Fassungslosigkeit über die schrecklichen Ereignisse im Nahen Osten und in der Ukraine
Bad Wurzach – In allen Beiträgen zum diesjährigen Volkstrauertag kam bei der Gedenkfeier in Bad Wurzach Fassungslosigkeit über die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten zum Ausdruck, aber die Schüler der Werkrealschule trugen in ihren Redebeiträgen auch Beispiele von Menschen vor, die Anlass zu Hoffnung geben.
Bürgermeisterin Alexandra Scherer geißelte zu Beginn der Veranstaltung beim Mahnmal für die Opfer der Weltkriege an der Aussegnungshalle die Angriffskriege Russlands gegen die Ukraine und der Hamas gegen Israel, bei denen Völkerrecht gebrochen wurde. Die Hamas habe dabei mit ihrem Massaker an Zivilisten nicht nur Leid über das israelische Volk, sondern auch über das eigene palästinensische Volk gebracht. „Wir sehen einmal mehr, wozu Menschen fähig sind, im Guten wie im Schlechten: Flüchtlingskonvois, zerstörte Städte, Drohnenangriffe und grausame Massaker an Zivilisten: Männer, Frauen und auch an Kindern! Aber auch erbitterter Widerstand und eine immense, internationale Hilfsbereitschaft.“ Die Welt sei beim Krieg live im Fernsehen dabei und höre täglich Meinungen und Meinungsmache aus allen Richtungen, so auch viel Propaganda und Fake-News aus den sozialen Medien.
Auch der zunehmende Antisemitismus in Deutschland macht Bürgermeisterin Scherer fassungslos und sie fragt sic, was sich bei uns geändert hat und wo das herkomme. „Die Antwort muss jedoch lauten, dass es absolut untragbar ist, dass Jüdinnen und Juden in unserem Land wieder um ihr Leben fürchten müssen.“ Es sei gut, dass hier am Volkstrauertag die Frage gestellt werde, ob die Welt aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt habe und ob Krieg wieder ein Mittel der Politik sei?
Tatsächlich sei Krieg schon immer ein Mittel der Politik gewesen, auch in der jüngeren Vergangenheit: Der Jugoslawien-Krieg in den 1990er Jahren, die russischen Angriffe auf ehemalige russische Teilrepubliken, Kriege im Nahen Osten, in Afrika: „Überall dort ist Krieg ein Mittel der Politik.“ Aber es sollte doch das Anliegen aller Menschen sein, sich uneingeschränkt für den Frieden einzusetzen. Denn immer seien die Opfer der Kriege auch Zivilisten.
„Frieden kann es nur durch Verhandlungen geben”
„Frieden kann es nur durch Verhandlungen geben, die alle Beteiligten ernsthaft angehen müssen.“ Dabei sei jedem Klar, dass die Verhandlungen nicht nur nett und freundlich bei einer Tasse Tee stattfinden, sondern zwischen Politikern und Diplomaten sehr handfest und mit harten Argumenten geführt werden müssten. Dies als blauäugige träumerische Wunschvorstellung jenseits der Realität abzutun, sei eine Abkanzlung anderer Meinungen, wie das heute oft der Fall sei.
„Mit Ihrer Teilnahme an der heutigen Gedenkveranstaltung setzen sie ein sichtbares Zeichen für Frieden und gegen Gewalt, weltweit.“ Sie beendete ihren Redebeitrag mit dem Verlesen des Totengedenken an alle Opfer von Gewalt und Krieg, an Soldaten, Opfer von Rassismus oder Menschen, die ihr Leben im Widerstand verloren.
Zwei Zehntklässler der Werkrealschule
Gemeinsam mit ihrer Schulleiterin Julia Kiebler brachten die beiden Zehntklässler der Werkrealschule, Sebastian Rösch und Maximilian Mentz positive Beispiele von Menschen für Einsätze gegen den Krieg, nachdem sie festgestellt hatten, dass sich im Jahr 2022 die Zahlen der Kriegstoten weltweit im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt hatten: Dieudonne Munyankiko setzt sich in Ruanda für die Versöhnung von Hutus und Tutsis ein, fördert Gruppenprojekte und setzt sich für politische Bildung und Chancengleichheit vor dem Gesetz ein. Monika Hauser (Deutschland) ist Fachärztin für Gynäkologie, die seit den 1990er Jahren mit ihrer Frauenrechtsorganisation medica mondiale weltweit kriegstraumatisierten Frauen medizinische und psychologische Hilfe leistet und sich gegen sexualiserte Gewalt in Kriegs- und Krisengebieten einsetzt. Und schließlich der Syrer Ahmad Edilbi, der in Kanada die Initiative DUBARAH gründete, die syrischen Flüchtlingen im Ausland hilft, sich ein neues Leben aufzubauen.
Gebet und Fürbitten
Mit einem Gebet des den evangelischen Pfarrers Michael Kuczera und den Fürbitten, vorgetragen durch die Gemeindereferentin der katholischen Seelsorgeeinheit Bad Wurzach, Angelika Schupp, wurden die Textbeiträge dieses Volkstrauertages 2023 bei der Aussegnungshalle beschlossen.
Stadtkapelle, Liederkranz und Vereine mit Fahnenabordnungen
Bevor jedoch die Stadtkapelle unter der Leitung von Petra Springer mit der Nationalhymne die Gedenkfeier beendete, die sie gemeinsam mit dem Liederkranz “Chorioso” unter der Leitung von Katja Ehrat musikalisch gestaltet hatte, bedankte sich Bürgermeisterin Scherer bei den Vereinen, die mit ihren Fahnenabordnungen den Toten von Kriegen und Gewalt Ehrenbezeugungen angedeihen ließen, sowie allen die in irgendeiner Form an der Feier beteiligt waren.
Siehe Bildergalerie