Wenn nichts unternommen wird, gibt es nichts mehr zu schützen
Zur Veranstaltung der Landschaftsschützer in Eintürnenberg am 18. Juni
Ich bin der Einladung zur Vortragsveranstaltung in Eintürnenberg bewusst nicht gefolgt. Es sind immer dieselben Argumente, welche durch häufiges Wiederholen nicht richtiger werden. Offenbar ist die Wahrnehmung der Veranstaltung unterschiedlich. Ein Leserbriefschreiber in der „Schwäbischen Zeitung“ vom 28. Juni spricht von gut strukturierten Vorträgen. Dazu gibt es auch andere Eindrücke. Da am Schluss nicht mehr diskutiert werden konnte, scheint mir eher letztere Wahrnehmung zutreffend zu sein.
Im ursprünglichen Bericht in der „Schwäbischen Zeitung“ schlussfolgert der Autor, dass der Klimawandel nicht Thema des Abends war. Das zeigt, wie abgekoppelt von den eigentlichen Ursachen und Erfordernissen dieses Thema diskutiert wird und wurde. Denn eigentlich geht es nur darum.
Auch anderswo gibt es schützenswerte Landschaften und Menschen, die dort leben. Die Länder sollen zusammenarbeiten. Richtig – aber halt nicht so, dass nur die anderen machen und wir nichts.
Verfolgt man die Diskussion, scheint gerade dies die allgemeine Haltung zu sein.
Einer der Redner, 2016 Kandidat für die Landtagswahlen in BW auf der Liste der AfD, hat vor einigen Jahren in einem Interview genau diese Haltung vertreten. Er ist Landschaftsschützer, deshalb ist es nicht seine Aufgabe über Lösungen in Bezug auf den Klimawandel nachzudenken. Das ist doch mal eine Haltung! Aber das kennt man ja von seinen (ehemaligen?) Parteikollegen im Bundestag zur Genüge. Gegen alles – eigene Lösungen Fehlanzeige – nur Populismus. Und am Ende immer wieder die Mär von der ach so guten Atomenergie. Nur billig aufgrund massiver staatlicher Subventionen im Betrieb und Rückbau. Auf die anstehende, notwendige Endlagersuche darf man gespannt sein. Auch da wird vermutlich wieder das Sankt-Florians-Prinzip wirken.
Wie sehr die Zeit drängt, sieht man an den Ereignissen in jüngster Zeit. Stürme, Starkregen, abgerutschte Hänge und Gerölllawinen. Keine Ausnahmen – mittlerweile eher die Regel. Und wir sind erst bei Halbzeit dieses Jahres. Wenn nichts unternommen wird, gibt es nichts mehr zu schützen. Und es ist auch nicht beruhigend, dass es letzte Woche eine Schweizer Autobahn war, die weggerissen wurde. Ach ja – gestorben wurde auch!
Bereits in den 1980er-Jahren gab es einen Kalender. Auf einem der Blätter war ein Berg mit Hangrutsch abgebildet. Darunter stand in Anlehnung an den Spruch „Der Berg ruft“ abgewandelt der Spruch „Der Berg kommt“.
Vielleicht sollten wir eher auf Menschen hören, die es besser wissen. Und auf all jene, deren Häuser weggerissen und deren Lebensgrundlagen zerstört wurden. Es gibt mittlerweile genug davon.
Rita Schnitzer, Bad Wurzach-Eintürnen