Ray Brown jr.: Jazz vom Feinsten in der Kurhaus-Kulturschmiede
Bad Wurzach – Gemeinsam mit dem Michael Porter Trio tritt Ray Brown Jr. in vielen Städten mit der „Tribute to Ella Fitzgerald-Tour“ auf. Und dank Michael Porter, Schlagzeug-Lehrer an der Bad Wurzacher Jugendmusikschule, gab er nun auch im Kursaal der Kurhaus Kulturschmiede ein Benefiz-Konzert zugunsten von ukrainischen Kindern.
Bad Wurzach kann sich geehrt fühlen, neben Städten wie Rorschach (Schweiz) und Berlin auf der Tourliste des amerikanischen Jazz- und Blues Sängers, Schlagzeugers und Entertainers bei dessen Premieren-Tour durch Deutschland zu stehen.
Aufgewachsen umgeben von Jazz-Titanen
Ray Brown Jr. wurde als Sohn von Ella Fitzgerald´s Stiefschwester Frances geboren und später von Fitzgerald und Ray Brown adoptiert. Ray Brown Jr. wuchs umgeben von Jazz-Titanen auf: Ray Brown, Oscar Peterson, Duke Ellington, Frank Sinatra und viele andere. In seiner Jugend war sein Lehrer der berühmte Schlagzeuger von Ellingtons Orchester – Louis Belson. Es war also keine Frage, welchen Weg der junge Ray einschlagen sollte, zumal er viel Zeit mit Ella auf Tournee verbrachte. So berühmte Eltern zu haben, ist Fluch und Segen zugleich: es besteht die Gefahr, im Schatten ihres Ruhmes zu stehen. In seiner Jugend zog es ihn aber eher zur Rockmusik hin, nachdem er seine Passion fürs Schlagzeug und Singen entdeckt hatte. Später gab er einmal zu, dass sein Interesse daran ein Akt der Rebellion war. Oft habe er die Musik nur gemacht, um den Gesichtsausdruck seines Vaters dabei zu sehen.
Humor, phantastische Stimme und grandiose Musiker
Sein ihm eigener Humor war an diesem besonderen Konzertabend deutlich spürbar, und Michael Porter hatte bei seiner Begrüßung nicht zu viel versprochen: Es wurde ein richtig amüsanter Abend. Was auch an seinen Mitmusikern lag. Da wäre Martin Meixner, der erstmals beim Michael Porter Trio an den Tasteninstrumenten saß. Er definierte die Bedeutung von Multiinstrumentalist neu: Den Flügel spielte er mit links, die Rechte hieb auf die Tasten seiner Miniorgel ein. Gleichzeitig! Zum Zweiten am Kontrabass Andreas Schmid, der garantiert nicht als Slowhand gelten kann, so flink wie seine Hände über die dicken Basssaiten flitzten. Und schließlich Michael Porter, dessen schlagzeugerische Fähigkeiten eh außerhalb jeder Diskussion stehen.
Spenden für die Stiftung
Dass Ray Brown aber nicht nur eine phantastische Stimme, sondern auch ein großes Herz hat, zeigt sein Engagement für ukrainische Kinder, denen er mit Spenden seiner Stiftung zu einer musikalischen Ausbildung verhelfen will.
Michael Porter
Michael Porter erhielt bereits im Alter von 7 Jahren über das Stadtorchester seinen ersten Schlagzeugunterricht in seiner Heimat Schramberg/Schwarzwald . 1987 gründete er seine Schlagzeugschule „Rhythmpoint“ in Laupheim und wurde Schüler bei Cloy Petersen am „Drummers Focus“ in München. Daneben erhielt er Unterricht bei Karl Latham (USA), Chad Wackerman (USA) und Wolfgang Lackerschmid. Es folgten zahlreiche eigene Band- und Konzertprojekte, u.a. mit Dave Samuels, Chuck Loeb und Joo Kraus. Michael Porter war Drummer bei den Musicalproduktionen von „Fame“, „Grease“ und „West Side Story“. 2009 tourte er mit seinen Töchtern Jessica und Vanessa, dem „Porter Percussion Duo“ durch die Ukraine. Dort dozierte Porter auch in Winnyzia und der Musikhochschule Odessa. Seine aktuellen Formationen sind seine Big Band „Brassport“, die Funk- und Soulband „The Soul Empire“, das „Daimler Swing Ensemble“, sowie das Projekt „Hollywood, James Bond & more“ – ein 30- köpfiges Orchester mit dem Schwerpunkt Filmmusik.
Zu dem Konzert im Kursaal kamen rund 130 Besucher, viele von ihnen sind oder waren Lehrer an Bad Wurzacher Schulen, denn die Musik ihrer Studentenzeit war damals der Jazz. Da nutzten sie natürlich die Gelegenheit, ein so hochklassiges Jazz-Konzert mit einem Musiker aus einer so bekannten Familie vor der eigenen Haustüre zu besuchen und ein wenig die Studentenzeit wieder aufleben zu lassen.
Dass der inzwischen 75-jährige Sänger mit der phänomenalen Bühnenpräsenz und seine Mitmusiker mit seiner Stücke-Auswahl den Nerv des Publikums traf, zeigten die vielen spontanen Beifallskundgebungen bereits während der Stücke für besondere solistischen Leistungen und die Tatsache, dass sie erst nach mehreren Zugaben die Bühne verlassen durften.
Mit den Lieblingsliedern von Ella Fitzgerald wie “There will be another you”, “Summertime”, “Misty”, “Night & day”, “It had to be you”, begeisterten die vier Musiker das Publikum.
Kommentar eines Chorsängers aus einer Teilgemeinde: „Die Musik war jeden Euro wert.“
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
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