Nachrufe auf Erich Lacher
Bad Wurzach – Am 23. Oktober starb Erich Lacher im Alter von 77 Jahren. Der Träger der Bürgermedaille der Stadt Bad Wurzach und der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg hatte sich in vielerlei Hinsicht um die Allgemeinheit verdient gemacht. So hat er als Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Brücken zu unseren Nachbarn jenseits der Grenzen gebaut. Auch hatte er sich sehr für die Entwicklung des Breitensports eingesetzt und in der TSG Bad Wurzach Führungsverantwortung übernommen. Als Ingenieur war er über 43 Jahre bei der Fassnacht Ingenieure GmbH in Bad Wurzach-Arnach tätig gewesen. Bei der Trauerfeier am 29. Oktober in der Verena-Kirche in Bad Wurzach sprachen Bürgermeisterin Alexandra Scherer, Florian Strobel für die TSG, Peter Grupp für den Kirchenchor und Karl-Josef Fassnacht als ehemaliger Arbeitgeber. Zum Requiem am 31. Oktober, zelebriert von Pfarrer Stefan Maier, war auch die Bürgermeisterin aus der polnischen Partnergemeinde Popielów gekommen. Mit Erlaubnis der Autoren veröffentlicht die Bildschirmzeitung „Der Wurzacher“ zwei der vier Nachrufe auf den Bürgermedaillen-Träger im Wortlaut:
Erich Lacher (1947 – 2024)
Ansprache von Bürgermeisterin Alexandra Scherer
Sehr geehrte Frau Lacher,
sehr geehrte Trauerfamilie Lacher,
verehrte Trauergäste,
die Stadt Bad Wurzach und der Partnerschaftsverein Bad Wurzach nehmen Abschied von Herrn Erich Lacher.
Für seine Tätigkeiten als langjähriger Vorsitzender des Partnerschaftsvereins und als Leiter des Komitees Popielow sowie in verschiedenen Verantwortungen bei der TSG Bad Wurzach im Gesamtverein und der Abteilung Turnen erhielt Herr Lacher 2013 die Bürgermedaille der Stadt Bad Wurzach und 2011 die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg.
Von Beginn der partnerschaftlichen Beziehungen zu Popielow an war Herr Lacher rund zwanzig Jahre Vorsitzender des Komitees für unsere polnische Partnerstadt. Und von 2004 bis 2019 war er Gesamtvorsitzender des Partnerschaftsvereins – und damit für insgesamt vier Städtepartnerschaften unserer Gemeinde verantwortlich. Er hat in diesen Ämtern die Entwicklung der Stadt Bad Wurzach im städtepartnerschaftlichen, europäischen Austausch wesentlich geprägt und vorangebracht.
Mehr als zwanzig Jahre war Herr Lacher darüber hinaus an verschiedenen Stellen bei der TSG Bad Wurzach im Gesamtverein, insbesondere aber in der Abteilung Turnen aktiv und verantwortlich. Er hat damit die sportliche Entwicklung vor Ort begleitet und vorangebracht.
Auch die Initiative zur Teilnahme an verschiedenen Gau- und Landesturnfesten sowie die Renovierung des Turnerheims, wichtig auch für uns vor Ort in Bad Wurzach, sind auf ihn zurückzuführen.
Als Organisator von Schüleraustauschen in den 1980er-Jahren mit dem Salesianer-Gymnasium in Lodz begründete er als überzeugter Europäer bereits damals mit sehr großem persönlichem Einsatz die Grundlagen für länderübergreifende Austausche.
In all diesen Funktionen war Herr Lacher hoch angesehen, weil er den Menschen zugewandt war, für jeden ansprechbar, freundlich, warmherzig und ausgleichend. Er war offen für Neues, tatkräftig, überzeugend und weitblickend. Er konnte Menschen zusammenbringen und begeistern. Durch sein Engagement und seine Persönlichkeit war Erich Lacher war ein herausragendes Beispiel des ehrenamtlichen Engagements in unserer Gemeinde.
Die Stadt Bad Wurzach hat Herrn Erich Lacher viel zu verdanken. Wir werden ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.
Unser Mitgefühl gilt Ihnen, Frau Lacher, und allen Angehörigen.
Ansprache von Karl-Josef Fassnacht
Liebe Stefanie,
liebe Familie Lacher
sehr geehrte Anwesende bei diesem Abschiedsgebet,
als mich am frühen Abend des vergangenen Mittwoch (23.10.) die traurige Nachricht vom Tod von Erich Lacher erreichte, hat dies mich sehr aufgewühlt und beschäftigt. Die schwere Erkrankung von Erich war ja bekannt, aber die Todesnachricht selbst kam doch überraschend.
