Altstadtaufwertung: Die Vorschläge fallen durch
Leutkirch – Wie lässt sich die Altstadt aufwerten? Teils mit einer Fußgängerzone? Antworten darauf erhoffte sich der Gemeinderat von der Aalener Beratungsfirma “Imakomm”. Deren Geschäftsführer Matthias Prüller hatte entsprechende Erkenntnisse und Vorschläge dazu schon im September dem Gemeinderat erläutert. “Wir haben uns von der Verwaltung an dieses Gutachten gehalten”, sagte Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle am Montagabend. Doch noch nur zwei Ratsmitglieder stimmten dem so entstandenen Verwaltungsvorschlag zu.
Geschäftsführer Prüller hatte noch etliche Fragen zu beantworten. Die Mehrheit im Saal wollte seinen Ausführungen aber nur beschränkt entsprechen. Erst Stadtmarketing, dann Altstadtveränderung – so die Forderung. Wie etwa Burkhard Zorn von “Die Unabhängigen” (DU): “Stadtmarketing ist für mich die Grundvoraussetzung.”
Das kommt im Gemeinderat nicht alle Tage vor: Während die Ratsmitglieder oft den Verwaltungsvorschlägen folgen, mochten sich am Montagabend nur zwei der Gewählten den amtlichen Ansichten anschließen. Mehr noch: “Wir haben uns gestern Abend in der Fraktion noch zusammengesetzt”, berichtete CDU-Stadtrat und -Fraktionsvorsitzender Waldemar Westermayer. Von der CDU, dem “Bürgerforum” (BF) und den “Die Unabhängigen” (DU) waren dabei drei Punkte beschlossen worden. Nämlich: Erstens Gründung einer “Initiativgruppe Marketing Innenstadt”. Zweitens ein “konkreter Zeitplan” der Stadtverwaltung, wann wie was mit der Innenstadt geschehen solle. Drittens ein Verkehrskonzept. Warum diese drei Punkte? Westermayer: “Es macht keinen Sinn, jetzt die Fußgängerzone anzugehen, wenn übernächstes Jahr die Straßen für die Fernwärme aufgerissen werden.”
“Das Gutachten ist in der Analyse stark”
“Das Imakomm-Gutachten ist in seiner Analyse stark”, sagte BF-Fraktionschef Gottfried Härle. Die Vorschläge aber, die die “Imakomm”-Fachleute vorgelegt haben, seien “hinter den Erwartungen zurückgeblieben”. Stichwort: die Werbeformel von der “Familien- und Genusstadt Leutkirch”. Sie laufe Gefahr, “dass wir diesem hohen Anspruch nicht gerecht werden”. Besser: auf “Natur und Kunst” aufmerksam machen. OB Henle hielt dagegen: “Bei mir bezieht sich `Genuss’ nicht nur auf das Essen.” Schließlich gäbe es ja auch “Kulturgenuss” oder “Naturgenuss”. Anders Burkhard Zorn: “Genuss – das verbindet der Bürger mit der Zunge.”
Ähnlich wie sein CDU-Ratskollege Westermayer führte Härle aus: “Wir müssen mit der Fußgängerzone warten, bis die Fernwärmeversorgung fertig ist.” Nämlich wohl bis 2025 oder 2026. Zwar gelte es, “dass wir die Aufenthaltsqualität erhöhen” – etwa durch einladende Cafés, Gasthäuser und Restaurants – “aber ohne Fußgängerzone wird die Außengastronomie nicht kommen.” Bis dahin sieht Gottfried Härle noch viel Prüfungsbedarf. Werde zum Beispiel die südliche Marktstraße Fußgängerzone, könne das zu “Verkehrsverlagerungen zum Beispiel in die Bachstraße” führen.
Anders Stadtrat Joachim Krimmer, CDU: “Die Marktstraße ist doch schon jetzt eine verkehrsberuhigte Zone.” Schließlich heiße diese Strecke “nicht umsonst Marktstraße”. Vor Generationen mit Vieh-Fuhrwerken, heute auch mit Autos. Krimmer: “Ich muss die Innenstadt erreichen können.” Wenn nicht, könne das für den Einzelhandel dort verheerende Folgen mit sich bringen. Zu betrachten in Bad Waldsee oder in Lindau. Sprich: Wer Fußgängerzonen zu stark ausweite, mache allen außer der Gastronomie und dem Handel die Arbeit schwer. Andere Dienstleister wie etwa Hersteller von gesundheitlichen Hilfsgerät, müssten dadurch abwandern.
Erkennbar überwältigt von den vielen “Imakomm”-Vorschlägen, zeigte sich derweil Walter Braun, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler (FW): “Das hört sich für mich an wie ein Zehn-Jahres-Programm.” Dazu Dr. Brigitte Schuler-Kuon von den “Unabhängigen”: “Ich habe überhaupt keine Lust auf ein Zehn-Jahres-Programm.” Sie forderte, “dass man das große Ganze betrachten muss”. Und das bedeute: “Unsere Stadt braucht eine Corporate Identity.” Dazu müsse ein “schlagkräFtiges Gremium” “Aleinstellungsmerkmale” wie Kunst oder schöne Landschaft herausarbeiten und sich “ein Verkehrskonzept erarbeiten”.
“Stadtmarketing ist die Grundvoraussetzung”
“Stadtmarketing ist für mich die Grundvoraussetzung”, betonte Burkhard Zorn (DU). Ähnlich überzeugend, wie dies Isny ausübe. Sein Fraktionskollege Daniel Krug erläuterte, Derartiges sei von einem “offenen Büro” zu leisten. Ausgestattet mit 500.000 Euro. Zunächst aber wollen die Ratsmitglieder die “Initiativgruppe Marketing Innenstadt” aufgebaut wissen. In Zusammenarbeit mit dieser solle dann die Stadtverwaltung Konzepte für die Zeit vorlegen, in der die Fernwärmeleitungen bereits unter den Straßen der Stadtmitte verlegt sind. Das erklärten sie einstimmig.
Das Schlusswort des OB
OB Henle fasste daraufhin zusammen, “dass es gut war, das wir das nochmal besprochen haben”.
Julian Aicher