Druckpulse sind Realität
Zu den Leserbriefen “Wissenschaftlich fragwürdig” (DBSZ vom 17.3.) und “Effekte auf den menschlichen Organismus nicht nachweisbar” (DBSZ vom 17.3.)
Mit einer gewissen Verwunderung habe ich die Entgegnungen auf Dr. Hübners Beitrag zum Thema „Gesundheitsschädlichkeit von Windrädern“ zur Kenntnis genommen. Herr Dr. Hübner hatte in seinem Beitrag anlässlich der Einwohnerversammlung in Bad Waldsee zum Thema Windkraftausbau klare Fakten benannt, was die Beeinträchtigung des Wohnens in der Nähe eines Windparks betrifft. Gleiches gilt für die Wirkung von Druckpulsen.
Wenn bei Göppingen über 200 Anwohner eines Windparks zu ihren Erfahrungen befragt werden und dort z.B. 68 % über starke Geräusche in der Nacht klagen, ist das keine „Angstmacherei“ und erst recht kein „Populismus“, sondern für diese über 130 Menschen regelmäßig nächtliche Realität!
Gleiches gilt für die streng artengeschützten Fledermäuse, die einem Windrad zu nahe kommen und denen dort – wie ja die Leserbriefschreiber zumindest einräumen – die Lungen zerplatzen. Auch sie sind reale Opfer dieser in unseren Breiten völlig unwirtschaftlichen Energieerzeugungstechnik. Fledermausdetektoren – und dadurch ausgelöste Windradabschaltungen – würden diese Wirtschaftlichkeit übrigens noch desaströser machen.
Abgehackter Luftdruck hat zerstörerische Kraft
Wie wenig die Windkraftbefürworter an Wissenschaftlichkeit interessiert sind, legt dagegen die durchaus zutreffende Feststellung offen, dass das Thema Wirkung von Druckpulsen auf Menschen bisher wissenschaftlich nicht untersucht wurde. Wo bleibt der Aufschrei, dass in solch einem Umfang Windräder in Wohnungsnähe gebaut werden sollen, ohne dass einem bestehenden hochgradigen Anfangsverdacht nachgegangen wird?! Werden hier etwa absichtlich infolge von übermächtigen Lobbyinteressen Forschungsgelder verwehrt?! Selbst die EnBW (Projektentwickler Michael Soukup bei der Bürgerversammlung in Aitrach) bestätigt, dass der 900-m-Abstand von in der Hauptwindrichtung hintereinander stehenden Windräder nicht dem gegenseitigen Wegnehmen von Wind, sondern der gegenseitigen Zerstörungsgefahr durch „abgehackten“ Luftdruck geschuldet ist! Menschen aber sollen diese Windräder nun bis auf 600 m „auf die Pelle“ rücken.
Leider beschränkt sich die Ignoranz der Windkraftbefürworter in Oberschwaben aber nicht auf gesundheitliche Aspekte. Auch mit ökonomischen Zahlen stehen diese konsequent auf Kriegsfuß, wobei man die fatalen Folgen für die Wirtschaft bei uns bereits allenthalben greifen kann! Wenn mit dem 1,8-Prozent-Ziel für Windkraft die angeblichen Endausbauziele für Baden-Württemberg erreicht sind, werden 2000 Landschaften durch 250 bis 300 m hohe Windräder weiträumig zerstört sein. Produzieren werden diese aber gerade einmal etwa 7 Prozent der heute in Baden-Württemberg verwendeten Primärenergie (ohne Speicherverluste)! Wer glaubt, dass wir damit und mit Energiesparen durch Wärmepumpen, dazu Solaranlagen im Sommer, sowie importiertem Strom und Wasserstoff, ein wohlhabendes Industrieland bleiben werden, der wird dann in einer leider unumkehrbar gewordenen neuen Realität aufwachen. Windkraft in Baden-Württemberg ist nur durch Subventionen überlebensfähige Armutsenergie!
Wir haben auf erschreckende Art und Weise das Gefühl dafür verloren, was es heißt, für 21 Millionen Rentner, 17 Millionen Kinder, Schüler und Studenten sowie 8 Millionen Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose die wirtschaftliche Verantwortung zu tragen. Ohne billige – und vor allem ausreichende – Energie und ohne eine starke Industrie werden wir dieser Aufgabe nicht mehr gerecht werden können, übrigens ganz unabhängig davon, was Windräder mit unserer Gesundheit und Lebensqualität machen.
Friedrich-Thorsten Müller, Bad Wurzach