Gesundheitsgefährdend und zu teuer? Das sehe ich anders
Als Teilnehmer am Infoabend der Landschaftsschützer am 18. Juni in Eintürnenberg möchte ich mich in diesem Leserbrief äußern.
Nach dem Infoabend der Landschaftsschützer mit dem Thema “Unser Landschaftsbild im Wandel durch Wind- und Solaranlagen” sind bei mir viele Fragen offen geblieben. Bedauerlicherweise war es nicht möglich, alle Fragen zu stellen, da die Vorträge überlang waren und damit den Rahmen sprengten. Es scheint mir, als sei der Abend absichtlich so voll gestaltet worden, um die Zuhörer dazu zu bewegen, nach Hause zu gehen.
Dass sich der Ortsvorsteher von Eintürnen zusammen mit dem Verein der Landschaftsschützer zeigt, ist von besonderer Bedeutung. Es ist bekannt, dass die Mitglieder Herr Hübner und Herr Müller vom Verein nicht nur gegen Windkraft aus der Perspektive des Landschaftsschutzes argumentieren, sondern auch die Windkraftnutzung als massiv gesundheitsschädlich und unbezahlbar darstellen. Die Rhetorik der beiden Redner zeichnet ein Bild von einer bedrohlichen und menschenfeindlichen Windkraft, die die Menschen und Deutschland in den Abgrund treibt. Ist das auch der Standpunkt des Ortsvorstehers?
Die beiden Gastredner, Herr Hübner und Herr Müller, nahmen wesentlich mehr Zeit in Anspruch als der Vereinsvorsitzende Herr Mall und Ortsvorsteher Leupolz. Herr Mall verzichtete sogar auf seine Darstellungen von PV-Anlagen, die seiner Ansicht nach ebenfalls das Landschaftsbild gefährden. Ich war davon sehr enttäuscht, da mit diesem Thema auf der Einladung geworben wurde.
Die Argumentation von Herrn Hübner, dass Windkraftanlagen massiv die Gesundheit bedrohen und die Landbevölkerung vertreiben, kann ich nicht nachvollziehen. In Norddeutschland werden solche Anlagen schon seit mehr als 20 Jahren betrieben und dort sind weder Menschen noch Tiere krank. Es gibt auch viele Vögel und Milane dort. Ich gehe auch gerne im Urlaub an die Nordsee. Die Windkraft gehört dort zur Landschaft und zum Leben dazu. Warum will Herr Hübner unter den Bürgern diese Ängste und Bedrohungskulisse verbreiten?
Die Argumentation von Herrn Müller ist ebenfalls seltsam. Er vertritt die Meinung, dass Windstrom zu teuer sei und Deutschland in den wirtschaftlichen Abgrund führe. Fakt ist, dass Windstrom inzwischen günstiger als Atomstrom ist und auch andere Länder wie Kanada, Frankreich und China massiv in diese Energieerzeugung investieren. Herr Müller ist bekanntlich ein Befürworter der Atomkraft und vertrat am Abend die Meinung, dass der Atomausstieg falsch war.
Ich bin zwar auch derselben Meinung wie Herr Müller, dass Atomkraft nicht zu den regenerativen Energien passt, aber ich komme zu einem anderen Fazit. Da die Atomkraft eine sehr träge Stromerzeugung ist und nur für die Grundlast eingesetzt werden kann. Wenn wir langfristig mehr regenerative Energien nutzen wollen, dann ist Atomkraft nicht die passende Technik zur schwankenden Stromerzeugung aus regenerativen Energien. Zusätzlich wird die Menschheit durch atomaren Abfall und atomare Unfälle mehr bedroht als durch Windkraft- oder Solaranlagen, die aus Wind und Sonne elektrische Energie für uns in Deutschland und auf der ganzen Welt erzeugen. Somit war der Atomausstieg genau richtig.
Ich finde es toll, dass sich die Landschaftsschützer aktiv mit dem Thema “Unser Landschaftsbild im Wandel durch Wind- und Solaranlagen” auseinandersetzen. Ein zentraler Punkt wird dabei oft vergessen: Die Energie wird für jeden von uns erzeugt, jeder von uns braucht Strom. Am allerbesten gefallen mir Bürgerwindanlagen, damit sich die Menschen vor Ort direkt an den Anlagen beteiligen und sich noch mehr damit identifizieren können.
Ich gehe eigentlich gerne zu den Vorträgen über Windkraft und freue mich über interessante Diskussionen. Bei den Vorträgen von Herrn Müller und Herrn Hübner fällt mir diese Einstellung allerdings etwas schwer.
Ulrich Kazmaier, Bad Wurzach
(Vorstand des Energiebündnisses Bad Wurzach-Bad Waldsee e.V.)