Beim Oldtimer-Corso im Rahmen des Roter Dorffestes konnte man wieder ganz besondere Fahrzeuge sehen
Rot an der Rot – Alljährlich kommen seit vielen Jahren Oldtimerfreunde aus ganz Oberschwaben und dem angrenzenden Bayrisch-Schwaben mit ihren motorisierten Schätzen zum Dorffest nach Rot an der Rot.
In diesem Jahr waren es rund 300 Fahrzeuge, die sich vom Oberen Tor durch Flohmarktstände und Zuschauermassen hinunter zum Unteren Tor schlängelten. Vom Fahrrad mit Hilfsmotor bis zur Feuerwehr-Drehleiter auf einem Magirus-Deutz-Fahrgestell war so ziemlich alles vertreten, was mindestens zwei Räder zum Fahren hatte.
Der absolute Hingucker mit einer besonderen Geschichte war in diesem Jahr ein ganz besonderer Fiat 1400 B Baujahr 1958. Dieses Fahrzeug stammte ursprünglich aus Süditalien und dürfte einstens viele Opfer von Mafia-Zwistigkeiten transportiert haben: Es ist ein kunstvoll verzierter, mit einer Art Glaskuppel ausgestatteter Leichenwagen mit einer besonderen Geschichte, deren Kurzform der jetzige Besitzer Robert Kern aus Markt Rettenbach beim Defilee an der Bühne beim Rathaus live erzählen durfte.
Kleines Oldtimermuseum
„Schatz, wir gehen heute einen Leichenwagen anschauen“, mit diesen Worten eröffnete Robert Kern, der bereits ein kleines Privatmuseum mit mehreren Oldtimern sein eigen nennt, die Erzählung, wie er vor rund einem Jahr in den Besitz dieses ganz besonderen Fahrzeuges kam. Robert Kern Junior betreibt gemeinsam mit seinem Vater in Markt Rettenbach eine Tuning-Werkstatt für Alpine Fahrzeuge und hat seit kurzem in einem umgebauten Bauernhof ein kleines Oldtimermuseum.
Ein Sammler hatte das seltene Fahrzeug mit der besonderen Geschichte vor 19 Jahren nach Deutschland geholt und wollte es selbst restaurieren, schaffte es aber aus Altersgründen nicht mehr, das Werk in Angriff zu nehmen und stellte es in einer Scheune ab. „Von Kaufen war an diesem Tag im Hause Kern aber noch nicht die Rede,“ als Robert die Anzeige eines Amerikaners aus Los Angeles entdeckte. Aber als er das von einer dicken Staubschicht bedeckte Fahrzeug dann in Natura sah, war es um ihn geschehen. Und als er dem Amerikaner einen Preis nannte, wusste dieser: „Das Fahrzeug kommt in gute Hände!“ Den Winter über habe er dann das Fahrzeug restauriert, die vergoldeten und schwarzen Verzierungen frisch gestrichen und die Technik auf Vordermann gebracht. Um den Charakter des Fahrzeuges zu erhalten, verwarf er Gedanken an eine Fremdnutzung und installierte einen gläsernen „Schneewittchensarg“ im Inneren.
“Laubfrosch” von Karl Ehrmann
Mehr als 30 Jahre älter war der Opel „Laubfrosch“ von Karl Ehrmann aus Bad Wurzach. Auch dieses Fahrzeug aus dem reichen Oldtimer-Fundus des ehemaligen Busunternehmers, der seit vielen Jahren an dem Oldtimertreffen teilnimmt, hat eine ganz besondere Vita. Es war mit seinem Baujahr 1926 das erste Automobil von Otto Maier, dem Gründer der „Ravensburger Spiele“. Wie Robert Kern bewegt er seine Schätze regelmäßig. Den Laubfrosch hatte er wohl schon vier Jahre nicht mehr gefahren. In Vorbereitung auf das Oldtimertreffen hat er ihm eine neue Batterie spendiert – und brachte so Manchen zum Staunen: Ein Dreh mit dem Zündschlüssel und das Fahrzeug sprang trotz der langen Standzeit sofort an. Vollbepackt mit mehreren Passagieren schaffte der Laubfrosch die Corso-Strecke und den Weg nach Hause problemlos.
Ein weiteres ganz besonderes Fahrzeug präsentiert alljährlich der Fuhrunternehmer Max Wild aus der Nachbargemeinde Illerbachen. Es ist der LKW, mit dem er sein Unternehmen gegründet hat.
Auch die Feuerwehr Bad Wurzach war neben der Drehleiter und einem TSF-W der Feuerwehr Laupheim mit ihrem Oldtimer vertreten. Und sorgten mit ein wenig Wasser für angenehme Erfrischung unter den Zuschauern. Besonders bei ihrem ehemaligen Kommandanten, dem sie eine ordentliche Dusche verpassten.
Das größte Fahrzeug, ein sehr gut erhaltener MB-Trac Baujahr 1976, dessen Räder bereits ähnliche Größenordnungen hatten wie heutige landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge, wechselte sich ab z.B. mit einem Cadillac Cabrio aus den 1980ern. Oder einer BMW Isetta, dessen Dreiersitzbank die Passagiere durch Öffnen der seitlich-wegklappbaren Fronttüre aufnahm. Nicht fehlen durften natürlich eines der ersten „Reisemobile“ der VW-Bulli oder das italienische Lastenfahrzeug, die Ape.
Auch Zweiräder waren dabei
Die Zweirad-Fraktion wurde hauptsächlich von Mofa, Moped und Roller Modellen wie Hercules, Zündapp oder Vespa dominiert. Einen Hauch Exklusivität verströmte ein in der ehemaligen DDR beliebtes Moped der Marke Simpson. Apropos DDR: Auch einige Trabant Modell 601 verströmten ihren ganz besonderen Duft.
Dieselduft einatmen durften die Zuschauer bei den vielen Traktorenschätzchen. Angefangen vom wunderbar geschmückten Porsche-Diesel über die wie dieser längst der Vergangenheit angehörenden Marken wie Lanz, Hanomag, Hela, Eicher oder Güldner, um nur einige zu nennen, war so gut wie jede Marke bei dem alljährlichen Spektakel vertreten. Und besonders herausgeputzt und oft mit der holden Weiblichkeit im Dirndl auf den häufig unbequemen – weil ungepolsterten Beifahrerplätzen.
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