Hunderte nahmen an der Demo gegen Rechts in Leutkirch teil
Leutkirch – Samstag, 27. Januar, Gänsbühl: Demo gegen Rechts. Eine Veranstaltung, die einer der Redner, Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle, ein „Zeichen für Demokratie und Menschlichkeit” nannte. Zwischen der Freiluft-Plattform des Cafés „Bock” und einschließlich der Marktstraße drängten sich Hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Eine genauere Zahl will das Polizeirevier Leutkirch auf Anfrage der „Bildschirmzeitung „Der Leutkircher“ am Montag nennen. Mehrmals mahnten Sprecherinnen und Sprecher am Veranstaltungs-Mikrophon den Artikel 1 des Grundgesetzes an: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.” Schriftsteller Imre Török bezeichnete die AfD als “Antidemokraten für Destruktivität”. Jugendgemeinderätin Melissa Altergott forderte „Brücken der Verständigung“. Unser Reporter Julian Aicher berichtet.
„Die beste Werbung für die Demokratie ist eine funktionierende Demokratie”, sagte OB Henle am Samstagvormittag (27.1.) bei der Kundgebung am Gänsbühl. Er habe in den Sozialen Medien die Meinung vernommen, „dass man mit dieser Demonstration von den Kundgebungen der Bauern ablenken möchte”. Das sei „Blödsinn“, erklärte Henle. Vielmehr gehe es darum, „ein Zeichen für Demokratie und Menschlichkeit” zu setzen. Und damit gegen die bei einem Treffen in Potsdam vorgeschlagene „Deportation“, wie Henle ausführte. Der Oberbürgermeister betonte: „Zu unserer Stadt gehören alle Menschen, die hier leben.” Dafür erntete er lauten Beifall.
OB Henle: „Nie wieder ist jetzt”
„Demokratie braucht Auseinandersetzung”, äußerte das Stadtoberhaupt. „Was wir aber nicht akzeptieren können, ist, wenn die Basis unserer Zivilisation angegriffen wird: ,Die Würde des Menschen ist unantastbar.‘“ Diesen Artikel 1 des Grundgesetzes nannten auch Jugendgemeinderätin Melissa Altergott und Schriftsteller Imre Török. Der Buchverfasser und Oberbürgermeister Henle erinnerten daran, dass heute (27. Januar) der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ im Kalender stehe. Henle: „Wir beteuern das Nie-wieder.” Am 27. Januar 1945 war das KZ Auschwitz von der sowjetrussischen Roten Armee befreit worden. „Doch die Geschichte endet nicht 1945.“ Deshalb, so der Rathauschef, müsse man sich wehren „gegen Menschenverachtung“. Henle appellierte: „Setzen Sie sich ein für unsere Demokratie.“ Seine Schlussforderung: „Nie wieder ist jetzt.“ 2024 – „in wenigen Monaten“ – sei es 75 Jahre her, dass das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft trat. In Deutschland herrsche jetzt die beste Demokratie seiner Geschichte. Erkennbar an einer „eingespielten Gewaltenteilung”. Sie zeige sich gerade am Urteil des Bundesverfassungsgerichts gegen den ursprünglich geplanten Bundeshaushalt 2024.
Jugendgemeinderat Kistler: „Wir sind die Demokratie“
Jugendgemeinderats-Vorsitzender Luis Kistler freute sich, „dass so viele Leute da sind“. Kistler: „In unserem Geschichtsbuch ist kein Platz für Wiederholungen.” Er betone immer wieder, „wir sind die Demokratie”, wenn er höre oder lese, „wIr haben doch eh’ keine Demokratie mehr“.
Imre Török warnt vor einem „Rückfall in finsterste Zeiten“
Gegen einen „Rückfall in finsterste Zeiten” könne „Protest gegen Rechtsextremismus nicht laut genug sein“, erklärte schließlich Schriftsteller Imre Törek. Er bezeichnete die AfD als „Antidemokraten für Destruktivität”.
Bei der Kundgebung unter Fasnets-Fähnchen über dem Gänsbühl zeigten sich vereinzelt auch einige Hästräger. Einer der Veranstalter – Leutkircher Jugendorganisationen, Kirchengemeinden und die Gemeinderatsfraktionen – lobte, dass die Narrenzunft „Nibelgau“ sich „solidarisch mit unserer Veranstaltung” erklärt habe.
Text und Fotos: Julian Aicher
Oberbürgermeister Hans-Jörg-Henle spricht am 27. Januar auf dem Gänsbühl bei der “Demo gegen Rechts”.
Luis Kistler und Melissa Altergott vom Jugendgemeinderat Leutkirch am 27. Januar bei der “Demo gegen Rechts” in Leutkirch.
Foto vom Obergeschoss des Cafés “Bock” Richtung Kornhaus bei der “Demo gegen rechts” am 27. Januar 2024. Es spricht Imre Török.
Blick vom Obergeschoss des Kornhauses (Stadtbücherei).
Dichtgedrängt stehen die Teilnehmer bis zur Straßenkante.
Plakate bei der Leutkircher Kundgebung am 27. Januar.
Auf dem Einladungsplakat sind die veranstaltenden Gruppierungen genannt.