Das Ried verlangt Ruhe, Bedacht und Rücksicht
Zur Diskussion um den Turm
Ein Alleinstellungsmerkmal soll er werden, der hitzig debattierte Turm, und er soll dem örtlichen Einzelhandel und der Gastronomie ein spürbares Zubrot bescheren; er soll den Ruf Wurzachs mehren und für sein Ried erfolgreich werben. Wer würde sich das nicht wünschen!
Wurzach will „vorankommen“, aber zu fürchten ist, dass es mit seinen Visionen hinterherhinkt. Es gibt andere Türme, attraktivere, und das Bedürfnis des modernen Touristen, zumal wenn er mit Familie kommt, geht in andere Richtungen. Da will man was erleben, da fragt man was geht? Da sucht man action, voll geil, will sich betätigen, mitmachen. Was davon bietet der beschauliche Blick auf eine ausgedehnte Landfläche mit unterschiedlicher Vegetation? Was das Ried wirklich zu bieten hat, zeigt sich, von oben unsichtbar, am Boden – so wie es auch im Werbefilm der Fall ist. Das Ried ist ein geschützter Raum, der Ruhe, Bedacht und Rücksicht fordert. Ein naturkundlich Interessierter bringt sie mit, nicht aber die Massen, die man sich erhofft.
Der filigrane Ostracher Turm lädt schon durch seinen Anblick zum Hochkraxeln ein; während man ihn erklimmt, kann man hinunterschauen und von unten gesehen werden, den Untenstehenden zuwinken, zurufen. Beim Wangener Turm ist die außergewöhnliche Struktur durch zahllose Fenster durchbrochen, das Gelände der bisherigen Gartenschau zeigt sichtbare, lebendige Abwechslung. Der Thyssen-Turm schließlich bietet einen Aufzug ganz anderen Kalibers, bei gutem Wetter mit entsprechender Sicht.
Türme brauchen einen eindeutigen Aufforderungscharakter, das Wurzacher Projekt – ich habe es bei unbefangenen Ortsfremden mehrfach getestet –, schreckt jedoch ab, löst bestenfalls ein ungläubiges Auflachen aus, und ein eindeutiges „nein, so doch nicht!“.
Bitte, liebe Stadtväter und -mütter, lasst Euch etwas einfallen, das den Bedürfnissen der Zielgruppe entspricht und das wirklich nachhaltig zahlungswillige Kundschaft anzieht. Es wurde einmal die Idee von einer Draisine genannt. So etwas gibt es weit und breit nicht, das bietet action, Fröhlichkeit, weckt den Wunsch nach Wiederholung. Irgendwas in dieser Richtung sollte zu finden sein. Der Erfolg des Torfbähnles könnte inspirieren. Und der Turm-„Smash“? Bevor dieses Wort in die Jugendsprache einging, bedeutete es „zerschmettern“. Ich fürchte, er würde viele Hoffnungen zerschmettern.
Franziska Contag, Bad Wurzach
Eingegangen beim „Wurzacher“ am 18. Februar um 20.36 Uhr. Veröffentlicht im „Wurzacher“ am 19. Februar um 18.01 Uhr.
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