Gemeinderat beschloss Schmutzwasser-Entwässerung und Kaltes Nahwärmenetz
Bad Wurzach / Ziegelbach – Für das Baugebiet Ziegelbach Nord-West, für das 2019 der Aufstellungsbeschluss, 2021 der Satzungsbeschluss erfolgt war, standen nun im Gemeinderat die Entscheidungen zur Schmutzwasserentwässerung und zur Energieversorgung durch den Bau eines sogenannten Kalten Nahwärmenetzes an.
Stadtbaumeisterin Kathleen Kreutzer und Baurechtsexperte Andreas Haufler erläuterten dem Rat, dass aufgrund des Höhenunterschiedes innerhalb des Baugebietes die Entsorgung des Schmutzwassers nicht über Freispiegel in den vorhandenen Kanal erfolgen könne. Klaus Schütt (CDU) fragte nach, da die Entwässerung über Pumpen zusätzliche Kosten für Häuslesbauer und Stadt bedeuteten, ob es nicht doch möglich wäre, eine Freispiegellösung zu finden. Beide verneinten dies.
Kreutzer erläuterte, dass es bei der Pumpenlösung zwei Möglichkeiten gebe: Bei Einzelpumpen würde die Stadt die Anschaffung übernehmen, für Wartung und Unterhalt wären dann die Eigentümer zuständig. Robuster und sicherer sei die Sammelpumpenlösung: Das Doppelpumpwerk werde Anschluss an die Kläranlage haben und von dort aus auch betreut.
Für die energetische Erschließung des Baugebiets mit einem sogenannten Kalten Nahwärmenetz hatte der Betreiber eine Bundesförderung fest eingeplant, ohne die die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben wäre. Da es bei den aktuellen Förderbedingungen eine gesetzliche Änderung bezüglich der Gebäudeanzahl gegeben habe, würde das Gebiet diese Bedingungen nicht mehr erfüllen. Kreutzer schlug daher vor, das Gebiet um das angrenzende “Adler”-Areal zu erweitern. Ewald Riedl (CDU) hakte nach, ob dies wirklich erforderlich sei, um die Förderung zu erhalten. Und Bernhard Schad (FWV) fragte nach, warum die städtischen Gebäude in Ziegelbach (Kindergarten, Turnhalle, Rathaus/Schule, Feuerwehrhaus und Dorfstadel) nicht mit angeschlossen werden können. Alois Jäger, der als externer Teilnehmer bei der Sitzung Rederecht erhielt, erklärte dazu, dass es sich bei der Förderung um einen bedeutenden Betrag handele, ohne den das ganze Projekt nicht wirtschaftlich darzustellen sei.
Da die öffentlichen Gebäude alleine schon genau soviel Energie benötigten wie der Rest des Gebietes, wäre ein Anschluss nur über zusätzliche Brunnenanlagen und damit deutlich höhere Kosten möglich. Franz-Josef Maier (MirWurzacher) fragte ein wenig skeptisch nach, ob das “Adler”-Areal wirklich die Lösung für die Fördermöglichkeit sei. Alois Jäger bekräftigte dies und verwies auf den Zeitdruck – der Antrag, der bereits fix und fertig vorliege, müsse noch im Oktober zur Fristwahrung gestellt werden.
Sybille Schleweck, Ortsvorsteherin von Ziegelbach, sieht in dem Projekt eine „extreme Aufwertung“ für den Ort. Auch Bürgermeisterin Alexandra Scherer vertrat diese Ansicht: „Das kalte Nahwärmenetz wird die Ortschaft voranbringen.“ – Die Abstimmung erfolgte einstimmig.
Die bereits angesprochenen öffentlichen Gebäude und deren zukünftige Energieversorgung waren Thema des nächsten Tagesordnungspunktes „Wärmeversorgung städtische Gebäude Ziegelbach“. Stadtbaumeisterin Kreutzer berichtete, dass die Gebäude bisher mit Gas geheizt wurden und es bei deren Heizungen hin und wieder zu Problemen komme. Angesichts steigender Energiepreise, Versorgungssicherheit und dem Ziel der CO2-Reduzierung sollen die öffentlichen Gebäude in Ziegelbach nach und nach umgerüstet werden. Bei einer Wirtschaftlichkeitsanalyse wurden drei Varianten untersucht. Ein reines Kaltes Nahwärmenetz, eines in Verbindung mit einer Pelletanlage und eines in Verbindung mit einer PV-Anlage.
Der Vertreter des für die Analyse beauftragten Ingenieurbüros Fischer aus Biberach erläuterte zunächst die Varianten und ihre Vor- und Nachteile vor. Dabei kristallisierte sich Variante drei als die wirtschaftlichste Lösung heraus. Die höheren Investitionskosten werden dabei durch eine frühere Amortisation innerhalb des 30 Jahre Betrachtungszeitraumes aufgewogen.
Bernhard Schad (FWV) wollte wissen, ob in der Analyse alle betriebsgebundenen Kosten miteinbezogen wurden, was bejaht wurde. Norbert Fesseler (FWV) fragte an, warum anstelle von Pellets nicht eine Heizung mit Hackschnitzel untersucht worden war. Kai Baur vom Ingenieurbüro Fischer begründete dies damit, dass bei Hackschnitzelheizungen ständig Personal zur Kontrolle erforderlich sei und diese auch störungsanfälliger sind. Diese Sichtweise überzeugte Alfred Krug (MirWurzacher) nicht restlos. Er fragte nach, wie die Berechnung erfolgt sei. Baur erklärte, dass bei der Begutachtung vor Ort ein Energieberater dabei war. Franz-Josef Maier (MirWurzacher) fragte, wie die Umsetzung der Maßnahme geplant sei. Baur erklärte, dass alle Maßnahmen gemeinsam erfolgen sollten. Ortsvorsteherin Schleweck unterstrich die Dringlichkeit: „Die Heizung des Feuerwehrhauses ist bereits abgängig.“
Uli Gresser