Zwischen den Welten
Bad Wurzach – Vor circa 350 Millionen Jahren verließen fischähnliche Lebewesen das Wasser und eroberten als erste Wirbeltiere das Land als völlig neuen Lebensraum. Hier entwickelten sich diese sogenannten Urlurche weiter zu einer großen Vielfalt an Amphibien. Auch heute noch sind fast alle Arten zumindest für ihre Fortpflanzung vom Wasser abhängig und erinnern so an ihre Vergangenheit.
„Doppellebig“ bedeutet das altgriechische Wort amphibios, von dem sich der Begriff Amphibien ableitet. 21 Arten sind bei uns heimisch, die in die beiden Gruppen Froschlurche mit Fröschen, Kröten und Unken, und Schwanzlurche mit Molchen und Salamandern, eingeteilt werden.
Jetzt im Frühjahr machen sich zahlreiche Tiere, allen voran Grasfrösche, Erdkröten und Bergmolche, auf den Weg von ihren Überwinterungsgebieten an Land zu den Laichgewässern. Der Beginn der Wanderung wird durch eine innere Uhr sowie die Außentemperatur gesteuert. In der Regel beginnt die Wanderung, wenn die Außentemperatur an mehreren aufeinanderfolgenden Nächten fünf Grad Celsius übersteigt. Durch Regen wird die Wanderbereitschaft verstärkt. Bei den Erdkröten warten die Männchen bereits entlang der Wegstrecke, die mehrere Kilometer betragen kann, auf die deutlich größeren Weibchen und lassen sich von ihnen huckepack zum Gewässer tragen. Dort werden die Eier in langen Laichschnüren um Wasserpflanzen geschlungen. Beim Grasfrosch treffen sich die Partner meist erst am Gewässer, wo die Eier in Form von glibberigen Laichballen abgelegt werden.
Nach etwa ein bis zwei Wochen verlassen die winzigen Larven die Eihülle und schwimmen als Kaulquappen durchs Wasser. Nach und nach entwickeln sie zunächst die Hinter- und dann auch die Vorderbeine, während sich der Schwanz immer weiter zurückbildet. Am Ende dieser spektakulären Metamorphose sind aus den Kaulquappen kleine Frösche und Kröten geworden, die nun nicht mehr über Kiemen, sondern über Lungen bzw. die Haut atmen. Jetzt suchen die Jungtiere bereits wieder Landlebensräume auf. Insbesondere junge Erdkröten gehen an einem Gewässer fast alle gleichzeitig an Land, ein Phänomen, das „Froschregen“ genannt wird. Junge Grasfrösche lassen sich für den Landgang meist mehrere Tage Zeit.
Etwas später als Erdkröte und Grasfrosch treten die sogenannten Wasserfrosch-Arten in Erscheinung, die aufgrund ihrer häufig grünen Körperfärbung auch als „Grünfrösche“ bezeichnet werden. In Deutschland sind der Seefrosch, der Kleine Wasserfrosch und der Teichfrosch, eine Kreuzung aus den beiden erstgenannten Arten, heimisch. Im Frühsommer lassen sie lautstark ihre Konzerte erklingen und quaken, quirren und quärren was das Zeug hält, um ein Weibchen zu gewinnen. Erzeugt werden diese Laute durch zwei Schallblasen, die seitlich vom Maul ausgestülpt werden.
Amphibien sind die weltweit am stärksten gefährdeten Wirbeltiere. Neben dem Verlust und der ökologischen Entwertung von Gewässern machen ihnen die intensive Landnutzung, ein hoher Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln, die globale Klimaerwärmung oder ansteckende Krankheiten zu schaffen. Um diese faszinierenden Tierarten nicht gänzlich zu verlieren, ist die Mithilfe aller gefragt. Gerade jetzt, zur Amphibienwanderzeit, kann jeder einen wichtigen Beitrag leisten: Fahren Sie auf Strecken, die durch Schilder, Amphibienzäune oder andere Hinweise als Wanderrouten zu erkennen sind, extrem langsam. Neben dem Überfahren ist es insbesondere der Strömungsdruck vorbeifahrender Autos, der zum Tod der Tiere führt. Bei maximal Tempo 30 würden viele Tiere überleben. Und bitte haben Sie Verständnis dafür, wenn auf manchen Straßen während der Wanderzeit ein nächtliches Fahrverbot eingerichtet wird. Das Überleben der Tiere sollte uns ein zeitlich begrenzter Umweg wert sein.