zusammen mit den Gläubigen der Mutterkirche – die Allensbacher waren einst Untertanen des Reichenauer Klosters – eine festliche Messe feiert, an deren Ende der Segen mit der Heiligblut-Reliquie steht.
Diese Seeprozession war heuer am 7. Juli. Bei kühler und teilweise nasser Witterung setzte sich am Morgen um 8.30 Uhr vom Ufer des Bodanrücks eine kleine Armada von bekränzten Booten – die Reichenauer sagen „Gundeln“ dazu – in Bewegung und steuerte Richtung Insel. Auf breiter Front sah man vom Nordufer der Reichenau aus die herannahenden Boote, im Zentrum der religiösen Flottille ein kleines Flaggschiff.
Nach der gemeinsamen Eucharistie – der Münsterchor brachte Schuberts Messe in G-Dur zu Gehör – gab es eine weltliche Feier mit verschiedenen kulturellen Beiträgen, bei der Gäste aus dem gesamten Unterseebereich, auch von den Schweizer Ufer-Gemeinden, mitwirkten. Unter anderem gab es die Uraufführung eines neukomponierten Höri-Liedes.
Bad Wurzach steht mit seinem großen, aber deutlich jüngeren Heiligblutfest in einem umfassenden regional-religiösen Kontext: All diesen Traditionen gemeinsam ist der Dank und der Lobpreis für Christi Opfertod, der uns die Sünden abwäscht und ewiges Leben verheißt.
Die Lichterprozession zum Auftakt des Bad Wurzacher Heiligblutfest begann am Sonntag (7.7.) um 21.00 Uhr an der Pfarrkirche St. Verena. Am Freitag, 12. Juli, findet dann der große Wurzacher Flurritt zu Ehren des Heiligen Blutes statt.
Solche Nachen nennen die Einheimischen „Gundeln“. Foto: Gerhard Reischmann