Die Gedanken zum Leben und den Aufgaben und Leistungen von Erich kamen auf. Sie kreisten um seine Person, welcher Mensch war er, wie haben wir ihn erlebt, was hat er uns bedeutet als Mitarbeiter und Kollege und was hat er für uns und unser Ingenieurunternehmen bedeutet und geleistet.
Erich Lacher war von 1972 bis 2015 für Fassnacht-Ingenieure, also 43 Jahre, als Ingenieur tätig, davon lange Jahre in leitender Funktion. Er war der „maßgebliche Gründer“ unserer Vermessungsabteilung und begleitete anfangs den Bau von größeren überörtlichen Gasleitungen vermessungstechnisch und auch bautechnisch. Später war er Bauleiter und Projektleiter von vielen wichtigen und zukunftsträchtigen Projekten unseres Büros. Als Beispiel sei hier Planung und Bau des Dorfplatzes in Eglofs, der besonders prämiert wurde und seine Tätigkeiten bei der Kreismülldeponie in Obermooweiler genannt.
Ende der 90er-Jahre beschäftigten wir uns sehr mit dem Thema Regenwasserbewirtschaftung, also mit einem neuen und nachhaltigeren Umgang mit dem Niederschlagswasser von bebauten Bereichen. Erich war von Anfang an ein engagierter Mann der ersten Stunde, der von diesen damals innovativen Ideen absolut überzeugt war und diese engagiert verfolgte. Viele dieser Projekte mit neuartiger Entwässerung hat er betreut. So war er Projektleiter bei dem von der EU geförderten Projekt der Stadt Leonberg am „Engelberg Nordhang“, wo wir durch die Planung von Versickerungsanlagen eine ökologische und wirtschaftliche Realisierung der Regenwasserentwässerung für die bereits bestehende Bebauung ermöglicht haben. Wir hatten bei diesen Projekten damals viel Aufklärungsarbeit bei den kommunalen Gremien und auch bei den Grundstücksbesitzern zu leisten. So kann ich mich noch gut erinnern, wie Erich und ich bei dem früheren VfB-Trainer Jürgen Sundermann und seiner Frau in Leonberg eines Abends waren und bei einem guten Glas Wein die Thematik Grundstücksentwässerung erfolgreich besprachen.
Bei diesem Projekt waren viele Symposien zur Öffentlichkeitsarbeit gefordert. Wir beide nahmen sogar an einer Veranstaltung der EU in Maastricht in den Niederlanden teil, wo auch dieses Projekt vorgestellt wurde. Weitere Projekte mit dieser Erschließungsstruktur in Köngen, Landkreis Esslingen, in der Stadt Lorch im Remstal und in unserer Region betreute er ebenfalls als Projektleiter. Wir beide bildeten ein sehr gutes „Gespann“ und freuten uns sehr, dass man im Unterland für solche anspruchsvollen Aufgaben Ingenieure aus Oberschwaben benötigte.
Erwähnen möchte ich auch das herausragende Projekt zur Wiedervernässung des Benninger Rieds, insbesondere auch zum Schutz der vom Aussterben bedrohten europaweit einzigen Riednelke. Erich begleitete das Projekt in der Bauphase, wo eine umfangreiche komplexe Technik zum Bauen im Grundwasser eingesetzt wurde. Das von der bayerischen Staatsregierung gesondert geförderte Projekt musste innerhalb eines Jahres realisiert werden. Der damalige Umweltminister Markus Söder war bei der Einweihung selbst anwesend. Die Gemeinde Benningen erhielt für dieses Projekt einen besonderen Umweltpreis, und das nachfolgende Monitoring zeigte den Erfolg der Maßnahme.
Erich hat dieses und auch alle anderen Vorhaben durch seine Kompetenz, sein überdurchschnittliches Engagement und seine besondere freundliche Art in überragender Weise für unsere Auftraggeber und unser Ingenieurbüro sehr erfolgreich abgeschlossen. Dafür sind wir und auch ich persönlich ihm außerordentlich dankbar.
Auch bei seinen Kollegen genoss Erich durch seine Fachkunde, seine Hilfsbereitschaft und seine menschliche Art großes Ansehen. Wenn man sich als Arbeitgeber nach eigenem Wunsch einen Mitarbeiter zusammenstellen könnte, dann käme eine Person wie Erich heraus.
Sein Beruf war für ihn auch Berufung.
Liebe Stefanie, ich wünsche Dir und Deiner Familie für die schwere Zeit der Trauer viel Kraft und Zuversicht, gestärkt durch die Gewissheit, dass Erich eine ausgeprägt menschliche Art auszeichnete und er Überragendes in Beruf und Gesellschaft geleistet hat. Sein Leben hat einen Sinn gehabt.
Ganz persönlich möchte ich Dir, lieber Erich, herzlich danken für alles, was Du uns gegeben hast und was wir miteinander erleben durften. Dies werden wir nie vergessen.
Chapeau, Erich!
Ruhe in Gottes Frieden.