Reges Interesse an moderner Gelenkchirurgie
Wangen – Großer Andrang im Westallgäu-Klinikum: Über 100 Besucherinnen und Besucher kamen zur Vortragsreihe „Treffpunkt Gesundheit“, um mehr über moderne Behandlungsverfahren bei Hüft- und Kniegelenksarthrose zu erfahren. Referent war Privatdozent Dr. Benjamin Ulmar, seit Anfang April neuer Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie in Wangen und Leiter des dortigen EndoProthetikZentrums der Maximalversorgung (EPZmax). Am Mittwoch, 23. April 2025 hält Dr. Ulmar um 18 Uhr im Kurhaus Isny erneut einen Vortrag.
Unter dem Titel „Hüft- und Kniegelenksersatz bei Gelenkverschleiß – moderne Verfahren der Endoprothetik“ gab der Chefarzt einen Überblick über aktuelle Operationsmethoden. Drei weitere erfahrene Operateure aus dem EPZmax-Team – Dr. Horst Gehring, Guido Barth und Dr. Raphael Kranz – beantworteten zusammen mit Dr. Ulmar nach dem Vortrag Fragen aus dem Publikum.
Ein Fokus des Vortrags lag auf der sogenannten AMIS-Technik (Anterior Minimally Invasive Surgery) – ein minimalinvasiver vorderer Zugang bei Hüftoperationen, bei dem keine Muskulatur durchtrennt wird. „Die Patientinnen und Patienten kommen dadurch schneller wieder auf die Beine“, erklärte Dr. Ulmar. „Gerade in den ersten Tagen nach der Operation macht das einen großen Unterschied.“
Auch die Auswahl der passenden Prothese – ob Pfanne, Standardschaft, Kurzschaft oder Spezialprothesen für Prothesenwechsel – sei individuell und abhängig von Alter, Knochen-struktur und Aktivitätsniveau. „Es gibt nicht den einen perfekten Weg, sondern die pas-sende Lösung für jede und jeden Einzelnen“, betonte der neue Chefarzt, der zudem auf die Materialkombinationen, an denen sich das 50 künstliche Gelenk später bewegt, und die Verankerungsmöglichkeiten der Metallkom-ponenten im Knochen – zementfrei und zementiert – einging.
In einem weiteren Teil des Vortrags ging es um Knieprothesen: Teilprothesen, Standardi-mplantate oder Speziallösungen bei komplizierten Fällen. „Wichtig ist eine exakte Planung – etwa mit moderner Computersoftware auf Basis von Röntgenbildern“, so Ulmar. „Denn nur mit einer optimalen Vorbereitung erreichen wir bestmögliche Ergebnisse für unsere Patientinnen und Patienten.“
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Prothese? Diese Frage bewegte viele Zuhörer. „Das kann man nicht pauschal sagen“, antwortete Dr. Ulmar. „Schmerz ist sehr individuell. Was für den einen noch auszuhalten ist, kann für den anderen einen enormen Verlust 70 an Lebensqualität bedeuten.“ Er betonte: „Ich überrede niemanden zur Operation – die Patientinnen und Patienten wissen eigentlich immer selber, wann der Zeitpunkt für das künstliche Gelenk gekommen ist.“
Wie hoch ist das Infektionsrisiko? Auch diese Frage kam auf. Die beruhigende Antwort: „Sie liegt unter einem Prozent.“ Risikofaktoren für eine Infektion sind rein statistisch eine Diabetes oder starkes Übergewicht.
Eine Blut-/Plasmaspende vor der OP? Wird in Wangen nicht gemacht! Dr. Ulmar stellte klar: „bei der Erstversorgung mit künstlichen Gelenken brauchen wir in weniger als 0,5 Prozent der Fälle Blut-/Plasmakonserven. Nur bei Wechseloperationen oder bei der Versorgung von Schenkelhalsbrüchen mit Prothesen sind Transfusionen häufiger nötig. Es besteht hier aber die Möglichkeit während der Operation austretendes Blut aufzufangen und dem Patienten bei Bedarf wieder zurückzugeben.“
Endoprothetik auf höchstem Niveau
Das Westallgäu-Klinikum gehört mit seinem EPZmax zur höchsten Versorgungsstufe in Deutschland. 2024 wurden dort knapp 1.000 Hüft- und Knieprothesen eingesetzt – eine Zahl, die nur wenige Kliniken erreichen.
Nächste Gelegenheit: Vortrag in Isny
Wer die Veranstaltung in Wangen verpasst hat, hat bald eine neue Chance: Am Mittwoch, 23. April 2025 um 18 Uhr spricht Dr. Ulmar im Kurhaus Isny. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
